"Brooklyn" will heuer hoch hinaus

26.9.2017, 12:00 Uhr

© Harald Sippel

Dinge, die man nicht beeinflussen kann, kennen sie ja bereits beim TV 1861 Erlangen-Bruck. Da war vergangene Saison etwa der Punktabzug am Grünen Tisch, der erst ausgesprochen wurde, dann zurückgenommen, um am Ende doch wieder auf tragische Weise wirksam zu werden. Die zweite Mannschaft, die sie hier nur ihre "Rookies" nennen, ist deshalb abgestiegen aus der Landesliga, für die Herren, die sich "Brooklyn United" nennen, reichte es trotzdem noch gerade so für einen Mittelfeldplatz. "Ganz nach oben", sagt Trainer Ben Ljevar, "wären wir ohnehin nicht gestoßen. Dazu war die Übermannschaft zu stark." Das war die U23 des HC Erlangen, die nun in der 3. Liga eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt.

Vergangenen Samstagabend gab es dann wieder etwas, was man beim Handball nicht beeinflussen kann, was aber nicht selten großen Einfluss aufs Spielgeschehen hat: Schiedsrichterentscheidungen. Gleich vier Mal gab es den Roten Karton – vier Platzverweise im ersten Heimspiel, dabei war die Partie gegen die Anzinger Löwen eigentlich alles andere als überhart. Einmal ließen die Unparteiischen ein tatsächlich hartes Foul im Gegenstoß (siehe Foto) weiterlaufen, in der Folge entwickelte sich eine Rangelei, vielleicht eine Tätlichkeit – und zwei Spieler, Brucks Enzo Kohler und Anzings Florim Hoxha , gerieten sich in die Haare und wurden zum Duschen geschickt. Ein anderes Mal griff Anzings Felix Huber Brucks Spielmacher Philipp Hirning in den Wurfarm. Als letztes erwischte es Markus Wolf, eben erst aus der Landesliga-Mannschaft befördert, der mit dritter Zeitstrafe mit Sporttasche vorzeitig auf die Tribüne musste.

"So ein Spiel hab ich noch nicht oft erlebt", fand Ben Ljevar daher später, der Trainer wirkte aber aufgeräumt und ruhig – seine Mannschaft hatte dem Auswärtssieg bei Aufsteiger Rothenburg ja auch ein 32:28 (14:13) gegen Anzing folgen lassen. Nur vor und nach der Pause hatte sich Bruck 20 Minuten lang schwer getan, eine 14:10-Führung schmolz bis auf 14:14 (32.), dann folgten die Roten Karten, ein wenig Unruhe und ein Marcello Miranda-Jahn im Tor, der phasenweise über sich hinauswuchs.

Auf und davon

Stück für Stück schob sich die Heimmannschaft auf und davon, vor allem durch eine starke erste Welle. "Wir haben zwischendurch Fehler gemacht, das hat Anzing ausgenutzt", sagte Ljevar. "Das ist vielleicht unser Problem: Mal spielen wir auf hundert Prozent, mal nur auf fünfundzwanzig. Warum das so ist, das wissen wir nicht." Auch Philipp Hirning, mit sieben Treffern nach dem von der Linie unglaublich treffsicheren Steffan Meyer (13/8) bester Heimwerfer, haderte mit der Konzentration: "Wir haben das Potential, in der Liga echt was zu reißen", so Hirning, "wenn wir konstant auf einem Level bleiben."

So wie in Halbzeit zwei nach all der Hektik, als es über 22:18 (43.) und 25:20 (47.) auf 29:23 (54.) bis zum 32:28-Endstand souverän davon ging. Anzing hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Nun steht Bruck mit zwei Siegen aus zwei Partien auf Rang zwei der Tabelle.

"Unser Glück ist, dass es offenbar keine Übermannschaft mehr gibt", sagt Ljevar. "Wenn wir heuer auch keinen Punktabzug mehr kassieren, könnte irgendwas zwischen Platz drei oder vier rausspringen. Ansonsten wird es halt Rang sieben."

Mit Luca Wenzel, der sich der U23 des HCE anschloss, hat Bruck zwar einen Rückraum-Shooter verloren, ansonsten blieb die Mannschaft zusammen. Julian Mangen und eben Wolf rückten aus der Reserve auf, Roland Nixdorf unterstützt Ljevar ab sofort auf der Bank. "Eine Ansage auf Rang eins?", fragte Philipp Hirning nach dem Spiel, "naja, ich weiß nicht. Wir wollen einfach guten Handball spielen." Der Rest kommt dann ja ganz von allein. Sofern nicht zu viele Dinge folgen, die man nicht beeinflussen kann.

Bruck: Miranda-Jahn, Goebel; Hirning 7, Völcker 1, Scholten, Eichhorn 4, Kohler 1, Duscher 3, Wolf, Mangen 3, Knerr, Gorßhauser, Meyer 13/8.

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