3:4 nach 3:0! Ice Tigers bei den Adlern zu naiv

23.12.2018, 21:58 Uhr
Der Blick von Daniel Weiß auf die Anzeigetafel verrät am Ende nichts Gutes.

© Sportfoto Zink / ThHa Der Blick von Daniel Weiß auf die Anzeigetafel verrät am Ende nichts Gutes.

Im ersten Drittel, das Spiel war gerade ununterbrochen und noch nicht ganz so hitzig, machte sich Pavel Gross hochkonzentriert Notizen. Fans der Ice Tigers kennen und fürchten das. Wenn sich Gross noch als Trainer des EHC Wolfsburg Notizen gemacht hatte, endete das stets mit dem Playoff-Aus für ihre Mannschaft. An diesem Abend vor dem heiligen Abend aber gab es etwas neues an diesem kühlen Eishockey-Analytiker zu entdecken. Pavel Gross hat ein Herz, ein rot blinkendes zudem.

Er war damit nicht alleine in der Arena am Mannheimer Maimarkt. Seit Jahren leuchten dort im letzten Heimspiel vor Weihnachten rote Ansteckherzen auf, viel Geld wird damit für gute Zwecke gesammelt. Der Tabellenführer schien nach dem 4:1 bei Meister München vom Freitag in Geberlaune zu sein – und tatsächlich profitierten die Ice Tigers von einer großzügigen Spielanlage jenes Teams, das die 25. Saison in der Deutschen Eishockey Liga bislang so souverän dominiert. Nach einem früh von Brandon Buck verwandelten Penalty (2. Minute), einem herrlichen Kontertreffer von Jason Bast (20.) und dem sechsten Saisontor von Chad Bassen (25.) führte Nürnberg 3:0 und zeigte ein nahezu perfektes Auswärtsspiel. Trotzdem reichte das nicht für weitere in dieser Phase so wichtige drei Punkte. In Überzahl vergaben die Ice Tigers bei diesem spektakulären 3:4 in Mannheim die Chance, erstmals seit langem auf einen Playoff-Platz vorzurücken. 

5800 sehen starkes Spiel

Am Freitag hatten die Ice Tigers vor 5800 Zuschauern ebenfalls ein starkes Spiel gezeigt. Das 1:2 gegen die Kölner Haie hatte nur einen Schönheitsfehler, trotz teils drückender Überlegenheit gelang es allein Jason Bast den Puck am überragenden Torhüter Gustaf Wesslau vorbei ins Tor zu drücken. Es war offensichtlich nur ein Ausrutscher in offensiv überzeugenden Wochen der Ice Tigers. In Mannheim waren sie wieder effizient. Buck nutzte seinen Penalty nach 93 Sekunden eiskalt. Basts Doppelpass mit Bassen herrlich. Und als sich Bassen nach einem Pass von Buck Zeit ließ, um den Puck sicher ins Kreuzeck zu heben, sah es tatsächlich nach einem Sieg bei den heimstarken Adlern aus. 

Power-Play bleibt ungenutzt

Schon da war aber zu sehen, welch talentierte Mannschaft Gross da neuerdings trainieren darf. Mannheim fehlte es nicht am Tempo, aber vielleicht ein wenig am Biss, um die konzentriert verteidigenden Ice Tigers um den aufmerksamen Andreas Jenike ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Erst als der Nürnberger Torwart selbst bedrängt wurde, gelang Janik Möser der erste Mannheimer Treffer des Abends (32.). Drei Adler standen um den liegenden Jenike im Torraum, als Möser den Puck irgendwie über die Linie stocherte. Auf dem Eis entschieden die Schiedsrichter auf Tor, auch nach einem langen Videobeweis wollten sie das nicht revidieren. Die Ice Tigers konnten danach vier Minuten Power-Play nicht nutzen, die Adler hingegen einen fatalen Puckverlust von Milan Jurcina – Bretts Zwillingsbruder Garrett Festerling überwand Jenike mit einen Schuss aus spitzen Winkel. 

Seltsame Saison

Und genau so ging es weiter. Die Ice Tigers waren in einem weiteren vierminütigen Überzahlspiel viel zu harmlos, die Adler hingegen heiß. Nach einer Strafe gegen Festerling (Brett) zog Thomas Larkin von der blauen Linie ab, Jenike war die Sicht genommen – 3:3. Und nachdem Will Acton mit einem Alleingang an Adler-Torhüter Chet Pickard gescheitert war, traf Phil Hungerecker zum 4:3 für den Tabellenführer. Und auf den Rängen blinkten die Herzen noch ein wenig greller auf. Shawn Lalonde hatte noch zwei Schusschancen von der blauen Linie, Leo Pföderls letzter Versuch wurde irgendwie noch aus dem Torraum gekratzt. Das war's.

Die Ice Tigers hatten in dieser seltsamen Saison so manch klare Führung verspielt, diesmal war es anders. Diesmal waren sie der Wucht der besten Mannschaft der Liga nicht gewachsen. Und wer acht Minuten Power-Play nicht zu einem Treffer nutzen kann, der wird so ein intensives wie unterhaltsames Eishockey-Spiel nicht gewinnen können. Irgendwo wird das sicher auch auf dem Notizzettel von Pavel Gross nachzulesen sein.

Nürnberg: Jenike; Mebus/Jurcina, Festerling/Gilbert, Lalonde/Aronson – Reimer/ Weiß/Pföderl, Bassen/Buck/Bast, Segal/Dupuis/Fox, Weber/Acton/Mieszkowski. – Tore: 0:1 Buck (1:33/Penalty), 0:2 Bast (19:11/4-5), 0:3 Bassen (24:40), 1:3 Möser (31:50), 2:3 G. Festerling (39:34), 3:3 Larkin (51:09/5-4), 4:3 Hungerecker (53:18). – Schiedsrichter: Hunnius/Klein. – Zuschauer: 13.600 (ausverkauft). – Strafminuten: 16 – 12. 

2 Kommentare