"Bin besser als damals": Petrak freut sich auf die Bundesliga

8.8.2018, 16:56 Uhr
"Ich freue mich, dass ich jetzt besser bin als damals": Ondrej Petrak hat viereinhalb abwechslungsreiche Jahre beim 1. FC Nürnberg hinter sich.

© Sportfoto Zink / JüRa "Ich freue mich, dass ich jetzt besser bin als damals": Ondrej Petrak hat viereinhalb abwechslungsreiche Jahre beim 1. FC Nürnberg hinter sich.

Das Trikot ist ihm zu groß, aber Ondrej Petrak hat dafür nur ein Lachen übrig. Es ist der Dienstag im Trainingslager des 1. FC Nürnberg in Natz, es läuft die Partie gegen den Regionalligisten TSV 1860 Rosenheim. Petrak wird eingewechselt und merkt auf dem Weg zum Platz: Da stimmt etwas nicht. Zeugwart Marco Riegel hat ihm das falsche Hemd hingelegt. "Das war XXL", sagt Petrak am Tag danach und lacht noch einmal.

Das hätte ja auch gepasst: Das Club-Trikot zu groß für Ondrej Petrak. Eine schöne Überschrift wäre das gewesen und nicht die erste dieser Art über den 26-jährigen Tschechen. Seit viereinhalb Jahren spielt Petrak jetzt schon für den 1. FC Nürnberg. Er kam als Talent in eine Mannschaft, die am Ende vergeblich versuchte, in der Bundesliga die Havarie zu vermeiden.

Viele gingen damals nach dem Abstieg, der damalige Sportvorstand Martin Bader hatte die Idee, in der 2. Liga neues Personal mit dem Thema Wiederaufstieg zu betrauen. Petrak blieb. Er blieb auch, als die Sache mit dem Aufstieg ein erstes Mal schiefging, er blieb, als deshalb irgendwann Bader gehen musste, er blieb, als der erste Trainer sich verabschiedete und als danach noch einer und noch einer am Club verzweifelte.

Kinder, wie die Zeit vergeht. Das sagt Ondrej Petrak nicht, aber er meint es. Weil er nämlich ständig geblieben ist (und manchmal, als die erste Liga lockte, auch bleiben musste), ist er jetzt tatsächlich der Profi, der das Trikot des 1. FC Nürnberg am längsten trägt. "Die Zeit läuft so schnell, ich verstehe das nicht", sagt Petrak, wenn er darüber reden soll, dass er nun fast schon das ist, was man im Deutschen ein "Urgestein" nennt. Er hat die schnell laufende Zeit unter anderem dazu genutzt, so gut Deutsch zu lernen, dass er Interviews nun nicht mehr auf Englisch geben muss. Normal ist das nicht in der globalisierten Fußball-Welt, in der Profis heute hier spielen und morgen dort.

Viereinhalb Jahre – glücklich war die Beziehung zwischen dem 1. FC Nürnberg und Petrak in dieser Zeit nicht immer. Mal zweifelte Petrak am Sinn, mal – und etwas häufiger noch – war sich der Club nicht so ganz sicher, ob dieses Miteinander noch eine Zukunft hat.

Endlich richtig eingesetzt

Meist war das der Fall, wenn Petrak mal wieder einen Ausflug zur Nationalmannschaft genutzt hatte, um der Welt zu zeigen, dass er tatsächlich mehr sein kann, als ein schludriges Talent. Alle schwärmten, in der Zeitung stand dann immer, dass er jetzt seinen Durchbruch schaffen würde, ganz sicher. Der ehemalige Trainer René Weiler war mal hin und weg, als er Petrak bei der U21-Europameisterschaft hatte überragen sehen. Zurück beim Club war davon nicht mehr viel zu erkennen. Weiler war enttäuscht, Petrak schien das Club-Trikot zu groß.

Jetzt stört es ihn nicht einmal mehr, wenn das tatsächlich so ist. Im XXL-Hemd spielt Petrak gegen Rosenheim sehr souverän im defensiven Mittelfeld – und dieses Satzende erklärt eigentlich schon alles, findet Petrak. Dass ihn jetzt mit Michael Köllner mal wieder ein Club-Trainer loben kann, dafür, dass er auch als Persönlichkeit einen Entwicklungsschritt gemacht hat, viel offener geworden ist, das liegt daran, sagt Petrak, "dass ich endlich auf meiner Position spiele".

Seine Position ist das defensive Mittelfeld. Weil aber immer mal wieder die Konkurrenz zu groß war oder er als Innenverteidiger gebraucht wurde, tauchte er da eher selten auf. Er sieht sich nicht als Innenverteidiger. "Wenn man da einen Fehler macht, wird es gleich gefährlich", erklärt er seine Abneigung. Spielen musste er auf dieser Position trotzdem immer wieder. Petrak war dann verstimmt, blieb das aber nicht lange. In der Rückrunde der letzten Saison hat er sich spät zurück auf seine Position gearbeitet, profitierte dabei aber auch von der Verletzung von Patrick Erras.

Petrak hat die Gelegenheit dazu genutzt, für sich zu werben, war dem Club an den letzten fünf Spieltagen endlich eine Stütze und traf sogar ins Tor. "Ich freue mich einfach auf die Bundesliga", sagt Petrak, und dass "ich jetzt besser bin als damals." Damals, als er diese Bundesliga hat das erste Mal kennenlernen dürfen. Als Talent gilt er jetzt nicht mehr in einer Mannschaft, in der er zu den Älteren gehört. Er will den vielen, jungen Spielern um ihn herum ein Ratgeber sein. Ein Stammspieler will er natürlich auch sein – und allen zeigen, wie gut der Fußballspieler Ondrej Petrak aussehen kann im Trikot des 1. FC Nürnberg.

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