Spannung am Acker

29.7.2014, 13:00 Uhr
Spannung am Acker

© Hans-Joachim Winckler

Kreisbäuerin Bettina Hechtel und ihre Kollegin Anni Schlager hatten den Tisch in der Scheune reich gedeckt: Wurst, Schinken, Käse, Butter und Brot. Lauter regional erzeugte Leckereien. Auch solche, die diesbezüglich nicht gleich zu identifizieren waren – etwa die schwarzen Körner in einer Glasschüssel: Raps. Was sich daraus machen lässt, war gleich daneben in Halbliterflaschen zu sehen: goldgelbes Öl, gepresst im Landkreis, in der Mühle in Raitersaich.

Auch beim Fototermin stand die Kulturpflanze im Mittelpunkt. Auf einem Feld nördlich des Hofes hat Strobl auf wenigen Quadratmetern Halme mit den erntereifen Fruchtständen stehen lassen. Dabei spielt der Raps-Anbau im Landkreis keine besonders große Rolle mehr – eigentlich. Nach zwei, drei schlechten Jahren haben sich viele Landwirte von dem Kreuzblütengewächs verabschiedet. Wer im Frühjahr in der Flur unterwegs ist, merkt: Immer weniger der markant gelb blühenden Felder stechen ins Auge. Die Zahlen bestätigen das. Nur rund 700 Hektar – gerade fünf Prozent der Anbaufläche – werden noch mit Raps bebaut.

Ein wenig Unterstützung kann deshalb nicht schaden. In den Mittelpunkt des Pressegesprächs hat der BBV die Pflanze aber auch gestellt, weil sie die Problematik widerspiegelt, mit der die Landwirte des öfteren kämpfen. Da wäre etwa die Europäische Union, die bestimmte Beizen verboten hat, die die Bauern bisher gegen Schädlinge, wie etwa den Erdfloh, eingesetzt haben. Zwar bezeichnet Johannes Strobl den Raps als „spannende Kultur“, die stellt allerdings, wie Joachim Nagy, Pflanzenberater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth, weiß, nicht nur beim Pflanzenschutz „höchste Ansprüche“.

Und zwar an den Landwirt. Der Raps will gehegt und regelmäßig kontrolliert werden. „Nach Feierabend ist das nicht möglich“, sagt Thomas Zehnter von der BBV-Geschäftsstelle in Nürnberg. Eher kein Ding für den Nebenerwerbs-Landwirt also, der da lieber zum unproblematischen Mais greift. Der wächst im Landkreis im Vergleich zum Raps auf einer mehr als fünf Mal so großen Fläche, insgesamt auf knapp einem Drittel aller Äcker. Ein Zuwachs von fünf Prozent ist dabei im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Von der „wichtigsten Ackerfrucht im Landkreis“ spricht der stellvertretende BBV-Kreisobmann Peter Köninger aus Kreben.

Staat als Spielverderber

Mais bedeutet aber nicht nur weniger Mühe und wirtschaftliche Sicherheit, in der Regel wandert er im Landkreis gleich in die Biogasanlage der infra Fürth bei Seckendorf, er bringt auch immer wieder Ärger mit Naturschützern und Imkern. Ganz anders der Raps. Abgesehen von der für dieses Jahre beinahe typischen Problematik – guten Erträgen (40 bis 45 Doppelzentner pro Hektar) stehen seit April um bis zu 20 Prozent gesunkene Preise gegenüber – sorgt die Kultur nicht nur in der Landschaft für optisch angenehme Effekte. Raps hinterlässt einen guten Boden und bietet den Bienen Futter. Verarbeitet wird die reife Frucht in der Ölmühle in Raitersaich, einem der wenigen noch existierenden Betriebe seiner Art. 2006 mit „viel Euphorie“ gegründet, wie Hans Volland, einer der 90 Anteilseigner, sagt, liegt die Auslastung derzeit nur bei 60 Prozent. Dabei könnte die Mühle den Ertrag von 800 Hektar „verpressen“. Nachdem der Staat durch seine Steuerpolitik das Rapsöl als Motorkraftstoff aber uninteressant gemacht hat, ist nur noch der Vertrieb des Öls über die Lebensmittelschiene und des sogenannten Rapskuchens als Tierfutter übrig geblieben. Möglich macht das viel ehrenamtliches Engagement.

Unter Druck steht auch der Weizen. Die flächenstärkste Art auf den Landkreisäckern leidet aktuell vehement unter dem niedrigen Weltmarktpreis. Doch auch wenn die Bauern heute 40 Prozent weniger bekommen als noch vor zwei Jahren, billiger wird die Semmel beim Bäcker deswegen nicht. Dafür ist der (Preis-)Anteil des Korns am Backwerk zu gering. Die Erträge schwanken zwischen 50 und 75 Doppelzentner pro Hektar, abhängig von der Qualität des Bodens. Jetzt braucht es warmes Wetter, das würde die laufende Ernte begünstigen.

Das trockene Frühjahr hat der Futterbau ebenso gut verkraftet wie die Kartoffel. Die Erdäpfel machen sich im Landkreis nur noch auf rund 60 Hektar breit. Die Knolle besitzt damit beinahe Exotenstatus wie der Tabak (54) oder Sonderkulturen wie der Spargel (45). Kreisobmann Siegfried Tiefel bedauert diese Entwicklung durchaus. Die Kartoffel fordert zwar einiges vom Erzeuger, sie wäre seiner Meinung nach aber eine Chance für den einen oder anderen Betrieb.

Interessant könnte es auch sein, künftig den Dinkel im Auge zu behalten. Im Zuge gesundheitsbewusster Ernährung erfreut sich das Urkorn steigender Nachfrage. Im vergangenen Jahr war der Markt leergefegt, wie sich die Situation jedoch künftig entwickelt, weiß niemand. Joachim Nagy empfiehlt Landwirten deshalb auf jeden Fall, sich vorher über entsprechende Lieferverträge abzusichern. Denn: „Dinkel kannst du nicht überall hinfahren“, weiß Johannes Strobl. Ganz im Gegensatz zu Weizen, oder eben auch Raps.

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