Alte Rollenmuster brechen auf

26.3.2015, 16:00 Uhr
Wer führt, das ist nicht die Frage. Manche Paare wechseln damit während der Tänze ab, eines der prägnantesten Merkmale bei Equality-Turnieren.

© Hans-Joachim Winckler Wer führt, das ist nicht die Frage. Manche Paare wechseln damit während der Tänze ab, eines der prägnantesten Merkmale bei Equality-Turnieren.

Die Stimmung ist ausgesprochen locker. Die Paare kennen sich, denn sie bleiben während des gesamten Turniers zusammen. Dennoch sind Heidrun Kling und Heike Hämmerer ein bisschen nervös. „Das ist normal“, gesteht Kling, die einen schwarzen Hosenanzug trägt. Auch Heike Hämmerer trägt einen Anzug – in Knallrot. „Hosen haben den Nachteil, dass Fehler bei der Beinarbeit sofort sichtbar sind, während ein Kleid die Beine mehr verdeckt“, erklärt Hämmerer, die es nicht mit „den wallenden Standardkleidern“ hat. „Fehler können wir uns heute gar nicht leisten“, scherzen die amtierenden Europameisterinnen, denn die aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Dänemark angereiste Konkurrenz ist groß.

Anzug und Kleid

21 Frauen- und 12 Männerpaare gehen in der Standarddisziplin an den Start, bei den Lateinern wirbeln sechs Damen- und neun Herrenpaare übers Parkett. Die sogenannten Equality-Tanzturniere unterscheiden sich von anderen Tanzsportveranstaltungen etwa dadurch, dass die Kleiderordnung nicht so streng reglementiert ist. Einige Frauenpaare treten traditionell in Anzug und Kleid auf, während andere Teams Fräcke oder Anzüge tragen.

Die Paare müssen sich erst durch Sichtungsrunden für die unterschiedlichen Leistungsklassen qualifizieren und sind nicht von Beginn an in den einzelnen Klassen gesetzt. Um den Wertungsrichtern diese Kategorisierung zu erleichtern, wird vorab ein Tanz gezeigt – im Fachjargon General Look genannt –, der ausschließlich dem Überblick dient und nicht in die Wertung einfließt.

Das prägnanteste Merkmal beim Equality dürfte aber sein, dass manche Paare während der Tänze zwischen Führen und Folgen wechseln und so das altbewährte Rollenmuster aufbrechen.

Bei den Herren starten Kornelius Köppel und Georg Lambach für die TSG. Die Männer tanzen seit drei Jahren zusammen und bestreiten ihr drittes Turnier. „Wir treten heute erstmalig auch bei den Lateinern an“, verrät Köppel. Lambach beteuert, dass Tanzen für ihn Leidenschaft ist und er alles gern tanzt. „Trotzdem ist unser Lieblingstanz die Rumba“, versichern die Herren, die ihrem Debüt-Auftritt entgegenfiebern.

Bei den Damen tanzen außer den Europameisterinnen Kling/Hämmerer auch Julia Schroder und ihre Partnerin nach einer Trainingspause wieder auf Erfolgskurs für die TSG sowie Brigitte Schiewe und Eva Martin, die seit vier Jahren gemeinsam bei Equality-Turnieren antreten. Schiewe ist über die Fürther „Tanzerei“ an ihre Partnerin gekommen, die ihrerseits auch jemanden zum Tanzen suchte. „Nicht alle Equality-Paare, die zusammen tanzen, sind im richtigen Leben auch ein Paar.“

Starke Rivalen

Trotz der Konkurrenz - etwa durch Tania und Ines Dimitrova aus dem Berliner Pinkballroom - klettern Heidrun Kling und Heike Hämmerer erwartungsgemäß auf den ersten Platz des Siegertreppchens bei den Frauen Standard A. Julia Schroder und ihre Partnerin schaffen es in Standard C ebenfalls auf den ersten und in der B-Wertung auf einen geteilten dritten Rang. Brigitte Schiewe und Eva Martin tanzen sich im C-Standard auf den Platz vier vor.

Das Herrenpaar Köppel/Lambach belegt in der Standard-Kategorie den zweiten Platz und schafft es bei den Lateinern auf Anhieb auf den dritten Rang.

Überrascht sind Heidrun Kling und Heike Hämmerer, als sie ein Vertreter des Landestanzsportverbands Bayern mit der silbernen Ehrennadel für ihr besonderes Engagement im Tanzsport ehrt. Schließlich haben die Damen das Kleeblatt-Turnier aufgebaut und den Equality-Tanz nach Fürth gebracht. Das nächste Turnier wird hier 2017 stattfinden.

TSG Fürth, Bayernstraße 51, 90765 Fürth-Stadeln, Informationen unter www.tsg-fuerth.de, Kontakt: info@tsg-fuerth.de

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