3:2 und weiter! Valentini entscheidet's in Osnabrück

25.10.2017, 20:22 Uhr
3:2 und weiter! Valentini entscheidet's in Osnabrück

© Sportfoto Zink/ DaMa

Was den Außenseiter vor der Begegnung so optimistisch sein hatte lassen? Sicher nicht die Gegenwart. Der VfL Osnabrück ist aktuell Letzter der Dritten Liga, trotzdem war Daniel Thioune einigermaßen überzeugt davon, den Dritten der Zweiten Liga schlagen zu können. Den "besonderen Moment eines Pokalspiels" wollte Osnabrücks Trainer beschwören, wie er vor dem Aufeinandertreffen mit dem 1. FC Nürnberg der Neuen Osnabrücker Zeitung anvertraute. Thioune war sich sogar sicher, dass dafür 90 Minuten ausreichen würden.

Elfmeterschießen, auch das verriet er noch vorab, hatte er im Training nicht mehr üben lassen, am Mittwochabend war dann aber bereits nach drei Minuten der erste Osnabrücker am Punkt gefordert. Nürnbergs Patrick Kammerbauer, der nach dem Ligaspiel gegen Dresden für Patrick Erras in die Startelf gerückt war, riss Jules Reimerink an der Strafraumgrenze um, Schiedsrichter Bastian Dankert zögerte nicht und entschied auf Strafstoß. Marcos Alvarez ließ sich die schöne Gelegenheit nicht entgehen und erzielte die maximal frühe Führung für den VfL und Thioune durfte sich für den Moment bestätigt fühlen.

Gegenwart, Vergangenheit und Ishak

Mit der Gegenwart ließ sich der Osnabrücker Optimismus nicht begründen, dafür vielleicht mit der Vergangenheit. Der 1. FC Nürnberg ist ein Experte darin, sich im Pokalwettbewerb regelmäßig zu blamieren, wenn er als Favorit antritt. Dass er es auch diesmal tat, verhinderte zunächst Mikael Ishak, der in der 38. Minute den Ausgleich besorgte, in der 50. Minute erzielte Tim Leibold die 2:1-Führung. Enrico Valentini sorgte für den 3:2-Endstand (73.), nachdem die Gastgeber zwischenzeitlich die Partie durch Christian Groß wieder ausgeglichen hatten (63.).

Im Ligabetrieb kämpft der VfL Osnabrück derzeit gegen den noch tieferen Fall in die Bedeutungslosigkeit, dass sie in dieser Spielzeit trotzdem für eine Überraschung gut sind, hatten sie im Pokalwettbewerb aber bereits bewiesen. In der ersten Runde sorgten sie dafür, dass der Hamburger Sport-Verein eher wenig überraschend in die Saison startete. 3:1 hieß es da am Ende im Stadion an der Bremer Brücke – obwohl Osnabrück 70. Minuten in Unterzahl gespielt hatte.

Auch die jüngere Vergangenheit hatte also Anlass zur Hoffnung gegeben für den niedersächsischen Traditionsverein, zumal sein fränkischer Gegenpart am vergangenen Wochenende im Ligabetrieb ebenfalls nicht überzeugen konnte. Der 2:1-Erfolg gegen Dresden war ein glücklicher, auch deshalb hatte Michael Köllner seine Mannschaft noch einmal daran erinnert, dass wohl nur Hundert Prozent Einsatzbereitschaft genügen dürften, um in Osnabrück zu bestehen und in die nächste Runde einzuziehen.

An der Einsatzbereitschaft mangelte es am Mittwochabend nicht, dafür an der Souveränität, die man vom Dritten der Zweiten Liga erwarten darf. In der zweiten Minute versuchte der junge Patrick Kammerbauer einen Osnabrücker Konter auf recht rustikale Weise zu stoppen, die Elfmeterentscheidung ging in Ordnung und Alvarez durfte beweisen, dass der VfL tatsächlich keine Extra-Einheit benötigt hatte, um gekonnt Elfmeter zu verwandeln. Eigentlich hatte Köllner auf Experimente verzichten wollen, mit einem seriösen Auftritt sollte sein Team in die dritte Runde einziehen, nach einer halben Stunde korrigierte er sich selbst und erlöste den reichlich indisponierten Kammerbauer. Die zweite Änderung in der Startaufstellung schien dagegen durchaus Sinn zu machen. Tobias Werner durfte anstelle von Cedric Teuchert auflaufen und brachte in der ersten Halbzeit viel Schwung, auch wenn ihm kein Treffer gelingen wollte, bis in der 68. Minute wieder Teuchert für ihn übernahm.

Entscheidender an diesem Abend war allerdings die Hereinnahme von Erras. Die Unordnung in der Nürnberger Verteidigungsarbeit konnte zwar auch er nicht restlos beseitigen, dennoch erinnerte der Club nach der 30. Minute wieder eher an den Verein, der in der bisherigen Zweitliga-Runde überwiegend überzeugen kann. Beim Ausgleich kam Erras allerdings keine tragende Rolle zu. Kevin Möhwald hatte den Ball in den den Strafraum der Gastgeber gelupft und weil sich kein Osnabrücker Verteidiger zuständig fühlte, durfte Mikael Ishak seine langsam unheimliche Trefferserie verlängern (38.).

Groß reduziert die Club-Freude

Zu Beginn der zweiten Hälfte sahen die 13.557 Zuschauer im fast ausverkauften Stadion dann zunächst ebenfalls dominierende Gäste. Nach zwei Torannäherungen von Werner und Eduard Löwen war es Tim Leibold, der nur noch den Kopf hinhalten musste, als eine Flanke von Enrico Valentini per Verlängerung von Osnabrücks Tim Danneberg den Weg an den langen Pfosten fand (50.). Weil Groß 13 Minuten später auf der Gegenseite von ähnlicher Position genauso unbedrängt köpfen durfte (63.), war die Partie aber bald wieder ausgeglichen.

Osnabrück durfte sich danach weiter berechtigte Hoffnungen auf den besonderen Moment eines Pokalspiels machen, doch den erlebten nur noch der Club und seine mitgereisten Anhänger: Valentini schloss einen schönen Angriff überlegt ab und erzielte die erneute Führung für die Gäste (73.). Der VfL machte sich nur noch durch eine Notbremse von Furkan Zorba (76.) und einige zarte Torannäherungen bemerkbar, dann war Schluss. Am Ende hatten tatsächlich 90 Minuten ausgereicht.

+++ Der Live-Ticker zum Nachfiebern +++

VfL Osnabrück: Gersbeck - Zorba, Groß, Susac, Wachs - Danneberg (80. Klaas), Arslan (62. Krasniqi) - Renneke, Reimerink - Heider, Alvarez (80.

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Mühl, Ewerton, Löwen - Valentini,  Kammerbauer (30. Erras), Leibold - Behrens, Möhwald - Ishak, Werner (67. Teuchert)

Tore: 1:0 Alvarez (4., Foulelfmeter), 1:1 Ishak (38.), 1:2 Leibold (50.), 2:2 Groß (64.), 2:3 Valentini (72.) | Gelbe Karten: Susac, Alvarez, Zorba, Renneke - Ewerton, Erras | Rote Karte: Zorba (76., Notbremse) | Schiedsrichter: Dankert (Rostock) | Zuschauer: 13.557.

 

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