Schnackseln bis die Alpen glühen

30.12.2010, 11:58 Uhr
Schnackseln bis die Alpen glühen

© Joachim Sobczyk

Eine Parodie auf den Musikantenstadl? Wer sich derartiges vornimmt, hat es gleich doppelt schwer. Einmal muss er mit dem Zorn der Fans rechnen (und das sind eine ganze Menge). Zum anderen sind die Silbereisens, Hinterseers, Hellwigs und Borgs ja eh schon beinah’ Karikaturen ihrer selbst, so dass es nicht leicht ist, sie noch zu überzeichnen. Durch genau dieses Dilemma haben sich die Oberpfälzer Schwestern Susi und Tanja Raith mit ihrer als „Jodical“ angekündigten Schenkelklopf-und-Mitklatsch-Gaudi irgendwie durchgemogelt. Denn den Volksmusik-Freunden tun ihre „Alpenköniginnen“ nicht wirklich weh, weil statt einer mutig-schrillen Rocky-Horror-Show auf weiten Strecken nur TV-Vorlagen und Lederhosen-B-Movie-Erotik vermischt und eins zu eins auf die Bühne gebracht werden.

Was einen erwartet, lässt, bevor es richtig los geht, schon das Bühnenbild erahnen. Vor gemalter Alpenkulisse stehen Almhütte und das obligatorische Plumpsklo. Die G’schicht, die sich in diesem Berg-und-Tal-Ambiente abspielt, ist zum Schreien dämlich und tut eigentlich nichts zur Sache. Die krude Gipfelsaga gibt eh nur den Rahmen für den tiefen Griff in die Klischeekiste. Und die ist schier unerschöpflich. Da sind zwei so sündige wie trinkfreudige Sennerinnen mit schluchtentiefem Dekolleté und einer unkontrollierten Libido, ein unbedarfter Jüngling, ein sexuell unterversorgter Pfaffe und eine fesche Hansi-Hinterseer-Kopie mit Perlweiß-Grinsen (Florian Simbeck, der Stefan von „Erkan & Stefan“).

Dass es bei diesem Personal um wenig mehr als ums Schnackseln und das Holz vor der Hüttn der gamsigen Maderln geht, ist nicht weiter überraschend. Alles ein recht einfach gestrickter Blödsinn also, oberhalb der Gürtellinie zwar, aber hart an der Schmerzgrenze.

Da ist es grad ein Segen, dass die beiden Alpenköniginnen Caro Hetenyi und Katharina Schwägerl mit starken und geschulten Stimmen ausgestattet sind, die man lieber in einem anderen Rahmen, etwa in einem Gospelchor, hören würde. Wenn sie Jodeln und statt zu Volksmusikweisen lieber zu Jazz und Reggae, Samba, Funk und Bossa von der Liveband den größten Text-Schmarrn singen, kann sich das wenigstens stimmlich hören lassen.

Und im letzten Drittel nimmt die alpine Show tatsächlich ein bisschen Fahrt auf. Da hat dann schon der Edelweiß-Joint die Runde gemacht, und dem feschen Hansi hängt das Grinsen fest im Gesicht. Dem Publikum hat’s wohl gefallen. Es spendete fleißig Applaus.

Comödie Fürth, bis 16. Januar. Ticket-Hotline: 0911/749340