Als Nikl Bayer Leverkusen eine bittere Pille verabreichte

16.12.2011, 11:55 Uhr
Stefan Kießling trifft, wenn auch nicht in den zurückliegenden acht Partien, nun für Bayer. Marek Nikl (links) traf einst siegbringend gegen Leverkusen.

© dpa Stefan Kießling trifft, wenn auch nicht in den zurückliegenden acht Partien, nun für Bayer. Marek Nikl (links) traf einst siegbringend gegen Leverkusen.

Obwohl der 1. FC Nürnberg als Außenseiter nach Leverkusen reist, könnte die Kraftprobe mit den Rheinländern eine Partie auf Augenhöhe werden. Zumindest, wenn man der Statistik glaubt. Der Club ist neben den Bayern und Aufsteiger Hertha BSC der einzige Bundesligist, der in den letzten drei Auseinandersetzungen mit dem UEFA-Cup-Sieger von 1988 keine Niederlage kassierte.

Eigler serviert den Club-Fans ein Knallbonbon

Im Gegenteil: Das letzte Duell mit der Werkself gestaltete der Club siegreich. In einem hart umkämpften ersten Durchgang begegnete der FCN den Gästen im Februar 2011 mit resoluter Zweikampfführung. Während bei Bayer auch in der zweiten Hälfte Akzente in der Vorwärtsbewegung selten blieben, legte der Club eine Schippe drauf.

Christian Eigler machte beim letzten Aufeinandertreffen der Kontrahenten mit einem Traumtor den Nürnberger Sieg klar.

Christian Eigler machte beim letzten Aufeinandertreffen der Kontrahenten mit einem Traumtor den Nürnberger Sieg klar. © dpa

Bei Schiebers Schlenzer, der knapp am Kasten vorbeisauste, hatten die Anhänger den Torschrei bereits auf den Lippen. Bei Almog Cohens saftigem Schuss, den René Adler reaktionsschnell entschärfte, ebenfalls. Keine Minute später durften die Heimfans ihrem Jubel freien Lauf lassen: Exakt eine Stunde war gespielt, da setzte Jens Hegeler Christian Eigler in Szene und der einen echten Knalleffekt. Eigler fackelte nicht lange, hielt kernig drauf. Durch die Beine von Simon Rolfes hindurch raste der Ball an den rechten Pfosten und von dort in die Maschen. In der Schlussphase wurde der 100. Bundesliga-Auftritt des Traumtorschützen durch eine Gelb-Rote-Karte vorzeitig beendet. Der FCN verteidigte seine Minimalführung in Unterzahl jedoch couragiert und hatte damit Erfolg, auch weil Juri Judt nach einer Ecke die von Stefan Reinartz‘ aufs Tor beförderte Kugel mit der Brust aufhielt.

Wolf nimmt Kießling aus dem Spiel

Während sich Nürnbergs Heimbilanz gegen die Rheinländer (9 Siege / 6 Unentschieden / 7 Niederlagen) ansprechend liest, waren die Betriebsausflüge des neunmaligen Deutschen Meisters weniger einträglich. Doch auch wenn bei den letzten sechs Partien in der BayArena kein Sieg für den Club heraussprang, trat er dreimal mit einem Punkt im Gepäck die Heimreise an.

So auch in der Hinrunde 2010/11, als sich der FCN beim torlosen Remis den Zähler durch eine starke Defensivleistung verdiente. Die Abwehr präsentierte sich stabil, aufmerksam, ging konsequent zu Werke. Exemplarisch, als Kapitän Andy Wolf bereits nach einer Viertelstunde Stefan Kießling durch ein hartes Einsteigen aus dem Spiel nahm und seinem ehemaligen Mannschaftskameraden eine mehrwöchige Zwangspause verschaffte. Der Nationalstürmer, der von 2001 bis 2006 für den FCN auf Torejagd ging, hatte zuvor übrigens bei vier Wiedersehen mit dem Ex-Verein stets getroffen. Auf der Gegenseite war Christian Eigler schon im September 2010 dem Siegtor nahe, zweimal mit dem Kopf: Quasi mit dem Halbzeitpfiff flog der Ball um Zentimeter rechts vorbei, in der Schlussphase zeigte sich Schlussmann Adler auf dem Posten.

Nürnberger 3:2-Vorliebe: Choupo-Moting lässt Bayer alt aussehen

Eine Nullnummer wie im Vorjahr ist am Samstag allerdings nicht zu erwarten. Bei 44 Bundesliga-Direktvergleichen war dies erst zweimal der Fall. Zumindest auf eigenem Platz hat der Club ein Lieblingsergebnis gegen Leverkusen: 3:2. Bereits viermal stand dieses Resultat bei Abpfiff zu Buche.

Rekord-Cluberer Thomas Brunner könnte Tipps geben, wie man Elfmeter gegen die Rheinländer verwandelt

Rekord-Cluberer Thomas Brunner könnte Tipps geben, wie man Elfmeter gegen die Rheinländer verwandelt © Matejka

So auch bei der vorletzten Begegnung in Nürnberg, als Eric Maxim Choupo-Moting die Schlafmützigkeit der Bayer-Defensive kurz vor der Pause zweimal bestrafte. Vor seinem Treffer zum 1:0 düpierte der Angreifer das Innenverteidiger-Duo Hyypiä/Friedrich. Wenig später gab er René Adler erneut ballgewandt das Nachsehen. Nach dem 3:0 durch Mickael Tavares schien der FCN endgültig auf die Siegerstraße eingebogen zu sein. Doch Stefan Kießling und Patrick Helmes machten es nochmal spannend. Die Freude über den Heimsieg der Hecking-Truppe wurde allerdings durch die schwere Verletzung von Breno überschattet. Nürnbergs Leistungsträger erlitt nach einem kompromisslosen Einsteigen von Reinartz (in der Saison zuvor auf der Gegenseite noch einer der Aufstiegshelden) einen Kreuzbandriss.

Ungetrübt war die Stimmung beim Club-Anhang dagegen im November 2006, als seine zuvor zehnmal sieglosen Lieblinge den Champions-League-Finalisten von 2002 mit demselben Ergebnis nach Hause schickten. Das frühe Gegentor durch den aufgerückten Ahmed Madouni wirkte dabei als Wachmacher: Robert Vittek glich vier Minuten später aus. Kurz nach der Pause brachte Sturmkollege Markus Schroth den Club erstmals in Front. Ivan Saenko tütete schließlich, nachdem Thomas Paulus den Ball zwischenzeitlich ins eigene Tor bugsiert hatte, den vielumjubelten Dreier für die nun durchstartenden Meyer-Schützlinge ein. 3:2 für den FCN hieß es auch im September 1985, als die Kontrahenten im Städtischen Stadion aufeinandertrafen. Bei Leverkusen befand sich mit Alois Reinhardt, Vater des späteren FCN-Profis Dominik, ein Ex-Nürnberger in der Startformation. Thomas Brunner, mit 328 Bundesliga-Einsätzen für den Club einsamer Rekordhalter, schenkte seinem Junioren-Europameister-Kollegen Rüdiger Vollborn bereits in der 3. Minute den ersten Treffer ein, per verwandelten Elfmeter. Shootingstar Roland Grahammer behielt nach rund einer Stunde vom Punkt im Duell mit Leverkusens Torwart ebenfalls die Oberhand.

Im Oktober 1981 brachte bei Nürnbergs 3:2 ebenfalls ein verwandelter Elfer die Entscheidung: Club-Libero Horst Weyerich bewahrte trotz seiner Lockenmähne kühlen Kopf, besorgte in der Schlussminute den Siegtreffer. Auf der anderen Seite blickte Peter Hermann in die Röhre. Viele Jahre später sollte “Mister Bayer“ bei seinem Co-Trainer-Intermezzo in der Noris großen Anteil am Wiederaufstieg des FCN haben.

Am 25. Spieltag 2010/11 gastierte die bis dato ungeschlagene Werkself in Nürnberg. Bayer ließ zwar die Punkte in Franken, nahm dem Club durch Stefan Reinartz aber Breno, der aus der FCN-Defensive längst nicht mehr wegzudenken war.

Am 25. Spieltag 2010/11 gastierte die bis dato ungeschlagene Werkself in Nürnberg. Bayer ließ zwar die Punkte in Franken, nahm dem Club durch Stefan Reinartz aber Breno, der aus der FCN-Defensive längst nicht mehr wegzudenken war. © Zink

Frust bei Ballack & Co.

Auch abseits eines 3:2 hatten die rheinländisch-fränkischen Kräftemessen meist gesteigerten Erlebniswert: Am letzten Spieltag der Saison 2002/03 besiegte die Werkself den bereits abgestiegenen Altmeister in einem Kellerduell mit 1:0 Die Rheinländer revanchierten sich damit nicht nur für die 0:2-Heimpleite zum Hinrunden-Abschluss, die Jesus Junior in der 88. Minute per herrlichem Volleyschuss besiegelt hatte. Sie sicherten sich auch aus eigener Kraft den Klassenerhalt. Am vorletzten Spieltag der Vorsaison 2001/2002 hatten noch die Heimfans Grund zum Jubeln gehabt. Der Club siegte mit dem umgedrehten Resultat dank eines Kopfballtreffers von Marek Nikl und sicherte sich so den Liga-Verbleib.

Lucio & Co. verspielten hingegen in der Frankenmetropole die Chance auf die Meisterschaft. Der Doppelpack von Michael Ballack am letzten Spieltag gegen Hertha BSC blieb so ein Muster ohne Wert. Nun trifft Ballack mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust wieder auf den 1. FC Nürnberg, ebenso Kießling. Ein unerwarteter Auswärtscoup des FCN gegen diese alten Bekannten, wie zum Hinserien-Finale 2002, wäre eine gelungene Generalprobe für den Lokalvergleich mit der SpVgg Greuther Fürth.

 

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