Bayern-Rundfahrt 2015 endet wieder in Nürnberg

6.12.2014, 05:57 Uhr
Bayern-Rundfahrt 2015 endet wieder in Nürnberg

© Michael Matejka

Eine zünftige Stimmung herrschte am Freitagvormittag im Foyer der Nürnberger VR-Bank am Tullnaupark. Eine Kapelle spielte in kurzen Lederhosen Blasmusik, es gab seltsam geformte Brezen, die sich bei genauerem Betrachten als ein aus Teig gebackener Radfahrer entpuppten; und unter all den Menschen war auch einer der derzeit bekanntesten deutschen Radprofis zu entdecken: Der aus Rostock stammende André Greipel vom belgischen Lotto-Team war der prominenteste Gast eines im Frühwinter angesiedelten Rad-Termins, der nun schon zum dritten Mal in Nürnberg stattfindet.

"Immer vor dem Nikolaus kommt die Präsentation der Bayern Rundfahrt", scherzte der Moderator, wobei man sich gleich die Frage stellte, ob das im nächsten Jahr auch wieder so sein wird. Denn die Idee, die Schluss-Etappe der weiß-blauen Tour in Nürnberg ankommen zu lassen und so die einzige verbliebene deutsche Rundfahrt im Profiradsport mit dem Nürnberger Altstadtrennen zu verschmelzen, ist vertraglich auf drei Jahre begrenzt - und endet 2015.

Die durchaus spannende Frage, ob diese Zusammenarbeit weiter Bestand hat, wurde am Freitag im offiziellen Teil zwar nicht beantwortet, im inoffiziellen aber recht offen - und zwar positiv. "Wir sind uns mündlich einig, dass es keinen Grund gibt, das Ziel der Bayern-Rundfahrt nicht über 2105 hinaus in Nürnberg zu lassen", sagte Jürgen Thielemann vom Nürnberger Sportservice. Rundfahrt-Chef Ewald Strohmeier pflichtete dem bei. "Ich sehe das genauso", sagte er, verbunden mit dem Wunsch, dass doch im nächsten Jahr noch etwas mehr Zuschauer kommen möchten als in diesem.

Die Kombine zwischen der Rundfahrt und dem Altstadtrennen fand 2013 zum ersten Mal statt, damals bei einem Wetter, bei dem man keinen Hund aus dem Haus jagen würde. Dementsprechend dürftig fiel damals die Resonanz beim Publikum aus. In diesem Jahr zeigte sich bei gutem Rennwetter, dass Nürnberg immer noch ein großartiges Pflaster für den Radsport bietet, auch wenn die magentafarbenen Boomzeiten eines Jan Ullrich und Erik Zabel natürlich vorbei sind. Zum Glück könnte man da angesichts des unrühmlichen Endes dieser Ära auch sagen.

Ob es in Nürnberg auf der Fünf-Kilometer-Schleife rund um die Burg 2015 noch ein bisschen mehr brummt, ist wohl auch stark davon abhängig, ob Aushängeschilder des Radsport wie André Greipel nicht nur zur Präsentation kommen, sondern auch wirklich bei der Arbeit im Rennsattel auf den zehn Schlussrunden zu sehen sind. Auch der beim RC Germania Weißenburg ausgebildete John Degenkolb und Marcel Kittel, mit acht Etappensiegen bei der Tour de France derzeit der erfolgreichste und berühmteste deutsche Radprofi, ließen am Freitag per Videobotschaften wissen, wie toll und anspruchsvoll sie den Streckenplan der 36. Auflage der Radltour durch den Freistaat finden und wie gerne sie dabei sein würden. Aber ein bisschen konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre Giant-Alpecin-Mannschaft für sie doch wieder andere Aufgaben parat hat - und sei es das Höhentraining für die Frankreich-Rundfahrt.

Zwar läuft parallel zur Bayern-Tour 2015 wieder der Giro d’Italia, aber als hilfreich könnte sich für Ewald Strohmeier und sein Organisationsteam ausgerechnet der G8-Gipfel Anfang Juni auf Schloss Elmau erweisen. Weil der enorm viel Polizeikräfte bindet, wurde die Rundfahrt vorverlegt, findet diesmal vom 13. bis 17. Mai zwei Wochen früher statt. Das sind eben auch zwei Wochen mehr Luft bis zur Tour, was für John Degenkolb durchaus ein Argument sein könnte, sich wieder einmal nahe der alten Heimat sehen zu lassen.

Ganz oben auf der Liste

Keine Frage ist es für das in Rosenheim angesiedelte Bora-Team (vorher NetApp), die fünftägige Ausfahrt von Regensburg nach Nürnberg besonders wichtig zu nehmen. "Die Bayern-Rundfahrt gewinnen und wieder zur Tour eingeladen werden", das sind die zwei Wünsche, die Manager Ralph Denk ans Christkind hätte.

Und auch Neuzugang Dominik Nerz, aktuell der beste deutsche Rundfahrer, wenn es um Gesamtwertungen geht, freut sich schon aufs nächste Jahr. Er traut sich durchaus zu, Nachfolger des Briten Geraint Thomas zu werden, der sich am 1. Juni dieses Jahres vor dem Nürnberger Opernhaus das Gelbe Trikot und den Porzellanlöwen für den Gesamtsieg abholte. Auch Nerz hatte sich am Freitag auf den Weg nach Nürnberg gemacht und erstmals die Präsentation der Strecke erlebt. "Da würde ich gerne wiederkommen", sagte er. Ja, warum denn nicht . . .

Verwandte Themen


Keine Kommentare