Augsburg dreht die Partie: Fehlstart für die Ice Tigers

16.9.2016, 22:00 Uhr
Jochen Reimer hielt seinen Kasten lange sauber, am Ende aber musste er zweimal hinter sich greifen.

© Sportfoto Zink / MaWi Jochen Reimer hielt seinen Kasten lange sauber, am Ende aber musste er zweimal hinter sich greifen.

39 Minuten waren im ersten Spiel der Saison 2016/2017 gespielt, als Ben Hanowski ahnte, dass er eine bessere Chance vielleicht nicht mehr bekommen würde. Der Puck prallte dem US-Amerikaner direkt auf die Kelle, Hanowski lenkte ihn vor das Tor der Thomas Sabo Ice Tigers, blickte dem Nürnberger Torhüter in die Augen. Jochen Reimer grinste, schüttelte die Maske und Hanowski ließ die Scheibe fünf Zentimeter vor der Torlinie liegen. War ja ohnehin schon längst abgepfiffen.

Viel hatte man vor dieser 23. Spielzeit der Ice Tigers in Deutschen Eishockey-Liga (DEL) berichtet über die neuformierte Abwehr, über Andrew Kozek, den Torjäger aus der österreichischen Liga, oder über Patrick Reimer und dessen wunderschönen Ausflug mit der Nationalmannschaft nach Lettland. Sein Bruder hingegen, ja, sein Bruder war eben auch noch da. Die Torhüter aber, selbst der zu erwartende Konkurrenzkampf mit Andreas Jenike waren nicht aufregend genug. Welch eine Fehleinschätzung.

Denn dass sich die Prognose, welch unangenehme Mannschaft der Augsburger EV da nach Nürnberg schickte, nicht sogleich in einer ersten deutlichen Saisonniederlage manifestierte, dafür war vor allem ein Torhüter verantwortlich. Vor einem Jahr war Jochen Reimer noch traurig in einem Behandlungszimmer in New York gesessen. Am Freitagabend war er 57 Minuten lang Held dieses 1:2 (0:0, 1:0, 0:2) im ersten Derby gegen die Panther – und am Ende ein tragischer.

Den Minimal-Anteil in der Offensive übernahm Yasin Ehliz mit dem ersten Treffer der Saison. Am Ende aber drehte Augsburg das Spiel mit zwei späten Toren, zunächst glücklich, dann aber nicht unverdient. Insgesamt wollte nervösen Ice Tigers zu wenig gelingen. Ein individueller Fehler entschied die Partie.

5293 Zuschauer erlebten einen wilden Start in der Arena Nürnberger Versicherung. Die Ice Tigers waren um hohes Tempo bemüht, darunter litt die Präzision. Die ersten zehn Minuten gingen klar an die Gastgeber, ehe die Gäste erste Unsicherheiten in Nürnbergs neuen Abwehr aufdeckten. Ohne Colten Teubert, der wegen einer Schulterverletzung zumindest noch am Sonntag in Iserlohn (14 Uhr) ausfallen wird, fehlte es an Ruhe und Konsequenz. In der 15. Minute musste Steven Reinprecht, der mittlerweile 40 Jahre alte Feinmechaniker, den Puck von der Linie kratzen.

Im zweiten Abschnitt übernahm Jochen Reimer derlei Aufgaben wieder ganz alleine. Das Stellungsspiel des Allgäuers war makellos, seine Ruhe beeindruckend. Jochen Reimer ließ die Fanghand blitzen, fuhr seine Schoner aus, als sei seine schwere Hüftverletzung nur ein böser Traum gewesen. Seine Kollegen aus der Abteilung Angriff waren derweil sehr aktiv (vor allem: Steckel und Dupuis), Nürnbergs Schüsse aber waren nicht präzise. Bis auf diesen einen von Yasin Ehliz im ersten Power-Play der Saison (23. Minute).

Jochen Reimer war danach vor allem in Unterzahl gefragt, weil der Ex-Nürnberger Lasse Kopitz in seinem ersten Spiel als DEL-Schiedsrichter auch abpfiff, wenn sich Augsburger auf Schläger der Ice Tigers lehnten. So entwickelte sich ein erstaunlich spannendes September-Spiel. Diese Panther mussten niedergerungen werden.

Dazu passte auch der Ausgleich. Patrick Reimer scheiterte mit einem schnellen Gegenangriff schon am ersten Augsburger, Verteidiger Scott Valentine löffelte den Puck in hohem Bogen in den Torraum und plötzlich lag die Scheibe hinter Jochen Reimer. Kurz danach unterlief Oliver Mebus der entscheidende Fehler, der lange Verteidiger konnte den Puck hinter dem Tor nicht kontrollieren. Die Scheibe trudelte T.J. Trevelyan in den Schuss. Zum zweiten Mal war Jochen Reimer an diesem Abend chancenlos. Drei Minuten später wurde abgepfiffen. Und als letzter grinste der Panther.

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