Roßtaler Sportmeile: Eine sanfte Landung für den ersten Entwurf

29.9.2014, 06:00 Uhr
Roßtaler Sportmeile: Eine sanfte Landung für den ersten Entwurf

© Grafik: Baurconsult

Sie ernteten dafür viel Lob quer durch alle Reihen. Der Kommentar von CSU-Fraktionschefin Uta Hohmann steht beispielhaft für die Reaktionen: Sie zeigte sich nach der Power-Point-Präsentation von Lageplan der Sportmeile, Grundrissen und diversen Ansichten im 3-D-Format des zentralen Hallenkomplexes sowie einer Video-Animation, die einen Spaziergang übers komplette Gelände simulierte, „total beeindruckt“.

Seit April feilen Roßtals Sportvereine hinter den Kulissen an ihrer gemeinsamen Sportstätte an der Buchschwabacher Straße. Ihre Partner sind Projektsteuerer Stefan Brüssler (München) sowie Rainer Gulde von Baurconsult (Haßfurt), der für den Gebäudekomplex verantwortlich zeichnet. Brüssler erklärte stellvertretend für das in Brandenburg angesiedelte Büro Ahner-Brehm die Freiflächenplanung. Insgesamt honorierte er das Ergebnis dieser Teamarbeit als „durchaus gelungen“.

Dritter Platz für den Tuspo

Die Sportmeile schließt sich südlich an die bestehende Tennisanlage an, die im Zuge des Baus der Sportmeile neustrukturiert und erweitert wird. Über die Zufahrt, die von der Buchschwabacher Straße auf einen Parkplatz mit 120 bis 150 Stellplätzen abzweigt, gelangt man auf den Vorplatz des Hallenkomplexes. Dahinter sind zwei Großfelder angeordnet, ihnen nachgelagert ist das dritte, ein Kleinfeld. Weil das Gelände Richtung Wald ansteigt, sind die Plätze in drei Ebenen angelegt. Das spart die Entsorgung von etlichen Tausend Kubikmetern Erde, die stattdessen zum Modellieren des Geländes dienen.

Der zentrale Hallenkomplex überspannt eine Grundfläche von 45 auf 80 Meter. In ihm untergebracht ist ein, so Gulde, komplexes Raumprogramm, das die beiden Vereine angemeldet hatten. „Gemessen am Budget, haben wir eine sehr kompakte, stimmige Lösung gefunden“, befand er.

Der einstöckige Komplex präsentiert sich dreigeteilt: In Längsrichtung sind zwei Hallen nebeneinander angeordnet, die ein Erschließungsgang verbindet. Die große, für Ballsportarten geeignete Halle misst 22 mal 44 Meter, die zweite, schmalere, ist zweigeteilt: In eine 15 mal 19 Meter große Halle für Turner und einen 11 mal 13 großen Gymnastikraum.

Über fast die gesamte Länge der beiden Hallen zieht sich eine vier Meter breite Anlaufbahn, die Roßtals Turner in ihrer bisherigen Trainingsstätte vermissen. Dort müssen sie durch die geöffnete Hallentür Anlauf für Flic-Flac oder Salto nehmen, weil die Jahnturnhalle zu kurz ist.

Den Kopfseiten der Hallen ist ein Querbau vorgelagert, in dem Umkleiden und Duschen zwischen Stiefel- und Turnschuhgang unterkommen. Außerdem ist hier eine Kegelbahn eingeplant. Daran anschließend, allerdings nur über etwa die Hälfte der Gebäudebreite reichend, liegt die Gaststätte mit Vereinsraum. Im so entstehenden Winkel des Baus findet sich die Terrasse, die Ausblick auf das Großspielfeld bietet.

„Wir bemühen uns ständig, Wunsch und Wirklichkeit, sprich: Kostenrahmen, zusammenzubringen“, so Gulde. Beispielsweise ist noch unklar, ob es über der Gymnastikhalle nicht doch noch Platz für einen Fitnessraum geben könnte. Ob das Budget dafür reicht, ist noch offen, zumal, so Gulde, ein Puffer vorgehalten werden soll, um unerwartete Ausschreibungsergebnisse kompensieren zu können. Schließlich ist das Budget gedeckelt: 9,3 Millionen Euro sind für die Anlage inklusive Planung vorgesehen, die Baukostenkalkulation steht bei 4,2 Millionen Euro, die für die Freianlagen bei 2,5 Millionen Euro. Womit sich die Planer auf beiden Kostenstellen um 100 000 Euro unterm vorgegebenen Limit bewegen.

Im Juni 2015 rechnet Brüssler mit dem Abschluss des Bebauungsplanverfahrens für das Areal, das als Sondergebiet Sport und Freizeit ausgewiesen wird, „vorher bekommen wir keine Baugenehmigung“. Der Bauantrag soll im Lauf des ersten Quartals 2015 eingereicht sein. Bis die ersten Gewerke vergeben sind, dürfte es Herbst 2015 werden.

TV-Vorsitzendem Herbert Erdorf ging es mit der Präsentation vor allem darum, den Gemeinderäten zu verdeutlichen, „dass wir uns streng an das vereinbarte Budget halten“. Schließlich ist die Marktgemeinde Finanzier des Projekts. Sie kauft den Vereinen ihre bisherigen Liegenschaften ab, um die Flächen nach dem Bezug der Sportmeile als Bauplätze zu vermarkten. Weder diese Verkaufserlöse, noch das Geld, dass die Vereine für ihre alten Standorte erhalten und in die Sportmeile einbringen, ist von der Gesamtsumme in Höhe von 15,5 Millionen Euro abgezogen, die der Markt Roßtal für die Sportmeile aufbringt. Insoweit sieht Erdorf diese Zahl stets gar nicht gern ins Spiel gebracht.

Letztlich klaffe eine Finanzierungslücke von 3,7 Millionen Euro, die an der Gemeindekasse hängenbleibt, erklärt Bürgermeister Johann Völkl. „Aber dafür haben wir dann eine der modernsten Sportanlagen weit und breit, die noch dazu etwas mehr bietet, als wir uns vorgestellt haben.“ Zum Beispiel den Luxus einer „Schnitzelgrube“: Sie sichert Turnern bei einem Fehltritt oder -Griff am Gerät eine sanfte Landung in einem Schaumstoffschnitzel-Pool.

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