Bis die starken Krämpfe kamen

ROTH - Sie waren die Exoten bei der diesjährigen Challenge in Roth: Rudy Garcia-Tolson, der Athlet mit Beinprothesen, und Schwester Madonna, die 83- jährige Triathlon-Nonne. Beide haben ihr großes Ziel verfehlt, möchten aber wiederkommen.

Rudy Garcia-Tolson hatte schon sehr viel über Roth gehört, das meiste natürlich über den Solarer Berg. Er wusste also, was auf ihn zukommen würde, nach rund siebzig Kilometern auf dem Rennrad. „Ich bin schon mit Gänsehaut um diese Ecke gebogen“, sagt er, „aber dann waren da nur noch Menschen, den ganzen Berg hinauf, wohin ich auch sah. Ich war so tief berührt, wie ich es selten zuvor gewesen bin.“

Rudy Garcia-Tolson, der vor 26 Jahren mit Gendefekt zur Welt kam und mit fünf beide Beine amputiert bekam, war aus Kalifornien angereist, um eine wichtige Botschaft auszusenden: „Jeder Mensch soll sich Ziele setzen. Wenn er beginnt zu zweifeln, soll er sich fragen, warum ich das da draußen dann eigentlich schaffe.“ Er hat in Roth sehr wahrscheinlich so viele Menschen erreicht, wie nie zuvor in seinem Leben. Er ist 3,8 Kilometer geschwommen und 180 Kilometer Rennrad gefahren. „Ich habe ein Wort immer wieder gehört, bestimmt tausendmal“, sagt er: „Respekt.“

Beim Laufen dann krochen Krämpfe in seinen Rücken, er ist irgendwann nicht mehr vorwärtsgehopst auf den Prothesen, sondern nur noch gegangen, fünfzehn Kilometer weit. „Ich wollte auf keinen Fall aufgeben“, sagt er. Doch irgendwann ging es einfach nicht mehr. Jetzt will er unbedingt wiederkommen, „in das wunderbare Roth“. Er hat noch etwas zu beenden.

Auch Schwester Madonna musste auf der Laufstrecke nach 17 Kilometern erschöpft aufgeben, es war längst dunkel geworden. „Schade“, sagte die 83-Jährige bei der Siegerehrung, „es lag in Gottes Hand.“ Als die Amerikanerin das Festzelt betrat, brandete minutenlanger Applaus auf. Ob sie denn nun wiederkäme, fragte jemand. Schwester Madonna lächelte selig und sagte: „Wenn es der liebe Gott will.“

Kommt wieder, "wenn es der liebe Gott will": Sister Madonna. © Ralf Roedel