Ausziehzwang: Schäfer ist überrascht, Rangnick entsetzt

24.9.2014, 12:18 Uhr
Nürnbergs Freikörper-Auftritt nach der 0:3-Klatsche in Karlsruhe wirkt nach.

© Sportfoto Zink / DaMa Nürnbergs Freikörper-Auftritt nach der 0:3-Klatsche in Karlsruhe wirkt nach.

Und auch in Leipzig beschäftigt man sich mit der befremdlichen Machtdemonstration. “Mir tun diese Traditionsklubs in dieser Hinsicht fast schon ein bisschen leid“, sagt Ralf Rangnick gegenüber der Bild. Der ehemalige Bundesliga-Coach (Ulm, Stuttgart, Hannover, Hoffenheim, Schalke), der die Vorfälle nach der Nürnberger 0:3-Klatsche in Karlsruhe konkret anspricht, ist mittlerweile Sportdirektor bei RB Leipzig. Bei RB Leipzig, das dank der generösen Unterstützung des Brauseimperiums Red Bull mittlerweile 2. Liga spielt, keinesfalls aber im Verdacht steht, ein Traditionsklub zu sein.

“Ich finde das schlimm“, erbost sich der 41-Jährige. „Dass Fans die Trikots wie Skalps an eine Wäscheleine aufhängen. Aber das passiert, wenn man solchen Leuten über Jahre und Jahrzehnte die Macht gibt. Die soviel Druck machen, dass man Freundschaftsspiele wie gegen uns vor Jahren absagt.“ Für Rangnick ist nicht nur der Vorfall vor der Club-Kurve eine Grenzüberschreitung. Sondern auch das, was folgte. Im Internet tauchten die Trikot-Trophäen feinsäuberlich auf einer Wäscheleine aufgehängt als Foto auf. Mit dem Zusatz: „Sie sind in guter Verwahrung und die Mannschaft hat so wenigstens ihre Demut gegenüber Verein und Kurve gezeigt“. Ob Raphael Schäfer – der Club-Keeper parierte in der Fächerstadt als schwacher Trost immerhin einen Elfmeter – bei der Abgabe seiner Arbeitskleidung von Demut geleitet wurde, bestreitet der Ex-Kapitän zumindest.

Der Torwart-Routinier erklärt der Bild mit Blick auf sein abhanden gekommenes Karlsruhe-Jersey: „Ich stand am Zaun und mich hat ein Fan gefragt, ob er mein Trikot für seinen Sohn haben könnte. Als ich es jetzt auf dem Foto gesehen habe, war ich überrascht“.

Glaubt man dem 35-Jährigen, dann gibt es also vielleicht nicht nur den von Rangnick transportierten Traditionsverein. Sondern einen in seiner Fankultur weiterhin bunten und vielschichtigen. Einen, der Begriffe wie Demut nicht überstrapaziert. Einen, der dem Betrachter vielleicht nicht leid tun muss.

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