Rundgang vollgepackt mit Anekdoten

1.9.2014, 06:00 Uhr
Rundgang vollgepackt mit Anekdoten

© Foto: Florian Burghardt

„Woher hat Zirndorf eigentlich seinen Namen?“ Gleich zu Beginn des Rundgangs fährt Stadtführerin Elke Eder schwere Geschütze auf. Denn der Namensursprung der Stadt an der Bibert ist tatsächlich bis heute nicht einwandfrei geklärt. Eine Theorie besagt laut Eder, die die über 100 Teilnehmer in echt fränkischer Tracht aus Mieder, Bluse und Schürze begrüßt, dass der Stadtname aus dem Streit zweier Brüder herrühre. „Vor lauter Zorn erschlug der eine den andern und man sagt, dass Zirndorf früher deswegen Zorndorf hieß“, teilt Eder mit. Ihr breites Fränkisch, das sie in ihr Mikrofon und den am Gürtel befestigten Lautsprecher spricht, ist hier transkribiert.

Ein Zirndorfer Wahrzeichen, um das sich ebenfalls viele Erzählungen ranken ist die Alte Veste. Entgegen mancher Gerüchte wurde der Turm nämlich nicht durch die einmarschierenden Alliierten zerstört, sondern von der Wehrmacht selbst gesprengt, da das Flakgeschütz auf dem Dach den Feinden nicht in die Hände fallen sollte.

Nach diesen eher martialischen Geschichten führt Eder ihre Gruppe weiter zum Zirndorfer Marktplatz. Und weil die Führung eigentlich unter dem Motto „Horch amol, wou isn dou die Kerch?“ steht, dürfen natürlich auch ein paar Anekdoten über Kirche und Kirchweih nicht fehlen.

So entstand vor rund 100 Jahren die Diskussion von Seiten der Kirche, alle Kirchweihfeste im fränkischen Raum auf ein einziges Wochenende zu konzentrieren. Grund dafür war die allgemeine Völlerei während der Kärwasaison, die sich fast über den ganzen Sommer hinzog, was von der Geistlichkeit nicht gern gesehen wurde. Wir wissen heute, dass sich der Vorschlag nicht durchsetzen konnte.

Auch über die feinen Unterschiede bei den traditionellen Kärwakiechla weiß Eder etwas zu referieren und testet dabei schmunzelnd auch immer wieder ihre Zuhörer. „Die evangelischen Küchla sehen aus wie Kissen und die katholischen haben aufgrund der Haltung beim Gebet die unverwechselbare Kniescheibe. Daher stammt auch der Begriff Knieküchle.“

Kaum Originale

Dann geht es weiter in den Zirndorfer Nordwesten. Das Badehaus, die Brauerei, die Schmiede und die Synagoge stehen noch auf dem Programm. Außerdem wird noch vor dem im Jahre 1710 erbauten Pfarrhaus Halt gemacht. Gut erhalten prunkt hier auf dem Sandstein-Erdgeschoss ein Ober- und ein Dachgeschoss im Fachwerkstil. Die schönen Holzbalken brachten aber leider auch Ungeziefer mit sich, mit dem sich laut Eder über die Jahrzehnte jede Pfarrersfamilie herumschlagen musste.

„Die Insekten wurden damals großzügig ausgeräuchert. Dabei blieben aber Reste des PCB-Gases im Haus hängen, weshalb die Familien häufig über Kopfschmerzen klagten und krank wurden“, erzählt die Stadtführerin. Als Maßnahme wurden Kleidung und Bücher fast vollständig verbrannt, weshalb es in Zirndorf leider nur noch so wenig Originalstücke von früher gibt.

„Frau Eder könnte ich auch einen ganzen Tag lang zuhören“, meint einer der Teilnehmer gegen Ende erfreut. Doch wie alles andere ist auch die fränkische Stadtführung nach gut anderthalb Stunden vorbei.

Wer gerne einmal daran teilnehmen möchte, kann die Termine direkt beim städtischen Museum Zirndorf unter Telefon (09 11) 9 60 60 59 18 erfragen. Die Führung kostet für Erwachsene 4 Euro, Kinder zahlen 2 Euro.

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