Bracht: "Hab’ den Mund zu voll genommen"

9.7.2012, 13:00 Uhr
Bracht:

© Ralf Roedel

Denn der Titel des Europameisters ist nicht zwangsläufig das Siegel für den Sieg, anders als im Fußball. Dort spielen nur europäische Mannschaften mit. Bei der Triathlon-Europameisterschaft über die Langdistanz waren Athleten aus 62 Nationen am Start, unter anderem aus Australien, Kenia und Mexiko. Weil mit James Cunnama ein Südafrikaner den Challenge gewann, darf sich Timo Bracht auch als Zweiter mit dem EM-Titel schmücken.

„Ich habe den Mund vor dem Rennen zu voll genommen“, gestand Bracht im Zielbereich. „Ich habe mich vorher aber auch gut gefühlt.“ Eine Zeit von 7:49 Stunden hat der Triathlon-Profi angepeilt und diese auch noch auf der Pressekonferenz vor dem Rennen lautstark verkündet. Von seiner „Marschtabelle“ hat Bracht gesprochen. Am Ende verfehlte er sogar die Acht-Stunden-Marke und kam – allerdings bei starkem Wind auf der Radstrecke – erst nach 8:03:28 Stunden ins Ziel.

Damit fehlen Timo Bracht weiterhin die beiden wichtigsten Triathlon-Titel in seiner Sammlung: den Ironman auf Hawaii und eben den Challenge Roth. „Zweiter geworden zu sein, ist ein Grund, nächstes Jahr wiederzukommen“, sagte Bracht noch im Zielbereich.

Immerhin hat er sich in Roth um einen Platz verbessert: Bei seinen Starts 2004 und 2005 stand er im Schatten des australischen Publikumslieblings Chris McCormack. 2004 musste er außerdem noch den Münchner Faris Al-Sultan an sich vorbeiziehen lassen, 2005 – was ihn sichtlich noch mehr schmerzte – seinen Teamkollegen Alexander Taubert.

2011 war bisher das erfolgreichste Jahr

Danach begann seine durchaus erfolgreiche Laufbahn erst richtig: Der Athlet aus Eberbach hat sieben Ironman-Rennen gewonnen. Seit dem Jahr 2002 stand er – bis auf den Ironman auf Hawaii – bei jedem seiner Langdistanz-Rennen auf dem Treppchen.

„Im vergangenen Jahr hatte ich die beste Saison meiner Karriere“, sagte Bracht vor seiner Rückkehr nach Roth, wo er seit sechs Jahren nicht mehr gestartet, aber stets als Zuschauer vor Ort an der Strecke war. „Ich habe den Ironman Lanzarote mit neuem Streckenrekord gewonnen, war Sieger beim Ironman Western Australia und hatte mit Platz fünf mein bisher bestes Ergebnis auf Hawaii.“


Timo Bracht hat sich seine Erfolge hart erarbeitet. „Mir ist bei der Geburt das Talent nicht in die Beine gerutscht“, sagte er zur NZ. Der Sportwissenschaftler hat seine Laufbahn aber auch gut geplant. Auch um die Vermarktung hatte er sich frühzeitig professionell gekümmert, als der Triathlon noch deutlich weniger kommerzialisiert war und deutlich weniger Profi-Athleten sich ausschließlich auf ihren Sport konzentrieren konnten.

Schon bei seinen beiden dritten Plätzen hatte er einen Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit und eine richtige Pressemappe. Deshalb sind Niederlagen für Timo Bracht doppelt bitter. Wobei er vor dem Rennen noch großzügig meinte: „Niederlagen gibt es nicht. Jeder im Ziel ist ein Sieger.“

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