Sanfte und lebhafte Gitarrenklänge in Hersbruck

18.8.2014, 08:35 Uhr
Vielfältige Arrangements beim Abschlusskonzert der Workshop-Teilnehmer des 15. Internationalen Gitarrenfestivals.

Vielfältige Arrangements beim Abschlusskonzert der Workshop-Teilnehmer des 15. Internationalen Gitarrenfestivals.

Die eine setzt sich still auf ihren Stuhl, der andere begrüßt sein Publikum mit einem legeren "Hallo miteinander!", der dritte wuschelt noch mal seinen Haarschopf auf und der vierte adressiert sein "hochverehrtes Publikum" mit einer kleinen Ansprache. Sobald aber der erste Ton erklingt, scheinen die Zuhörer aus dem Bewusstsein der Musiker zu verschwinden und Konzentration setzt ein.

Willkommen zum Abschlusskonzert der Workshop-Teilnehmer des 15. Internationalen Gitarrenfestivals.So unterschiedlich die Begrüßungen, so verschieden auch die Musikstücke, die sich die Gitarren-Lehrlinge ausgesucht haben. Von Easy-Pop über experimentelle Lautmalerei, zeitgenössische Kompositionen bis zu Kinderliedern bieten die meist jungen Musikanten ein breites Spektrum.

Dozent Maximo Diego Pujol hat Abschnitte aus seiner Komposition "Suite del Plata No.3" ausgewählt und dirigiert das 14-köpfige Ensemble durch die musikalischen Stromschnellen der Suite, die dem Grenzfluss zwischen Argentinien und Uruguay, dem Rio de la Plata, gewidmet ist. Fesselnd, wie die Saitenkünstler mal das ruhige Fließen des Stroms abbilden und mal das lebhafte Hin und Her zwischen "las dos orillas", den zwei Ufern. Dabei kommen nicht nur die Gitarrensaiten zum Einsatz, es wird auch der Instrumentenkorpus beklopft

Perlende Töne

Ganz sacht dagegen scheint Charlotte Bremer an einer blühenden Hecke aus Tönen vorbeizustreifen und dabei perlende Töne zu ernten. So sacht, dass sich manchmal die Melodie aus der "Saudade Nr. 3" von Roland Dyens in der Ferne zu verlieren scheint, so sacht, dass die letzten Töne in der Unhörbarkeit verwehen.

Der Münchener Karl Ischebeck brilliert mit einem zart dissonanten und etwas düsteren Präludium von Heitor Villa-Lobos, bevor ein Quintett die Bühne erobert und einen Hit von Pharell Williams in Angriff nimmt. Mit welcher zurückgelehnten Leichtigkeit sich Tim Bieberich, Paul Linardatos, Christoph Nonnweiler, Paul Prachar und David Volkmer die musikalischen Federbälle zuschlagen und mit ihren Gitarren sogar den Backgroundgesang des Popsongs parodieren, das erfreut das Publikum. Viel verhaltener flicht Martin Staffler aus Nürnberg zwei Kinderlieder in seiner Eigenkomposition "Kinderkreuzzug" ineinander.

Großer Applaus für die technische Leistung.Thesi Weiss aus der Schweiz hat sich von Festivalleiter Johannes Tonio Kreusch zu zwei eigenwilligen Arrangements aus Reginald Smith Bridles "Three Inventions" überreden lassen und bietet mit unnachahmlicher Mimik ein besonderes Hörerlebnis: Sie klopft und scharrt an den Saiten entlang, versetzt sich selbst "aus Versehen" einen Klaps, zupft an den oberen zwei Millimetern des Gitarrenhalses entlang, wirft ihr Plektrum fort und wendet am Ende ihrer Tour-de-Force die Gitarre um. Der gelbe Smiley auf der Rückseite spiegelt sich in den erheiterten Gesichtern der Zuhörer.

David Volkmer aus Linz pickt sich mit einer Geschwindigkeit, die an schnarrende Insektenflügel erinnert, durch zwei Stücke aus Carlo Domenicos "Koyunbaba" und holt sich Paul Linardatos nach vorne. Zu zweit kredenzen sie dem Publikum den "Mediterranean Sundance", verbeugen sich dabei vor der legendären Aufnahme von Komponist Al Di Meola mit John Mc Laughlin und Paco de Lucia und lassen doch keine Wünsche nach anderen Interpreten als genau ihnen beiden offen.

Sonnige Stimme zum Schluss

Max Grüner setzt als Schlussakkord als einziger Seminarist auch seine Stimme ein und begleitet sich selbst zu seinem Song "The Sun". Wie alle anderen Teilnehmer erntet er begeisterten Applaus, die Rufe des Publikums nach Zugaben verhallen allerdings. Wen von dieser begabten Truppe hätte man noch einmal auf die Bühne rufen sollen? Dem Publikum wäre jeder recht gewesen.

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