Als Heiner Müller den Löwen einheizte

5.12.2014, 09:39 Uhr
Als Heiner Müller den Löwen einheizte

© Horstmüller

„Die Löwen waren stärker als die Bayern, führend in München. Mit ihnen haben wir ganz schöne Sträuße ausgefochten.“ Wenn Heiner Müller über die damaligen Kräfteverhältnisse und eine enorm erfolgreiche Club-Zeit berichtet, schaffen nicht nur diese Erfolge eine unglaublich angenehme Atmosphäre. Wenn der Ball - beschleunigt durch fränkische Bonmots - in höchstem Tempo über Flachenecker und Morlock zu Haseneder oder Strehl zirkuliert, Nürnberg wieder zum Mittelpunkt Fußballdeutschlands wird, möchte man ihm stundenlang zuhören.

Der 80-Jährige war und ist ein glänzender Unterhalter — früher auf der linken Bahn, heute im direkten Gespräch. Die Erinnerungen an die jungen Club-Wilden, die 1961 den achten Meistertitel in die Noris holten, trägt der pensionierte Halbstürmer dabei absolut gelassen vor. Müller weiß um die überragende Qualität der damaligen Mannschaft — besonders auf eigenem Platz. „Wie hoch wird die Niederlage werden, fragten manchmal die Gegner.“

Der TSV 1860 erhält am 4. Dezember 1960 eine deftige Antwort — 0:5 steht es am Ende. Eine halbe Stunde braucht die Club-Offensive, um im zugigen Zabo auf Betriebstemperatur zu kommen. Dann setzt Müller den FCN nach feiner Vorarbeit von Strehl ins Vordertreffen. Zwei Minuten später ist es Strehl selbst, der zum 2:0 aufstockt. Die Nürnberger sind nun heiß gelaufen, die Sechzger nur noch Spielball stürmischer Hausherren. Horst-Dieter Hoffmann im Löwen-Käfig verhindert mit zahlreichen Glanzparaden vorerst eine höhere Club-Führung. Nach einer Stunde ist Münchens Schlussmann jedoch erneut machtlos, als Strehl das Sportgerät saftig in die Maschen schweißt.

„Der Max Morlock oder der Strehls Heinz. Das waren eher die Schützenkönige“, lacht Müller. An diesem herrlichen Dezembertag darf auch der spiel- und laufstarke Anschieber nach Herzenslust einnetzen. Lediglich drei Minuten benötigt der Rother — mit 26 Jahren fast schon ein Oldie in Nürnbergs Erfolgself — um seinen zweiten und dritten Treffer nachzuschieben und dem FCN in der Oberliga Süd den Herbstmeistertitel zu sichern.

Auch am 21. Juni 1961 ist Müller hauptverantwortlich für einen Club-Sieg. Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund verlängert der spielstarke Dauerläufer kurz vor dem Kabinengang eine Strehl-Flanke zum 2:0. Nach der Pause revanchiert sich Müller bei Nürnbergs Torjäger, indem er auf dem linken Flügel durchbricht und die maßgenaue Hereingabe zum spielentscheidenden 3:0 liefert. Am stillen Vorabend des lauten Finales hatte Müller gebetet: „Lass mich nicht der Schlechteste sein.“ Gegen den BVB war er der Beste. „Mir gelang viel, ich war gierig“, bestätigt das der Mann, der bis 1967 insgesamt 313 Spiele für den Club bestritt.

Ein Traum, der wahr wird

Schon von klein auf war es der Traum des jungen Heini, einmal im roten Dress zu spielen. „Wir haben nicht nach den Vögeln und den Fisch geschaut, wir haben gefußballt, bis die Mutter die Wadenwickel gemacht hat“, erklärt Müller das Lieblingshobby einer ganzen Generation.

Am Karsamstag 1956 glückte Müller bei einem Freundschaftsspiel gegen Montevideo ein herrlicher Treffer. Nach der Partie und einem kräftefördernden Snack ging’s dann schnell: „Wenn du aufgegessen hast, gehst du mal hoch, bedeutete man mir auf der Geschäftsstelle und da lag dann der Profi-Vertrag“, erzählt Nürnbergs Meisterspieler, der keinen Tag beim FCN missen möchte. „Ein Spiel hab ich mir gewünscht, zwölf Jahre sind es geworden.“

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