BVB steuert Richtung Achtelfinale - Bayer 04 überzeugt

1.10.2014, 22:56 Uhr
Borussia Dortmund konnte RSC Anderlecht auswärts mit 3:0 besiegen.

© Federico Gambarini Borussia Dortmund konnte RSC Anderlecht auswärts mit 3:0 besiegen.

In der Bundesliga außer Tritt, in der Champions League voll auf Kurs: Mit dem verdienten 3:0 (1:0)-Erfolg beim RSC Anderlecht hat Borussia Dortmund am Mittwoch frühzeitig die Weichen zum Einzug ins Achtelfinale gestellt. Ciro Immobile (3. Minute) und Adrian Ramos (69./79.) erzielten die Tore für die in der Liga zuletzt dreimal sieglosen Borussen, denen vor 21.000 Zuschauern im Stade Constant Vanden Stock die erhoffte Trendwende gelang. Allerdings schlug der BVB lange Zeit zu wenig Kapital aus seiner Überlegenheit und musste daher bis zum ersten Treffer des eingewechselten Ex-Herthaners Ramos um den Vorsprung bangen.

Für reichlich Ärger sorgten einige der rund 1100 mitgereisten Dortmunder Fans, die vor Beginn der zweiten Halbzeit Feuerwerkskörper abbrannten und das Stadion damit mächtig einnebelten.

Die Dortmunder erwischten beim seit elf Pflichtspielen ungeschlagenen belgischen Meister einen Traumstart. Dabei machte sich die Entscheidung von Trainer Jürgen Klopp bezahlt, Shinji Kagawa in die Startelf zurückzubeordern. Der japanische Taktgeber, der bei der Derby-Pleite auf Schalke zunächst auf der Bank gesessen hatte, demonstrierte in der 3. Minute einmal mehr seine große Übersicht, als er Immobile den Ball genau in den Lauf legte.

Aubameyang macht den Malanda

Der Neuzugang aus Italien bedankte sich mit seinem zweiten Tor in der Königsklasse. Eine mögliche Vorentscheidung vergab wenig später Pierre-Emerick Aubameyang, der nach toller Kombination über Kagawa und Kevin Großkreutz das Kunststück fertig brachte, den Ball aus drei Metern am Tor der Belgier vorbeizuschießen (10.).

Diese vergebene Chance brachte die stark beginnenden Dortmunder ein wenig aus dem Takt, plötzlich zeigte auch die Abwehr wieder jene Unsicherheiten, die zuletzt zu unnötig vielen Gegentoren geführt hatten. Nach einem kapitalen Fehler von Sebastian Kehl, der nach auskurierter Zerrung wieder von Beginn an dabei war, bewahrte nur ein Reflex von Keeper Roman Weidenfeller den BVB beim Schuss des 20-jährigen Dennis Praet (15.) vor dem drohenden Ausgleich. Mehr ließ die Hintermannschaft mit Sokratis für den diesmal geschonten Weltmeister Mats Hummels vor der Pause nicht zu.

Ramos macht mit Doppelpack alles klar

Dank ihrer Dominanz im Mittelfeld nahmen die Schwarz-Gelben das Heft gegen den Tabellenführer der belgischen Jupiler League schon bald wieder fest in die Hand, nur vor dem Anderlecht-Tor fehlte die letzte Entschlossenheit. Mit einer tollen Fußabwehr beim Volleyschuss von Marcel Schmelzer (30.) verhinderte Schlussmann Silvio Proto noch vor der Pause eine höhere Dortmunder Führung.

Nach Wiederbeginn war es erst einmal vorbei mit der Dortmunder Dominanz. Die Westfalen gaben mehr und mehr Spielanteile aus der Hand, leisteten sich Fehlpässe im Aufbau und agierten nicht mehr so kreativ. Bis auf einen Distanzschuss von Immobile (53.), den Proto entschärfte, blieben klare Gelegenheiten aus. Als das Spiel zu kippen drohte, schlug der BVB aber wieder zu. Nach einer weiten Flanke von Lukasz Piszczek reagierte Ramos am schnellsten und drückte den Ball zum 0:2 ins Netz. Nachdem Aleksandar Mitrovic mit einem Pfostenschuss die Chance zum Anschluss verpasst hatte (75.), machte wiederum Ramos alles klar.

Endlich wieder Leverkusener Powerfußball

Nach der Auftaktpleite in Monaco stand Leverkusen in der Champions League schon unter Druck. «Wenn wir gewinnen, ist alles offen», hatte Bayer-Trainer Roger Schmidt vor dem Duell mit Benfica Lissabon gesagt. Entsprechend motiviert und überzeugend trat seine Elf auf.

BVB steuert Richtung Achtelfinale - Bayer 04 überzeugt

© Kevin Kurek (dpa)

Vor 25.203 Zuschauern schossen Stefan Kießling (25. Minute) nach einem Patzer von Benfica-Torwart Julio Cesar, Heung-Min Son (34.) und Hakan Calhanoglu (64./Foulelfmeter) den Sieg für die Elf von Trainer Roger Schmidt heraus. Für den enttäuschenden Europa-League-Finalisten der vergangenen beiden Jahre traf lediglich Eduardo Salvio (61.).

"Jedes Spiel ein Endspiel"

«In dieser Gruppe ist wirklich jedes Spiel ein Endspiel», hatte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler vor der Partie gegen den 33-maligen portugiesischen Meister und 25-maligen Pokalsieger gesagt. Tatsächlich stand die Werkself nach dem 0:1 im Auftaktspiel bei AS Monaco schon gewaltig unter Druck - konnte diesen aber in positive Energie verwandeln und zeigte vom Anpfiff weg eine engagierte und überzeugende Vorstellung. In der zweiten Minute gab der starke Karim Bellarabi einen ersten Hallo-Wach-Schuss aus der Distanz ab.

Son nach einem Hackentrick Bellarabis (5.) und Mannschaftskapitän Lars Bender mit dem achten Aluminiumtreffer im siebten Spiel (14.) vergaben schon in der Anfangsviertelstunde gute Möglichkeiten. Trotz zuletzt nur eines Sieges in fünf Pflichtspielen war von Nervosität nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Bayer-Elf zeigte teilweise brillante Spielzüge vor allem über Son, Bellarabi und Calhanoglu.

«Wir haben von der ersten Sekunde gut angefangen, hatten eine gute Körpersprache und haben uns zum Glück auch mit Toren belohnt», sagte der verletzte Simon Rolfes zur Pause im TV-Sender Sky. Entspannt durfte er von der Tribüne aus die Chancenverwertung beobachten.

Leverkusen mit Traumkombinationen

Beim 1:0 ließ Benfica-Keeper Cesar einen Schuss von Son unglücklich nach vorne abklatschen, und der ehemalige Nationalstürmer staubte gekonnt zur verdienten Führung ab. Der 34 Jahre alte brasilianische WM-Torwart kam nur zum Einsatz, weil Stammkeeper Artur Moraes im ersten Gruppenspiel gegen St. Petersburg (0:2) Rot gesehen hatte.

Nur neun Minuten später führte eine Kombination der Extraklasse zum zweiten Leverkusener Treffer. Bender und Bellarabi beförderten den Ball im temporeichen Zusammenspiel nach vorne. Der auch von Bundestrainer Joachim Löw beachtete Flügelflitzer Bellarabi legte überlegt zurück auf Son - und der Südkoreaner ließ Cesar mit einem Schuss gegen die Laufrichtung keine Abwehrchance.

Der Europa-League-Finalist von 2013 und 2014 wirkte gegen die Bayer-Strategie aus Balleroberung und Gegenpressing machtlos. «Wir müssen in der zweiten Hälfte so weiterspielen wie bisher», forderte Rolfes in der Pause. Natürlich erhöhten die Gäste aber nach dem Wechsel Tempo und Engagement. Nach gut einer Stunde gelang Salvio mit der ersten echten Torchance der Portugiesen der Anschlusstreffer, als er mit einem Schuss ins kurze Eck Bayer-Torhüter Bernd Leno überwand.

Doch nur drei Minuten später stellte Calhanoglu den alten Abstand wieder her. Nach einer Attacke des Brasilianers Jardel gegen Kießling entschied der englische Schiedsrichter Martin Atkinson erst spät auf Strafstoß. Calhanoglu war's egal - nervenstark verwandelte der ehemalige HSV-Profi den Elfmeter zum 3:1. Bayer war nun dem 4:1 näher als Benfica dem Anschlusstreffer. Doch Kießling (72.) und Calhanoglu (73.) vergaben weitere gute Möglichkeiten.