Rummelsberger Diakonie will alte Fachakademie mieten

1.2.2018, 14:54 Uhr
Rummelsberger Diakonie will alte Fachakademie mieten

Seit die FAKS im Sommer 2014 in das neue Gebäude in der Fritz-Bauer-Straße umgezogen war, stand der Bau in der Hersbrucker Straße leer. Dann kamen zahlreiche Flüchtlinge in den Landkreis und die ehemalige "Winterschule" wurde ab November 2015 zur Asyl-Notunterkunft. 750.000 Euro investierte der Freistaat Bayern für die nötigen Umbau- und Renovierungsarbeiten und überwies außerdem jeden Monat 19.700 Euro Kaltmiete nach Lauf. Seit mehreren Monaten ist das Gebäude erneut verwaist. Längst sind auch die letzten Flüchtlinge ausgezogen. Die Miete aus München fließt trotzdem noch. Der Vertrag wurde ohne feste Laufzeit geschlossen. Am 7. Dezember letzten Jahres teilte der Freistaat nun mit, dass die Unterkunft aufgrund der gesunkenen Flüchtlingszahlen nicht mehr benötigt werde und die Vereinbarung mit dem Landkreis zum 31. Januar 2018 beendet wird. Da die Kündigungsfrist drei Monate beträgt, müsste der Freistaat bis Ende März weiter bezahlen.

Doch die Rummelsberger hätten am liebsten schon im Februar Zugang zu dem Ausweichquartier. Schließlich müssen sie erst einige Arbeiten durchführen, um die Notunterkunft wieder in eine Schule zu verwandeln. Unter anderem müssen sie die Heizung wieder in Betrieb nehmen (einmalig 35.000 Euro). Auf eigene Kosten, versteht sich. Eigentlich eine schöne Sache für den Landkreis, der auf diese Weise eine Weiternutzung des Objekts für zwei Jahre sichern könnte. Doch es gibt einen Haken: Die Rummelsberger würden monatlich 5000 Euro und damit deutlich weniger Miete für das Gebäude zahlen, als der Freistaat bisher. Ließe der Landkreis den Freistaat dafür früher aus dem Vertrag, müsste er auf fast 30.000 Euro an Mieteinnahmen verzichten.

Über Verkauf nachgedacht

Landrat Armin Kroder betonte in der Kreisausschusssitzung, dass der Landkreis der Diakonie trotzdem gern entgegenkommen und einen schnellen Einzug möglich machen würde. Schließlich habe diese während der Flüchtlingskrise dem Landkreis gehörig unter die Arme gegriffen. Er warnte davor, die Miete für das Gebäude "aus einer Notlage heraus in die Höhe zu treiben".

So einfach sei das Ganze nicht, fand Cornelia Trinkl, die Sprecherin der CSU-Kreistagsfraktion. Zum einen habe man vor der Vermietung an den Freistaat über einen Verkauf des Grundstücks nachgedacht, was rund 900.000 Euro in die Kasse des Landkreises spülen könnte. Zum anderen sei es ihrer Fraktion wichtig, über einen Ausgleich für die möglichen Mietausfälle zu reden. Schließlich käme es den Rummelsbergern noch teurer, Container anzumieten. "Wir müssen als Landkreis auch schauen, wo wir bleiben", so Trinkl.

"Eher ein Draufzahlgeschäft"

"Wenn wir erst im Mai in das Gebäude könnten, dann wäre es dann halt so", erwiderte Diakon Christian Oerthel von den Rummelsbergern, der für die Sitzung nach Lauf gekommen war. Doch mehr als die 5000 Euro könne die Diakonie leider nicht zahlen. Die Fachakademie sei ohnehin "eher ein Draufzahlgeschäft". Dafür sorge sie aber auch für die Ausbildung von Arbeitskräften im Nürnberger Land, gab er zu bedenken.

Zudem lägen die 19.700 Euro, die der Freistaat als Miete bezahlt, deutlich über dem aktuellen Marktwert, betonte Landrat Kroder. Die hohe Miete hätte sich aus der damals angespannten "Marktlage" ergeben. Das sah auch SPD-Fraktionssprecher Alexander Horlamus so, merkte aber auch an, dass die 5000 Euro, die Rummelsberg bietet, deutlich unter dem Marktwert liegen. Doch immerhin, so Horlamus weiter, hätte man sofort einen neuen Mieter, der 60.000 Euro im Jahr zahlen würden. "Und die Frage ist doch: Finden wir überhaupt einen anderen Mieter?".

Areal für Geschosswohnungen umgewidmet

Bernd Eckstein (CSU), der nicht nur Kreisrat, sondern auch Altdorfer Stadtrat ist, wies darauf hin, dass der Stadtrat sich erst am heutigen Donnerstag mit dem Thema befassen werde. Der Beschluss des Kreisausschusses müsse daher unter Vorbehalt fallen, auch wenn er davon ausgehe, dass Altdorf mitspielen werde. Grundsätzlich aber habe die Stadt "mit dem Gelände strategisch etwas anderes vor". Das Areal sei bereits zum Wohnbaugrundstück für Geschosswohnungen umgewidmet worden. Werner Wolter von den Freien Wählern betonte, dass man gerne auf die Rummelsberger zugehen würde, den Freistaat aber nicht aus der Pflicht lassen wolle.

Ein Kompromissvorschlag kam schließlich von SPD-Frau Andrea Lipka. Die Idee: Der Freistaat zahlt weiter bis zum Vertragsende eine auf 14.700 Euro reduzierte Miete. Den Differenzbetrag von 5000 Euro übernehmen die Rummelsberger, die dafür sofort mit den Umbauarbeiten beginnen können. "Eine Win-Win-Situation für alle", fand sie. Diesen Vorschlag griffen die Kreisräte gerne auf. Die Landkreisverwaltung werde entsprechende Gespräche mit dem Freistaat aufnehmen, versicherte Kroder.

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