Als Auge "keine Ahnung wie oft" auf die Uhr schaute

3.5.2013, 06:59 Uhr
Als Auge

© Daut

„Freistoßflanke Krzynowek, Marek Nikl, Kopfball, Tor.“ Klaus Augenthaler hat die Szene genau im Kopf, die am 27. April 2002 das Frankenstadion in ein Tollhaus verwandelte. Dass der Treffer des FCN-Verteidigers, der einen Stellungsfehler von Leverkusens Diego Placente zum 1:0 nutzte, spielentscheidend sein würde, war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. „Bayer war sehr stark, in dieser Saison Champions-League-Finalist, gespickt mit Stars“, listet der Weltmeister von 1990 die Qualitäten auf, mit denen der Gegner aufwartete. „Dass wir gerade gegen diese Mannschaft den Klassenerhalt perfekt machen, hat kein Mensch gedacht", ergänzt Auge.

Dementsprechend lange gestalteten sich „die nachfolgenden 70,73 Minuten. Keine Ahnung, wie oft ich auf die Uhr geschaut habe“, macht der knorrige Niederbayer keinen Hehl aus der Skepsis, die er beim Heimfinale nicht abschütteln konnte. Aus gutem Grund: Die Werkself reagierte mit wütenden Angriffen. Ballack, Neuville & Co. erarbeiteten sich Feldvorteile und im zweiten Durchgang hochkarätige Möglichkeiten. Da der FCN seine Führung aber leidenschaftlich verteidigte, entledigte er sich seiner Abstiegssorgen.

Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg. Augenthaler, heute 55 Jahre alt, denkt dabei besonders an Edgar Geenen. „So fertig, so kaputt habe ich noch nie einen Manager gesehen“, bebildert der Mann die Spuren, die das Spiel bei Nürnbergs damaligem Verantwortungsträger hinterlassen hatte. Den Rheinländern machte Augenthalers Club indes einen dicken Strich durch die Meister-Rechnung.

2002/2003 begegneten sich beide Teams unter anderen Vorzeichen wieder. Im Mai 2003 — kurz zuvor hatte Auge als Trainer bei stark abstiegsbedrohten Leverkusenern angeheuert — war es die Werkself, die beim bereits abgestiegenen Altmeister mit 1:0 die Weichen auf Klassenerhalt stellte und sich für die 0:2-Heimpleite in der Hinserie revanchierte. Das Aufeinandertreffen mit dem Club aus dem Frühjahr 2002 spielte in der Vorbereitung „überhaupt keine Rolle“, sagt Augenthaler, der bis September 2005 mit dem Bayer-Kreuz auf der Jacke wirken sollte.

Doch nun in die jüngere Vergangenheit: Vor den letzten beiden Begegnungen hatte der FCN gegen die Werkself meist gut ausgesehen. Keines der letzten vier Duelle mit dem Uefa-Cup-Sieger von 1988 hatte er zuvor verloren. Nach Saisonschluss 2011/12 war die Bilanz jedoch eingetrübt: Der Club zeigte eklatante Abwehrschwächen, Stefan Kießling seine Torjägerqualitäten. Der Oberfranke traf beim 4:1-Auswärtssieg in der alten Heimat dreifach.

Kießling hin oder her: Auf eigenem Platz hat der Club ein Lieblingsergebnis gegen Leverkusen: Bereits viermal gab es ein 3:2. Zuletzt im März 2010, als Eric Maxim Choupo-Moting die Schlafmützigkeit der Bayer-Defensive zweimal bestrafte. Die Freude über den Heimsieg wurde durch den Kreuzbandriss von Nürnbergs Abwehrstabilisator Breno überschattet — Stefan Reinartz war gegen diesen hart eingestiegen. Ebenfalls aus dem März 2010 datiert der Beginn von Klaus Augenthalers letztem Trainer-Engagement. Bis Sommer 2011 half Auge, der bald eine neue Tätigkeit vermelden will, bei der Spielvereinigung Unterhaching aus. Dabei dachte er sicherlich auch ab und an Nürnberg gegen Leverkusen.

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