Barthel krabbelt langsam raus aus dem Strudel

19.5.2014, 06:00 Uhr
Starke Vorhand, starker Auftritt: Mona Barthel hat beim Nürnberger Versicherungscup viel Spaß gehabt während ihrer Erstrunden-Partie.

© Sportfoto Zink Starke Vorhand, starker Auftritt: Mona Barthel hat beim Nürnberger Versicherungscup viel Spaß gehabt während ihrer Erstrunden-Partie.

Gerade erst hat Mona Barthel ihren Trainer gewechselt. Da passt sie aus aktuellem Anlass natürlich sehr gut hierher, auf die Tennisanlage des 1. FC Nürnberg am Valznerweiher. Nebenan, bei den Fußballern, kennen sie sich ja ebenfalls aus mit Trainerwechseln. Nur Erfolg hatten sie damit nicht, zweimal musste ein Trainer gehen in dieser Saison beim Club, am Ende stand dann trotzdem der Abstieg.

Einen Abstieg hat auch Mona Barthel hinter sich. Noch vor knapp einem Jahr wurde sie in der Weltrangliste auf Rang 23 geführt. Lisicki, Petkovic, Görges oder Kerber — wer an die neue Blüte des deutschen Frauen-Tennis dachte, musste Barthel immer mitdenken. Dann ging es abwärts, nicht mehr nur nach oben, wie sie das eigentlich gewohnt war, seit sie sich nach dem Abitur dazu entschieden hatte, sich vollends auf das Leben als Tennisprofi zu konzentrieren.

Sie hat es langsam angehen lassen mit ihrer Karriere. Langsam und romantisch: Anfangs hatte sie immer das Zelt dabei auf ihren Reisen, die sie nun um die ganze Welt führten. Das Zelt und ihre Mutter Hannelore. Und dann haben sie eben gezeltet, während die anderen im Spielerinnenhotel logierten. Schön war das nicht immer, dann zum Beispiel, wenn es sich irgendwo in Norwegen, die Temperaturen rund um den Gefrierpunkt gemütlich eingerichtet hatten.

Geschadet hat ihr das nicht, Barthel war erfolgreich, so erfolgreich, wie man eben ist, wenn es auf der Welt nur 22 Frauen gibt, die besser Tennis spielen können. Aber irgendwann war er weg der Erfolg, irgendwann fanden sich immer mehr Frauen, die besser Tennis spielen können als diese 23-Jährige aus Bad Segeberg. Also musste Barthel weg. „Ich habe ein neues Umfeld gesucht“, sagt Barthel jetzt. Gefunden hat sie es bei Rainer Schüttler und Alexander Waske.

In der Tennis-Akademie der beiden ehemaligen Davis-Cup-Spieler wird ihr geholfen, seit sie sich im März von ihrem langjährigen Coach Maik Schürbesmann getrennt hat. Der Trainerwechsel wirkt, dieses Gefühl hat man, wenn man Barthel gestern Nachmittag bei ihrem Premieren-Auftritt am Valznerweiher beobachtet hat. „Eine schwierige Auslosung“, so hatte sie es am Samstag über einen Spielplan gesagt, der sie in Runde eins mit der Schweizerin Belinda Bencic zusammenführte.

Schwieriger Beginn gegen Bencic

Schwierig war dann aber nur der Beginn, spätestens als Barthel den ersten Satz für sich entschieden hatte, kontrollierte sie die Partie. Mit einer schönen Vorhand beendete sie die Partie, die sie „genießen“ wollte — und die sie nach diesem 7:6, 6:3 auch genießen konnte. „Ich freue mich riesig“, sagte Barthel nach dem Spiel und das war mehr als eine Floskel nach einem beliebigen Erstrundenauftritt. Erstrundenauftritte schien sie ja verlernt zu haben in letzter Zeit.

„Sie kann nicht mehr gewinnen“ — so stand das noch Anfang April über sie geschrieben. Falsch war das nicht. Barthel reihte Erstrunden-Aus an Erstrunden-Aus, manchmal unglücklich wie jüngst in Stuttgart, als sie gegen Jelena Jankovic vier Matchbälle vergab, manchmal schicksalergeben wie in Kattowitz, als Annika Beck nur etwas mehr als eine Stunde brauchte, um Barthel noch ein wenig mehr zu demoralisieren.

„Ich bin da in einen kleinen Strudel geraten“, sagt Barthel, „jetzt krabbel ich da langsam wieder raus.“ Wenn es schneller geht, wäre ihr das natürlich nicht unrecht. Sie muss sich jetzt ja wieder nach oben kämpfen von diesem Platz 81 in der Weltrangliste, auf dem sie derzeit steht. Natürlich könne sie sich vorstellen, noch bis Samstag in Nürnberg zu bleiben. Dann steht hier das Finale auf dem Programm. Es wäre das herausragendste Zeichen dafür, dass auch Trainerwechsel Glück bringen können — anders als beim 1. FCN. Dem will die Tennisspielerin Barthel natürlich keine Ratschläge geben, wie das funktioniert mit einem Trainerwechsel. Sie ist ja ein höflicher Mensch. Nur so viel sagt sie: „Wenn man das macht, muss man voll dahinterstehen.“

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