Aufstieg 1997: Als sich Fürth im Profi-Fußball festsetzte

11.5.2017, 06:00 Uhr
Aufstieg 1997: Als sich Fürth im Profi-Fußball festsetzte

© Günter B. Kögler

Armin Veh steht ein wenig zögerlich auf dem neuen Parkplatz am Laubenweg. Seit einigen Jahren war er nicht mehr in Fürth gewesen, zum Heimspiel gegen Dresden stattet er dem Kleeblatt und seinem ehemaligen Spieler Janos Radoki, der nun in seine Fußstapfen als Cheftrainer getreten ist, einen Besuch ab.

"20 Jahre ist das her?"

"Wahnsinn, was hier alles passiert ist. Mit dem alten Ronhof hat das nichts mehr zu tun", schüttelt Veh fast ungläubig den Kopf. Er blickt sich um, er muss sich orientieren. Und wird fast noch ungläubiger, als er auf das Jubiläum angesprochen wird. "20 Jahre ist das her? Ja, wir sind schon ein wenig grau geworden", sagt der inzwischen 56-Jährige lachend. Veh war der umjubelte Aufstiegstrainer der SpVgg Greuther Fürth – der "neuen fränkischen Fußballmacht", wie Helmut Hack den Zusammenschluss zwischen dem TSV Vestenbergsgreuth und der SpVgg Fürth euphorisch genannt hatte.

Dass Hack, 1996 zum Präsidenten dieser "neuen Macht" gewählt, Recht hatte, lag auch, aber nicht nur an Veh. Es lag auch an der Aufbruchstimmung, die die überraschende Hochzeit zwischen dem darbenden Traditionsverein aus Fürth und den wirtschaftlich glänzend dastehenden "Tee-Kickern" aus dem kleinen Steigerwald-Dorf ausgelöst hatte.

Bleischwer hatte sich der Niedergang seit dem Zweitliga-Abstieg 1983 auf die SpVgg gelegt. Auch wenn 1994 unter Trainer Günter Gerling die neue Regionalliga erreicht wurde, konnte das Präsidium um Edgar Burkart trotz aller Anstrengungen nur den Mangel verwalten. Die Altlasten, der "Sündenfall" (Helmut Hack) des Ronhof-Verkaufs, das Draufzahlgeschäft in der höchsten Amateurliga mit wenig Refinanzierungsmöglichkeiten: Die Situation war verfahren. So hatte Burkart den richtigen Instinkt, als er Hacks Gesprächsangebot annahm und in Fürth den Weg bereitete.

"Dieser Erfolg hat die Menschen mitgenommen"

Die Fürther nahmen die Chance dankbar an, in Greuth hatte Hack mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, ehe er Grünes Licht bekam. In der Rückschau misst Hack dem Aufstieg 1997 entscheidende Bedeutung bei: "Dieser Erfolg hat die Menschen mitgenommen auf unserem Weg. Er hat allen gezeigt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen hatten. Und er hat uns die Voraussetzungen gegeben, dass wir nun da stehen, wo wir sind."

Radoki erinnert sich

Veh, zuvor fünf Jahre beim FC Augsburg, wurde schon im Dezember 1995 als Trainer vorgestellt. Man wollte eine "neutrale" Instanz, sodass Paul Hesselbach (Greuth) und Bertram Beierlorzer (Fürth) nicht zum Zug kamen. Man stellte das Team in Ruhe zusammen, am Ende kam die legendäre "Zauberformel 3x7"dabei heraus: Sieben Fürther, sieben Greuther, sieben Neue. Der Coach hat schon damals betont, es sei Zufall gewesen. Funktioniert hat es bestens. "Da stand einer vorne, der absolut überzeugt war, dass wir das schaffen. Das war wichtig für uns", erinnert sich Janos Radoki. Den Verteidiger hatte Veh einst in Augsburg aus der Jugend zur ersten Mannschaft geholt, nun trafen sie sich in Fürth wieder.

Die Saison war aus mehreren Gründen eine besondere. Der 1 .FC Nürnberg war erstmals in die Drittklassigkeit abgestiegen, die SG Quelle hatte den größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte gefeiert und war in die Regionalliga aufgestiegen. Zudem war durch die alternierende Aufstiegsregel die Süd-Regionalliga mit zwei direkten Aufsteigern an der Reihe.

Heimspiel in Nürnberg: Türr lässt's klappern

Die Fürther starteten erfolgreich. Es gab Siege in der Liga, den aufsehenerregenden 1:0-Pokalerfolg über Kaiserslautern und dann das Glückslos für die zweite Runde: Heimspiel gegen den Club. Helmut Hack stellte sich nach einem Heimspiel auf die Tribüne und erläuterte den Fans den Umzug nach Nürnberg. Der baufällige Ronhof war nicht der Ort für eine solche Partie. Man spielte in Nürnberg, vor 44.500 Zuschauern. Und siegte 2:1. Eine hohe Einnahme, der Einzug in die dritte Runde.

Und im Oktober nochmal ein "Heimspiel" in Nürnberg. Diesmal, in der Liga, siegte die SpVgg 3:1, Frank Türr erzielte drei Treffer und ging als ewiger Derby-Held in die SpVgg-Historie ein. 

"Wir wollen nach Meppen fahr'n"

Im Laufe der Spielzeit kristallisierten sich die Fürther und der Club als Aufsteiger heraus. Die Konkurrenz konnte einfach nicht mithalten. Und so schaffte das Kleeblatt mit einem 3:0-Sieg über die Hessen aus Egelsbach am 29. Spieltag den Aufstieg. 3900 Zuschauer im Ronhof, der einige Wochen später zum "Playmobil-Stadion" wurde, veranstalteten eine Welle nach der anderen und sangen: "Wir wollen nach Meppen fahr’n".

Der SV Meppen, damals Synonym der Zweitklassigkeit, ist längst in der Versenkung verschwunden. Für die SpVgg begann eine bis jetzt anhaltende Aufwärtsentwicklung. Als auf dem Rathausbalkon 1997 der Aufstieg gefeiert wurde, schätzte man etwa 3000 Fans, die gekommen waren. 2012, als die SpVgg erstmals in die Bundesliga aufstieg, waren es zehn Mal so viele.

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