6:4 nach 2:4! Die Ice Tigers erobern einen Playoff-Platz

25.1.2019, 22:04 Uhr
Einfach Reimer! Der Kapitän brachte Nürnbergs Lieblingstiger am Kurt-Leucht-Weg auf Kurs.

© Sportfoto Zink / ThHa Einfach Reimer! Der Kapitän brachte Nürnbergs Lieblingstiger am Kurt-Leucht-Weg auf Kurs.

Tine war auch da. An einem Abend, an dem viele Zuschauerinnen ihr erstes Eishockeyspiel in dieser Saison erlebten, wäre das gar nicht aufgefallen, handelte es sich bei Tine nicht um einen 1,90 Meter großen und 91 Kilogramm schweren Eishockey-Profi. Constantin Braun hatte sich im Herbst selbst abgemeldet und zusätzlich zu seinen psychischen Problemen noch ein Suchtproblem eingestanden. Der einstige Nationalverteidiger bekam für diese Offenheit viel Sympathie in einer eher kalten Zeit. Und als er an diesem Freitag in Nürnberg wieder aufs Eis zurückkehrte wurde er freundlich empfangen.

Tine war also auch zur Ladies‘ Night gekommen, einem jener Motto-Abende, die den Thomas Sabo Ice Tigers immer wieder erstaunliche Mehreinnahmen einbringen. 6549 Menschen hatten sich in der Arena Nürnberger Versicherung eingefunden. Das mag an einem Gläschen Prosecco gelegen haben und einem Geschenk von Thomas Sabo. Plötzlich aber war auch der Sinn wieder zurückgekehrt: Nach Monaten auf Platz elf, hätten die Ice Tigers wieder auf einen Playoff-Platz klettern können. Nach einem (glücklichen) Sieg in Krefeld und einem (verdienten) Sieg in Düsseldorf schien das nur konsequent zu sein. Vor allem weil der Neunte, Brauns Eisbären Berlin, acht seiner jüngsten neun Partien verloren hatte. Genau so kam es dann auch – und entwickelte sich doch ganz anders.

Die Ice Tigers besiegten Berlin, leztlich verdient mit 6:4 (2:1, 0:3, 4:0), dazu brauchten sie allerdings einen Hattrick ihres Kapitäns und die Hilfe ihrer außergewöhnlichen Fans.

Überfordert in der Anfangsphase

Die Eisbären begannen hungrig, so als wollten sie beweisen, dass ihre Schwächephase allenfalls eine Folge einer Verletzungsmisere war und sicher nichts mit der Qualität der Spieler zu tun hatte. Als die Ice Tigers noch um Kontrolle bemüht waren, hatten die Gäste bereits mehrere Chancen leichtfertig vergeben. Auch Nürnbergs Mannschaft brauchte einen Nachweis von Qualität und bekam ihn durch einen langen Pass von Oliver Mebus, ein Querpass von Chad Bassen später traf Will Acton zur Führung (6. Minute). Direkt nach dem folgenden Bully leistete sich Maximilian Kislinger ein Foul, im Power-Play kam Berlin durch Sean Backman eher glücklich zum Ausgleich (7.). Torhüter Niklas Treutle ließ einen missratenen Pass vor Backmans Schläger prallen.

Trotzdem hatten die Ice Tigers, was sie wollten: die Kontrolle. Im Power-Play wies dann Brandon Buck nach, welch herausragender Angreifer er sein kann. Seinen perfekten Pass musste Chris Brown nur über die Linie drücken. Eine erstaunliche Erkenntnis dieses ersten Drittels: Eishockey kann Spaß machen. Zwei motivierte Teams, vor allem die Zuschauer sorgten für eine wunderbare Atmosphäre in der Arena. Etwa 20 Minuten und drei Berliner Tore später war davon nichts mehr zu spüren. Es gab natürlich eine Erklärung für dieses völlig missratene Drittel. Nürnberg war müde, wirkte völlig überspielt und überfordert. 22 Mal schoss Berlin in diesem Abschnitt, traf durch Charlie Jahnke (27.), Backman (27.) und Vincent Hessler (36.), hätte aber zum zweiten Seitenwechsel noch höher führen als nur 4:2.

Hattrick und Fan-Unterstützung

Im Nachhinein lässt sich behaupten, dass das alles zum Drehbuch gehörte. Denn ein anderer Spielverlauf hätte kaum für solche Stimmungsexplosionen gesorgt. Es war laut, als Shawn Lalonde die Scheibe im Power-Play aus einem beinahe unmöglichen Winkel unter die Latte jagte (43.); lauter, als Patrick Reimer kurz nach Ablauf einer weiteren Strafe traf (48.); und am lautesten, als der Puck nach einem Querpass des Kapitäns von einem Berliner Verteidiger ins Tor prallte (49.). Es waren die Fans, die der Mannschaft wieder Energie gaben. Und plötzlich waren die Beine wieder da. Souverän überstand Nürnber eine später Unterzahl, souverän versenkte Kapitän Reimer den Puck im leeren Tor, sicherte sich damit einen echten Hattrick (den dritten seiner Karriere) und seinem Klub eminent wichtige drei Punkte.

Erstmal Durchschnaufen. Am Sonntagnachmittag (16.30 Uhr) geht es weiter. Ingolstadt kommt. Tine nicht mehr.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Festerling, Lalonde/Aronson, Jurcina/Mebus, Weber – Brown/Buck/Bast, Pföderl/Dupuis/Reimer, Bassen(Acton/Segal, Mieszkowski/Weiß/Kislinger. - Tore: 1:0 Acton (5:30), 1:1 Backman (6:34/5-4), 2:1 Brown (13:13/5-4), 2:2 Jahnke (26:13), 2:3 Backman (26:46), 2:4 Hessler (35:34/5-4), 3:4 Lalonde (42:28/5-4), 4:4 Reimer (47:08), 5:4 Reimer (48:32), 6:4 Reimer (58:33/EN). - Schiedsrichter: Koharski/Kohlmüller. - Zuschauer: 6549.

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