Roßtal: Der Kampf gegen die Plastiktüte geht weiter

28.12.2014, 12:57 Uhr
Roßtal: Der Kampf gegen die Plastiktüte geht weiter

© Foto: Michael Gsell

„Das Gen für solche Aktionen wurde in Roßtal bereits 1990 gelegt“, erinnert sich Michael Brak, als die Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde Plastikbecher zur Wiederverwertung gesammelt hatten. Mit der Einführung des dualen Systems und neuer Standards zur Mülltrennung schien das Übel der Plastikflut dann gebannt – ein Schein, der aber nur allzu leicht trügt. Vor allem, wenn man den oft unbedachten Umgang mit Plastiktüten bedenkt.

Denn nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland, das zu den Spitzenreitern im Verbrauch von Plastiktüten zählt, jährlich 5,3 Milliarden solcher Tüten genutzt–– also rund 10 000 pro Minute.

Tauschaktion organisiert

Die Idee, solchen Entwicklungen entgegenzusteuern und Roßtal zu einer plastiktütenfreien Gemeinde zu machen, kam ihm im Sommer 2013 bei einem Seminar in Fürstenfeldbruck, wo Bürgerinnen und Bürger ebenfalls auf den Gebrauch von Plastiktüten verzichten wollten, erzählt Brak. Als eine der ersten Maßnahmen organisierte er dann im August 2013 zusammen mit seinen Parteigenossinnen und -genossen von Bündnis 90/Die Grünen eine Tauschaktion: Roßtaler Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Plastiktüten an der Spitzweedscheune gegen eine Baumwolltasche eintauschen.

Im Dezember folgte dann eine Aufführung des Dokumentarfilms „Plastic Planet“ im evangelischen Gemeindehaus, um die Problematik auch in globaler Hinsicht aufzuzeigen. Im März 2014 fanden erste Erhebungen vor drei Roßtaler Supermärkten statt, um festzustellen, ob die Tauschaktion erste Früchte getragen hatte. „Wir waren vor den Läden gesessen und haben Strichlisten geführt, wie viele Menschen das Geschäft mit Plastiktüte in der Hand verlassen“ berichtet Brak. Dabei seien bereits erste kleine Erfolge erkennbar: „Während wir im März noch 8,3 Prozent gezählt haben, waren es im Oktober schon nur noch 6,3 Prozent.“

Darüber hinaus setzte Brak ein Schreiben an den Roßtaler Gewerbeverband auf, mit der Bitte, künftig auf den Einsatz von Plastiktüten zu verzichten. „Daraufhin wurde ich vom Gewerbeverband zu dessen Jahreshauptversammlung eingeladen und durfte dort meine Idee vorstellen“ erinnert er sich. Dabei sei es natürlich klar, dass solche Umstellungen Zeit brauchten, so Michael Brak. Dennoch sei sein Vortrag positiv aufgenommen worden und der Gewerbeverband beschloss, beim Martinimarkt in diesem Jahr Baumwolltaschen mit dem Wappen Roßtals zu verlosen, limitiert auf eine Stückzahl von genau 600, jede einzelne mit einer eigenen Nummer versehen. „Wir sind zwar noch nicht plastiktütenfrei, aber haben in Roßtal dafür bestimmt die höchste Baumwolltaschen-Dichte im Landkreis Fürth“ sagt Brak mit einem Augenzwinkern.

Um die Dichte der Plastiktüten auch in Zukunft weiter zu verringern, hat Brak für das kommende Jahr wieder einige Aktionen geplant. „Natürlich werden wir weiter Erhebungen vor Supermärkten machen, auch vor dem neuen großen Edeka-Peipp“ sagt Brak. Außerdem sei eine Veranstaltung zum Thema „Lebensmittelverpackungen“ geplant, bei dem Fachreferenten Vorträge halten sollen.

Netzwerk entwickelt

Zudem habe sich inzwischen das Netzwerk „Plastiktütenfrei“ entwickelt, über das Brak mit Gemeinden in ganz Deutschland in Kontakt steht und sich über Strategien und Maßnahmen austauscht. „Ich bin dadurch zum Beispiel auch mit der Stadt Düsseldorf in Kontakt gekommen, die sich hierbei an Roßtal orientieren will und bereits erste Erfolge erzielt hat: eine dortige Bäckereikette verpackt ihre Produkte nun eben in Papiertüten, nicht mehr in Plastik“, berichtet Brak.

Ein besonders interessantes Projekt ist aber die Idee einer Verlosung, die sich Brak überlegt hat. „Dabei geht es darum, dass sich Menschen mit einer Baumwolltasche in der Hand an einem beliebigen Ort in Roßtal fotografieren lassen und das Foto einsenden. Unter allen eingesandten Bildern werden dann Preise verlost“ erklärt Michael Brak. Er sei lediglich noch auf der Suche nach Sponsoren für das Projekt. „Aber ich bin mir sicher, dass sich da jemand finden wird.“

„Insgesamt sind wir auf einem guten Weg und die Arbeit daran macht auch Spaß, weil man sieht, dass es funktioniert und Früchte trägt“ befindet der Umweltreferent, der weiter am Thema dran bleiben will. „Natürlich darf man nicht sofort Wunder erwarten, aber man muss eben daran arbeiten und dafür sorgen, dass solche Aktionen keine Eintagsfliegen bleiben“ erklärt er. Wichtig sei es, Gewohnheiten ohne einen Komfortverlust auch längerfristig zu ändern, so Michael Brak.

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