Wenn Seeed für die Energiewende kämpft

14.5.2014, 09:07 Uhr
Wenn Seeed für die Energiewende kämpft

© privat

Bringen Demonstrationen was? Lohnt es sich, den weiten Weg nach Berlin zu fahren? Das waren meine ersten Gedanken, als wir ein Rundschreiben zu dieser Demo erhielten. Die Firma, die unsere Biogasanlage gebaut hatte, forderte uns zur Teilnahme auf. Doch wofür demonstrieren wir dort eigentlich? Ich kann doch nicht auf eine Demo gehen, ohne zu wissen, warum ich diese Meinung vertrete.

Im Brief stand, es gehe um erneuerbare Energien, wie Wind-, Solar- und Bioenergie, und um weniger oder keinen Einsatz mehr von Kohle und Atomkraft. In Ottenhofen haben wir zwei Biogasanlagen, mit denen wir etwa 80 Prozent des Dorfes beheizen. Somit wissen wir, wie wichtig erneuerbare Energien aller Art für die Zukunft sind, um von Atomkraftwerken wegzukommen und die Umwelt zu schonen. Schließlich sollte es keinem von uns egal sein, was mit unserer Erde passiert.

Genau deswegen setzten wir uns am Samstagmorgen um 6 Uhr in die Bahn und fuhren in die Bundeshauptstadt. Als Vorbereitung hatte ich weiße Leinentücher mit Sprüchen wie „Solar ist doch klar!“ oder „Biogas statt Putingas“ beschriftet. Auf der Fahrt gingen wir die Demo-Pläne nochmal durch und bereiteten uns auf einen langen Tag mit vielen neuen Erfahrungen vor. Immerhin war es meine erste Demo überhaupt – im Gegensatz zu meinem Opa und meiner Cousine.

Als wir ankamen, waren vor dem Hauptbahnhof schon die ersten Demonstrationsgruppen versammelt. Sie verteilten Fahnen, Pfeifen und anderes. Am Truck der Firma, die uns angeschrieben hatte, kleideten wir uns mit Warnwesten, Pfeifen, Schals und Fahnen ein.

Um etwa 13 Uhr begann die Bootsdemonstration: 120 Boote fuhren auf der Spree entlang und wurden von den Demonstranten zu Land unterstützt. Vom Kanu bis zum Floß – alle zeigten sehr fantasievoll, was sie von der Politik halten. Auf einem Boot etwa tummelten sich zwei Leute mit Masken von Angela Merkel und Sigmar Gabriel, die hinter dem Kohleabbau standen. Dazu der Spruch: „Mit uns in den Untergang.“

Dann zog auch die Menschenmasse langsam los: 12000 Demonstranten beteiligten sich an dem Gang vorbei am Bundeskanzleramt, Brandenburger Tor, den Botschaften, entlang am Tiergarten zur CDU-Zentrale. Dort war eine Bühne aufgebaut, auf der Redner und Bands zeigten, dass auch sie für die Energiewende standen. Auch die Bands Seeed und Revolverheld gaben ihr Statement ab.

Wir sind eine Zeit lang in der Menge umhergelaufen und haben uns mit anderen Demonstranten unterhalten. Es waren Landwirte von überall her, Mitglieder von Umweltschutzverbänden oder Menschen, die in der Energiebranche arbeiten.

Um 18 Uhr stiegen wir dann wieder in den Zug Richtung Heimat. Wie schön war es zu sitzen! Unsere Beine schmerzten – aber das für einen guten Zweck. Zwar frage ich mich schon, ob die Aktion jemanden aufgerüttelt hat und sich in der Politik nun etwas tut. Aber ich bereue es nicht, dort gewesen zu sein. Eine Demo mit 12.000 Leuten ist ein Signal. Und für seine Zukunft zu kämpfen, lohnt sich immer!
 

Verwandte Themen


Keine Kommentare