Als der Regen kam: Spielabbruch beim 1. FCN

11.4.2008, 00:00 Uhr
Als der Regen kam: Spielabbruch beim 1. FCN

© Günter Distler

Danach begann das bange Warten im weiter strömendem Regen. Und um 22.16 Uhr war, über eine Stunde nach Abpfiff der ersten Halbzeit, Schluss.

Schiedsrichter Jochen Drees brach die Partie ab - sie wird neu angesetzt, die 1:0-Pausenführung für Nürnberg war Makulatur.

Hoffnung auf Heimsieg weggespült

Man beginnt wieder bei 0:0, die Wassermassen spülten auch die nach 45 Minuten berechtigten Hoffnungen auf den ersten Nürnberger Heimsieg seit 9. Dezember 2007 fort. Ein grelles Pfeifkonzert begleitete die Absage, aber die Nürnberger Fußballer, zur Pause noch via Anzeigetafel als Tabellen-Fünfzehnte geführt, bedankten sich noch einmal vor der Fankurve - ehe sie sich mit gemischten Gefühlen verabschiedeten.

"Das ist bitter", sagte Nürnbergs Manager Martin Bader, der zunächst für eine Fortsetzung plädiert hatte. Aber beide Parteien mussten sich der Einsicht in das aussichtslose Unterfangen, den Rasen bespielbar zu machen, beugen. "Man kann nicht mehr von regulären Bedingungen sprechen", hatte Drees eine Stunde vorher schon gesagt und Platzmeistern zunächst 45 Minuten Zeit gegeben, den Rasen halbwegs trocken zu legen - vergebliche Müh trotz des vorbildlichen Einsatzes des Teams um Rasenmeister Conny Vestner, begleitet von ratlosen Gesichtern von Profis im Spielertunnel und beim Anhang auf den Rängen.

"Das bisschen Wasser doch nicht so schlimm"

"Wir sehen es nicht als gewährleistet, dass die Partie nicht zu Ende geführt werden kann", sagte Drees schließlich - sehr zur Enttäuschung der Fußballer, die "das bisschen Wasser doch nicht so schlimm" fanden, wie Marek Mintal erklärte. "Vielleicht hätten wir durchspielen sollen, dann wären wir jetzt fertig", meinte Nürnbergs Co-Trainer Michael Oenning, als der Abbruch perfekt war.

Die Befürchtung, der frustrierte Anhang könnte seine Enttäuschung vorm Stadion ausleben, schien sich immerhin nicht zu bestätigen. "Fußball-Mafia DFB", tönte es zwar noch aus dem Block, aber es blieb friedlich. Die Wetterkapriolen hatten den Fußballern zuvor 45 Minuten voller unfreiwilliger fußballerischer Freischwimmer-Übungen geboten.

Flachpässe blieben in Pfützen stecken

Flachpässe blieben in Pfützen stecken, und mitunter sprang die Kugel so unberechenbar auf und ab, als sitze tatsächlich ein leibhaftiger Frosch drin. Wieder flogen Gegenstände aufs Spielfeld - keine Böller wie am Samstag in Frankfurt allerdings, sondern vom Wind verwehte Werbebanden. Schon mit dem Halbzeitpfiff war nicht mehr mit einer Fortsetzung zu rechnen - dem Feuerwerk vom vorigen Samstag folgte eine Wasserschlacht mit jederzeit in jeder Hinsicht ungewissem Ausgang.

Schon vor Anpfiff geduschte Fußballer kämpften eine Halbzeit lang tapfer gegen die bizarren Umstände an. Zunächst gelang den Gästen der Wasser-Widerstand ein wenig besser; nach zehn Minuten erlebte Nürnberg die erste Schrecksekunde. Den von Christian Gentner bedienten Edin Dzeko konnte Andreas Wolf nur unter Missachtung des Regelwerks stoppen - aber der berechtigte Elfmeter bescherte nicht Wolfsburg das Führungstor, sondern Jaromir Blazek die Gelegenheit, sein wundersames Comeback um einen besonderen Moment zu erweitern.

Gut organisierte Wolfsburger

Der Tscheche parierte den Strafstoß des brasilianischen Ballgenies Marcelinho glänzend. Und eine ganze Kurve feierte den Mann in Sprechchören, den sie noch Ende Februar heftig ausgebuht hatten. Nürnberg gelang es, die gut organisierten Wolfsburger mehr und mehr unter Druck zu setzen - sogar, dem Boden zum Trotz, per doppeltem Hackentrick von Jan Kristiansen und Ivan Saenko.

Der Club bemühte sich mit bewundernswertem Elan um ein zielstrebiges Vorwärtsspiel - und wurde vom Zufall belohnt, weil Blazeks Gegenüber Diego Benaglio im entscheidenden Moment kein Glück hatte. Am Strafraum-Eck zielte Ivan Saenko einfach mal aufs Tor - und der Schweizer Nationaltorwart Benaglio boxte sich die flutschige Kugel selbst ins Tor; für Nürnbergs Russen war es der erste Saisontreffer.

Hätte es auch 2:0 heißen können?

Unter regulären Bedingungen hätte es zur Pause auch 2:0 heißen können, weil Zvjezdan Misimovic zwar sehr elegant abzog - aber in einer Pfütze blieb der Ball liegen. Die 45 Minuten lange Halbzeitpause gehörte den Wasserwalzen; Schiedsrichter Drees telefonierte mit dem Wetteramt, das allerdings keine Entwarnung geben konnte. Weitere Unwetter über dem Fränkischen waren prognostiziert worden. Und damit die Hoffnungen untergegangen, einen kuriosen Fußball-Abend zu einem guten Ende zu bringen.