63:69! Deutsche Basketballer unterliegen in Bamberg

24.2.2019, 20:26 Uhr
Hoher Besuch: Sonntag war die deutsche Nationalmannschaft der Basketballer in Bamberg zu Besuch.

© Sportfoto Zink / HMB Hoher Besuch: Sonntag war die deutsche Nationalmannschaft der Basketballer in Bamberg zu Besuch.

Danilo Barthel schmiss noch einmal seine ganze Wut und Wucht in die Zweikämpfe, Maodo Lô probierte es mit schnellen Antritten zum Korb und der Bundestrainer vergrößerte seine Halsschlagader auf eine bedenkliche Größe, doch auch das half am Ende nichts mehr. Deutschlands Basketballer haben das letzte WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland mit 63:69 (34:33) verloren und damit den Gruppensieg verpasst. Stornieren müssen sie ihre Flugtickets nach China deshalb aber nicht.

Wenn die beiden ehemaligen NBA-Legenden Kobe Bryant und Yao Ming am 16. März in Shenzen die Gruppen für die WM im Spätsommer auslosen, wird Deutschland nicht im Topf der nominell stärksten Mannschaften vertreten sei. Ein Erfolg ist die Qualifikation dennoch. Oder vielmehr die Art und Weise, wie sich die Mannschaft von Henrik Rödl qualifiziert hat. Bereits im vergangenen September stand fest, dass die deutsche Delegation im August 2019 nach China reisen darf, vor allem der Start in die Qualifikation mit acht Siegen glückte eindrucksvoll. Und unterstrich, dass die Generation nach Dirk Nowitzki einiges vor hat.

2015 verabschiedete sich das überlebensgroße Aushängeschild des deutschen Basketballs aus der Nationalmannschaft, in eine Schaffenskrise ist die Auswahl danach aber nicht gefallen, im Gegenteil. Es wirkt eher so, dass die Abwesenheit von Nowitzki ein paar Kräfte freigesetzt hat, weil sich niemand mehr hinter dem langjährigen Anführer verstecken kann.

Henrik Rödl, als Spieler Europameister 1993 und seit September 2017 Bundestrainer, stehen derzeit so viele gut ausgebildete Basketballer zur Verfügung wie keinem seiner Vorgänger. Den "größten Talentpool, den wir je hatten" nannte Rödl unlängst die aktuelle Generation in einem Interview mit Spox, während der Qualifikation hat er insgesamt 26 verschiedene Spieler eingesetzt; zum Teil notgedrungen, weil er nur selten auf diejenigen zurückgreifen kann, die in der NBA ihren Traum leben oder in Spanien oder der Türkei ihr Geld verdienen; zum Teil, weil der ehemalige Nachwuchstrainer Rödl ganz bewusst junge Talente möglichst früh an die Nationalmannschaft heranführen möchte.

Manko in der Tiefe

In der Breite, das haben die vergangenen Monate gezeigt, ist man ordentlich aufgestellt. Was die Tiefe angeht, sind andere Nationen wie Spanien oder Frankreich, natürlich die USA oder eben Griechenland aber noch ein ganzes Stück voraus. Fehlen Rödl die besten Spieler, fehlt Dennis Schröder, der dem deutschen Spiel eine völlig andere Dynamik geben kann, fehlen Johannes Voigtmann oder Robin Benzing, die regelmäßig auf europäischem Top-Niveau spielen, ist die Weltspitze immer noch weit entfernt. 

Den Sieg in Serbien oder die spektakuläre Aufholjagd gegen Israel wertete Rödl bei Magentasport als "schönes Zeichen dafür, dass wir den sportlichen Respekt vor den ganz großen Namen ablegen und immer daran glauben, dass wir jeden schlagen können". Im Präsidium des Deutschen Basketball-Bundes hat so mancher sogar schon das Halbfinale bei der WM ausgegeben, Rödl gibt sich da deutlich zurückhaltender. Er glaubt, dass es noch dauern wird, bis "sich das Potenzial in echte Qualität umwandelt".

Gegen Griechenland ließ sich das am Sonntagabend in Bamberg ganz gut beobachten. Gegen die ebenfalls wenig prominent besetzten Gäste, hatten die Gastgeber vor allem in der ersten Halbzeit mitunter arge Probleme, die Angriffe ordentlich zu Ende zu spielen und den Ball im Korb unterzubringen. 

Zipser angeschlagen

Nachdem am Donnerstag gegen Israel Paul Zipser umgeknickt und geschont wurde, fehlte es der deutschen Mannschaft massiv an Feuerkraft. Gleich zum Auftakt verpassten Maik Zirbes, Danilo Barthel und Niels Giffey trotz guter Wurfpositionen die ersten Punkte, dass Rödls Mannschaft nach dem ersten (16:15) und dem zweiten Viertel (34:33) jeweils mit einem Punkt führte, lag an der hervorragenden Defensivleistung. Jeder Zähler musste sich an der Forchheimer Straße hart erarbeitet werden, lediglich Rückkehrer Andreas Obst erzielte Mitte des zweiten Abschnitts mit einer gewissen Lockerheit gleich zwei Dreier in Folge.

Nach dem Seitenwechsel zunächst ein ähnliches Bild: Keines der beiden Teams vermochte sich abzusetzen, was vor allem den Plänen der Griechen entgegen kam. Als die deutsche Mannschaft im Schlussabschnitt dann ein wenig zu lange mit den Pfiffen der Schiedsrichter haderten und Evangelos Margaritis (13 Punkte) sowie Panagiotis Vasilopoulos (12) doch noch ihren Touch fanden, war das direkte Duell um den Gruppensieg entschieden.

Dass die aktuelle Generation trotzdem um Medaillen spielen kann, darf sie in China beweisen. Wer dann noch von der Besetzung des letzten Qualifikationsspiel dabei ist, welche zwölf von den 26 eingesetzten Spielern für die WM nominiert werden, das wird bis dahin die spannende Frage.

Deutschland: Obst 12 Punkte, Akpinar 10, Barthel 8, Lô 7, Seiferth, Saibou und Tirbes je 6, Giffey, Doreth, Thiemann, Sengfelder je 2, Tadda.

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