Budapest: Ort der Hoffnung für Sebastian Vettel

24.7.2014, 12:49 Uhr
Budapest: Ort der Hoffnung für Sebastian Vettel

© Jens Büttner (dpa)

Die Abend-Spaziergänge am Ufer der Donau sind für Sebastian Vettel wie eine kurze Flucht aus der grauen Formel-1-Realität. Wie ein gewöhnlicher Tourist kann sich der viermalige Weltmeister in diesen Tagen in den Schönheiten von Budapest verlieren, ehe ihn auf dem Hungaroring die sportlichen Sorgen einer Problemsaison wieder einholen.

Noch immer fällt es dem Titelverteidiger nicht leicht, den baldigen Verlust der WM-Krone zu akzeptieren. "Die Formel 1 kann sehr grausam sein, wenn man Probleme überwinden muss", erklärte Vettel jüngst.

Vor dem elften von 19 Saisonrennen am Sonntag kann sich der Hesse ausrechnen, wann seine Amtszeit als Weltmeister abläuft. Halten er und WM-Spitzenreiter Nico Rosberg ihren bisherigen Punkteschnitt, ist Vettel schon Anfang Oktober in Japan mathematisch als Champion abgelöst. "Das ist bestimmt schwierig, wenn man so erfolgsgewohnt ist und wenn nach vier Jahren das Auto auf einmal nicht mehr das Beste ist", sagte Rosberg, der mit seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton in diesem Jahr die Königsklasse beherrscht.

Eine Siegmaschine wie den Silberpfeil 2014, so etwas hatte Vettel in den vergangenen vier Jahren bei Red Bull. Titel, Rekorde, Jubelstürme - das war für den Zimmermannssohn aus Heppenheim fast schon Alltag. Der Gipfel waren die neun Grand-Prix-Siege in Serie und der vierte WM-Triumph nacheinander am Ende der Vorsaison. Inzwischen wartet Vettel seit mehr als 240 Tagen auf seinen 40. Rennsieg. Eine Ewigkeit im Leben eines Hochgeschwindigkeitssportlers.

Vettel trägt es mit Fassung, meistens jedenfalls. Nur manchmal hört man ihn am Boxenfunk über seinen störrischen Dienstwagen mosern oder am TV-Mikrofon über Taktikfehler klagen. Vettel weiß, dass er seine Mannschaft gerade auch in Krisenzeiten hinter sich halten muss, wenn die Wende gelingen soll. "Steigerungspotenzial ist nach wie vor da, aber wir merken schon, dass es für uns langsam in die richtige Richtung geht", formulierte der 27-Jährige vor der Reise nach Ungarn diplomatisch. Was wohl als Ermutigung gedacht war, klang eher nach Mühsal und nervtötender Kärrnerarbeit.

Dabei gilt gerade der kurvige Hungaroring für Red Bull neben dem Stadtkurs von Singapur als vielleicht letzte Chance, in diesem Jahr noch einmal dem Mercedes-Duo davonzufahren. Vettel allerdings hat in Budapest noch nie gewonnen und kämpft zudem noch immer um die Oberhand im Stallduell mit dem aufmüpfigen Daniel Ricciardo. Zuletzt in Hockenheim ließ Vettel den Australier erstmals im Rennen hinter sich, wenn beide das Ziel erreichten. Doch in der Gesamtwertung liegt Ricciardo als Dritter mit 106 Punkten weiter 24 Zähler vor dem sechstplatzierten Deutschen.

"Mit den Messern zwischen den Zähnen" werde er an diesem Wochenende fahren, versprach Vettel in einer Kolumne für die Münchner tz. Auf Dauer verlieren, Apfelschorle statt Champagner schlürfen und sich allein an Rad-an-Rad-Duellen um die Plätze vier bis sechs berauschen, das ist dann doch nichts für einen Serien-Champion. "Wir arbeiten hart für ein gutes Resultat, das wir dann in den Ferien genießen können", sagte Vettel. Der Stimmung bei den Urlaubsspaziergängen wäre ein Erfolgserlebnis ganz sicher förderlich.

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