Auf den HCE kommen schwere Zeiten zu

1.3.2015, 19:00 Uhr
Auf den HCE kommen schwere Zeiten zu

© Foto: Sportfoto Zink/WoZi

Das 1:0 durch Martin Stranovsky, die erste und einzige Führung der Erlanger, war sinnbildlich für die weitere Partie: Nur Einzelaktionen führten zum Erfolg, das Zusammenspiel als Team funktionierte anfangs praktisch gar nicht. Der „blinde Pass“ bekam eine völlig neue, leider allzu wörtliche Bedeutung angesichts der vielen Zuspiele, die gar nicht erst in die Nähe eines Mitspielers kamen. In Sachen Fehlversuche knüpfte der HCE – wenn er denn einmal die gut stehende 6:0-Deckung der Gäste durchbrochen hatte – scheinbar nahtlos an das Spiel in Gummersbach an und wurde durch die starke Leistung des Mindener Keepers Gerrie Eijlers zusätzlich zermürbt. „Es liegt auf der Hand, dass wir uns viel vorgenommen hatten“, sagte Trainer Frank Bergemann später. „Wir waren intensiv vorbereitet und hatten eine sehr gute Trainingswoche.“ Doch letztlich habe sein Team im Angriff die letzte Konsequenz vermissen lassen. „Nervosität hat sicher eine Rolle gespielt, vielleicht haben wir zu viel gewollt.“

Anschluss machte Hoffnung

Minden, das ja in einer noch bedrohlicheren Tabellensituation angereist war, nahm die Geschenke des HCE meist dankend an und zog viel zu schnell und viel zu leicht davon. Beim 3:7 in der 14. Minute war Frank Bergemann zur ersten Auszeit gezwungen und brachte mit Nicolai Theilinger und Siggi Sveinsson frischen Wind ins Spiel. Wenn auch wieder nur mit Einzelaktionen und zum Teil in wahren Kraftakten gelang es den Erlangern bis zur 21. Minute den Gästen nur ein Tor zu gestatten und selbst durch Sveinsson, Ole Rahmel und zwei Tore von Martin Stranovsky auf 7:8 zu verkürzen. Stranovsky wurde seiner wichtigen Rolle als Strippenzieher im Erlanger Spiel wieder einmal gerecht.

Doch erneut gelang es dem HCE nicht, das von Frank Bergemann im Vorfeld der Partie beschworene Glück auf seine Seite zu ziehen. Bezeichnend war die Szene, als HC-Keeper Niko Katsigiannis einen Siebenmeter von Aljoscha Schmidt zwar abwehrt, der Ball dem Mindener aber sofort wieder in die Hände fällt, so dass dieser im Nachwurf das 9:7 erzielen kann. Nur eine Minute später vergab der glücklose Ole Rahmel einen Siebenmeter, der den erneuten Anschluss bedeutet hätte. Dass mit diesem Strafwurf auch eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Minden verbunden war, konnte der HCE in der Folge nicht nutzen. Vielmehr zog Minden nun Tor um Tor davon und lag zur Pause komfortabel mit fünf Toren vorne (8:13). „Wir haben uns bei der Chancenverwertung unheimlich schwer getan und andererseits hinten in der Abwehr nichts zum Anfassen bekommen“, fasste Neuzugang Nicolai Theilinger später zusammen. „Dadurch hatten es auch unsere Torhüter schwer, die viele freie Würfe bekommen haben.“

Der Rückstand wuchs nach der Pause sogar noch auf acht Tore an, ehe die Erlanger Manndeckung griff, die Mindener Angriffsmaschine ins Stocken brachte und den Gegner zu Fehlern zwang. Die eigenen Angriffe wurden aber weiterhin zu wenig genutzt, die Gelegenheit auf drei Tore zu verkürzen ließ man sich mehrfach entgehen.

Den Kampf angenommen

Zumindest aber zeigte der HCE jetzt den „Kampf im Abstiegskampf“, den man sich vor der Partie vorgenommen hatte. Zuvor war es allein Minden, das die Bedeutung der Partie begriffen zu haben schien. Für die Wende im Spiel war es da aber schon zu spät, auch wenn die Arena bis zum Schluss Rückendeckung gab. „Anders als für Minden ist das für uns eine völlig neue Situation“, nahm Frank Bergemann seine Spieler in Schutz. „Wir haben den Kopf nie hängen lassen und jetzt gibt es nur den Blick nach vorn.“

Dieser Blick nach vorn gibt allerdings kaum Anlass zu übermäßiger Hoffnung. Am Sonntag steht mit der Partie in Lemgo das nächste Abstiegsduell an und der Druck auf den HCE wird dann noch höher sein. Und dann kommen Flensburg und Kiel in die Arena, dazwischen geht es nach Hannover — alles keine Punktelieferanten. Vielleicht ist es aber gerade die nicht vorhandene Chance, die die Erlanger nutzen werden, um den drohenden Abstieg doch noch abzuwenden.

HC Erlangen: Stochl (30.-45), Katsigiannis; Weltgen, Theilinger (3), Schwandner, Murawski (2), J. Link, Preiß, Sveinsson (1), Nienhaus, Heß (1), Rahmel (4/1), Stranovsky (4), N. Link (3), Thümmler (1).

TSV GWD Minden: Vortmann, Eijlers; Freitag, Schäpsmeier (3), Kozlina (3), Rambo (3), Steinert (1), Torbrügge, Jernemyr, Niemeyer (4), Schmidt (6/3), Oneto, Doder (3), Kunkel, Svitlica, Bilbija.

Zuschauer: 3259. Schiedsrichter: Fabian Baumgart und Sascha Wild. Siebenmeter: 1/2: 3/4. Zeitstrafen: 8 Min. (Preiß, Nienhaus, Stranovsky, Link N.) – 10 Min. (Kozlina (2), Torbrügge, Niemeyer, Oneto).

Torfolge: 1:0, 1:3, 2:3, 2:4, 3:4, 3:7, 4:8, 7:8, 7:12, 8:13 (Pausenstand); 8:16, 11:16, 13:17, 13:19, 16:20, 17:21, 18:23, 19:23 (Endstand).

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