SPD-Unterbezirk wählt in Gunzenhausen

17.4.2016, 08:01 Uhr
SPD-Unterbezirk wählt in Gunzenhausen

© Erich Neidhardt

Egerer folgt auf Sascha Wächtler (33) aus Sachsen bei Ansbach, der in den vergangenen vier Jahren als Vorsitzender fungierte und auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierte. Er ist seit 2008 Rathauschef in Petersaurach und wurde im Januar vom SPD-Kreisverband Ansbach-Land als Kandidat für die Bundestagswahl 2017 vorgeschlagen. Der 53-Jährige gehört dem Ansbacher Kreistag und dem Vorstand der Mittelfranken-SPD an und engagiert sich als Mitglied des Präsidiums der Dekanatssynode und des Petersauracher Kirchenvorstands überdies im kirchlichen Leben.

Ein Thema, das ihm auf den Nägeln brennt, ist die soziale Gerechtigkeit. Hier müsse die SPD wieder „etwas lauter und etwas radikaler werden“. So dürfe es beispielsweise nicht sein, dass die lohnabhängigen Beschäftigten und die kleinen und mittleren Unternehmen brav ihre Steuern und Abgaben bezahlen, während sich die großen Konzerne nicht selten darum herumschmuggeln. Hier dürfe man nicht länger zuschauen.

Seine Maxime für die Zukunft der Parteiarbeit formulierte Egerer mit einem Zitat aus der zweiten Strophe der „Internationalen“, dem weltweit am weitesten verbreiteten Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung: „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.“ Politik muss sich für ihn an den Lebenssituationen und -wahrheiten der Menschen orientieren. Die passiere nur bei einer engen Verzahnung aller politischen Ebenen.

Der bisherige Vorsitzende Sascha Wächtler sieht im dem Wechsel an der Spitze strategische Vorteile für den Unterbezirk. Daher, merkte er bei dem Treffen in Schlungenhof an, habe er sich dazu entschlossen, den Vorsitz aufzugeben. Auch sei er beruflich in einer Situation, in der er Prioritäten setzen müsse. Dies gelte zudem für die kommunalpolitische Arbeit und den privaten Bereich. Wächtler ist überzeugt: „Mit Lutz Egerer hat der Unterbezirk einen erfahrenen und gut vernetzten Strategen an der Spitze.“ Er sicherte zu, den neuen Vorsitzenden unter anderem bei Fragen der Integration und Migration gern unterstützend zur Seite zu stehen.

Der Unterbezirk Ansbach-Weißenburg-Gunzenhausen erstreckt sich über eine weite Fläche mit sich stark unterscheidenden politischen Problemen. Dass es dennoch gelang, inhaltlich zu arbeiten, ließ Wächtler nicht unerwähnt. Als Sozialdemokrat ist er der Meinung, dass Politik immer eine Verantwortung hat, die sich auch im Umgang mit Menschen beweisen muss.

Fehlsteuerungen auffangen

Wächtler („Die AfD hat sich in kürzester Zeit zu einer großen Gefahr entwickelt“) ging in seinem Bericht auch auf das Erstarken der neuen Rechten ein. Auch wenn die Strukturen auf der Ebene des Unterbezirks noch relativ klein seien, sei eine frühzeitige Auseinandersetzung wichtig. Für Wächtler steht fest: „Die AfD hat kein Interesse an zufriedenen Bürgerinnen und Bürgern.“ Sie habe vielmehr ein Interesse an einer egoistischen Gesellschaft, die Ängste schürt. Angst sei aber ein extrem schlechter Berater. Wächtler geht davon aus, dass sich die neue Rechte auch im Bereich des Unterbezirks mehr engagieren wird. Er dankte in diesem Zusammenhang den Kreisverbänden und Ortsvereinen, denn nur sie könnten vor Ort solche Fehlsteuerungen auffangen. „Ihr habt eine schwere Aufgabe und vielen Dank, dass ihr sie wahrnehmt“, so Wächtlers anerkennende Worte.

Solidarität und Verantwortung wurden nach seinen Worten auch bei einer Veranstaltung zum Thema „Ehrenwerter Kaufmann“ der Arbeitsgemeinschaft Selbstständige in der SPD in Zusammenarbeit mit der IHK in den Fokus gerückt. Zum Thema Flüchtlingspolitik merkte Wächtler an, dass einerseits für flüchtende Menschen, ebenso aber auch für bereits hier lebende Menschen Verantwortung übernommen werden muss. Integration kann nach seiner Überzeugung nicht ohne die Themen Sprache und Bildung sowie Ausbildung betrachtet werden. „Integration und Arbeitsmarkt waren für den Unterbezirk immer Elemente, die Hand in Hand miteinander laufen“, stellte Wächtler fest. Die Menschen müssten das Gefühl bekommen, in Deutschland sowohl akzeptiert als auch integriert zu werden. Dazu gehöre eine feste Arbeitsstelle und die Sicherheit, eine Ausbildung tatsächlich beenden zu können.

Joachim Federschmidt, der ehemalige Gunzenhäuser Bürgermeister und amtierende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, rückte in seinem Grußwort den sozialen Wohnungsbau in den Fokus. Einige Worte an die Versammlung richtete auch Christa Naaß, die Vizepräsidentin des Bezirkstags. Sie ging nicht nur auf die Senkung der Bezirksumlage ein, sondern schilderte auch die umfangreichen Aufgaben des Bezirks im sozialen Bereich, für die der Freistaat vielfach nicht genügend Mittel zur Verfügung stelle.

Bei dem Treffen hatten die Sprecher der Arbeitsgemeinschaften Gelegenheit, die Aktivitäten ihrer Gruppen vorzustellen. Die AG 60plus war mit Werner Schäfer, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) mit Monika Bögelein, die Arbeitsgemeinschaft Selbstständige (AGS) mit Norbert Ringler und die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) mit Joachim Lottner vertreten.

Drei Stellvertreter

Neben dem Posten des Vorsitzenden wurden auf dem SPD-Unterbezirksparteitag im Schlungenhof eine ganze Reihe von Ämtern neu beziehungsweise wieder besetzt. Als Stellvertreter von Lutz Egerer gewählt wurden Norbert Dumler (Ansbach), Anette Lederhos-Fay (Weißenburg) und Gaby Sehorz (Petersaurach).

Als Schriftführer fungieren Herbert Krämer-Niedt (Rothenburg) und Matthias Orda-Klöß (Ansbach), Kassierer ist Michael Gowin (Ansbach), Pressevertreter sind Bernd Lober (Dinkelsbühl) und Anette Lederhos-Fay (Weißenburg) und als Beauftragter für Integration und Internet gehört der bisherige Vorsitzende Sascha Wächtler (Sachsen) dem neuen Vorstand an.

Keine Kommentare