Reutles: Skater auf der Suche nach dem Kick

2.5.2014, 07:59 Uhr
Reutles: Skater auf der Suche nach dem Kick

© Michael Matejka

Herwig König ist kein Unbekannter in der deutschen Skaterszene. Der 1.Vorstand der Nürnberger „Skateboardfreunde“ steht seit 20 Jahren auf dem Brett, das für ihn die Welt bedeutet. Er hat Sponsoren und war schon Deutscher Meister im „Flatskaten“.

Doch als er oben auf der rund dreieinhalb Meter hohen Halfpipe in der Reutleser Straße steht, scheint ihm doch etwas mulmig zu sein. Er sieht nach unten, als stünde er zum ersten Mal auf einem Fünf-Meter-Brett. Am Ende traut sich der 31-Jährige natürlich und stürzt sich per „Drop in“ in die Halfpipe. Heil unten angekommen, sieht man ihm den Adrenalinschub an. „Da erinnert man sich tagelang dran und strahlt über beide Backen.“

Helm und Schützer

Auch Jerome Eufinger zeigt sein Können in der Halfpipe. Der 23-Jährige aus St.Johannis ist mit Helm und Gelenkschützern ausgestattet und nimmt bei seinen Fahrmanövern den ein oder anderen Sturz in Kauf. „Skateboarder sind hier selten“, meint Eufinger, die Anlage werde eher von Inline-Skatern benutzt. Geht es nach den Nürnberger Skateboardfreunden wird sich das ändern.

Halfpipefahren sei eine eigene Disziplin, die aktuell wieder in Mode komme, meint Herwig König. Leider gebe es deutschlandweit kaum Halfpipes, umso erfreuter sind er und seine Freunde über die wieder zur Verfügung stehende Anlage. „Es ist eine Herausforderung. Der Reiz, der Kick, es ist etwas ganz Neues.“

Neu ist die Halfpipe in Reutles, im äußersten Norden Nürnbergs, eigentlich nicht. Schon seit 1999 steht sie da, ursprünglich mit einem Belag aus Metallplatten. Für die Sportler war das nicht optimal, viele Skater aus Nürnberg haben die alte Anlage kaum zur Kenntnis genommen.

Der Grund für die Modernisierung war allerdings ein anderer, wie Michael Pfister, ebenfalls von den Skateboardfreunden, berichtet. „Ich war das letzte Mal vor zwei, drei Jahren im Sommer hier. Da ist mir aufgefallen, dass die Metallbeläge an manchen Stellen lose waren, dass Schrauben fehlten oder herausstanden, was natürlich sehr gefährlich ist beim Skateboardfahren.“ Nach 15 Jahren sei es ganz normal, dass die Rampe renoviert werden musste. Die Holzschicht zwischen den Metallbelägen, sei total aufgequollen gewesen und faulte bereits. Michael Pfister setzte sich vor zwei Jahren mit dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) der Stadt Nürnberg in Verbindung, in Kooperation mit den Skateboardfreunden entstand die neue Halfpipe.

Glanzstück ist der Belag, der sich „Skatelite“ nennt und ganz den Wünschen der Sportler entspricht. Herwig König zieht den Vergleich: „Vorher war es eine reine Katastrophe, die Platten waren nicht mehr richtig fest. Es gab Lücken zwischen den Belägen, was gefährlich ist, wenn du stürzt.“

Der neue Belag sei schön laufruhig, man könne sich besser darauf konzentrieren, es gebe keine störenden Übergänge mehr und das sei für den Sport gerade in solchen Höhen „auf jeden Fall absolut wichtig“.

Spezieller Belag

Der spezielle Belag wurde von Sör auf Anregung der Skateboardfreunde und nur nach eindringlicher Recherche verlegt. Über den konkreten Preis will sich Peter Bechert von Sör nicht äußern. Die Kosten lägen allerdings im ganz normalen Rahmen dessen, was für den Unterhalt der Nürnberger Freizeitanlagen ausgegeben werde.

Die Skater sind jedenfalls begeistert und wollen jetzt viel häufiger nach Reutles kommen. Allerdings sei die Anfahrt ein Problem, geskatet wird deshalb doch weiterhin lieber im zentral gelegenen Gelände am Spittlertorgraben.

Das will Peter Bechert von Sör allerdings so nicht akzeptieren. Ihm sei auf Sitzungen mit den Skateboardfreunden versichert worden, man käme überall hin, solange die Anlage nur gut sei.

Anfahrt planen

Die Skater aus Nürnberg haben nun also zwei Herausforderungen mehr. Sie wollen jetzt „Transition-Skaten“, wie das Halfpipe-Fahren genannt wird, üben. Und müssen darüber hinaus die Anfahrt nach Reutles planen.

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