Celustka will mit dem Club unbedingt aufsteigen

21.1.2015, 06:00 Uhr
Celustka will mit dem Club unbedingt aufsteigen

© Foto: Zink

Im Hotel der Nürnberger in Belek fühlt sich Ondrej Celustka fast heimisch. Einige Mitarbeiter erkannten ihn gleich, für den Fußball-Profi fühlt sich der Aufenthalt mit dem Club hingegen „merkwürdig“ an. 2011 und 2012 hat er im Winter bereits mit Trabzonspor im Gloria Serenity Resort gewohnt, erzählt Celustka, auf Einladung des Vereins durften damals auch die Familien und Freundinnen der Spieler mit.

Die Türkei ist für den Tschechen ohnehin ein ganz besonderes Land. Vor allem an der Schwarzmeerküste hat Celustka noch viele Freunde, auch er schwärmt gerne von seinem Ex-Club. „Hero of San Siro“ nennen sie ihn bei Trabzonspor, unzählige Fans des türkischen Erstligisten haben ihn spätestens am 14. September 2011 ganz fest in ihr Herz geschlossen.

Beim 1:0-Erfolg in der Champions League bei Inter Mailand erzielte Celustka das Tor des Abends. „Das“, sagt Celustka, „war einer der schönsten Momente in meiner Karriere.“ Ein ganzer Verein schien seinen Helden zu umarmen. Fortan schwebte der junge Mann auf einer Wolke durchs Leben; als ihn im Sommer 2013 der FC Sunderland aus der berühmten Premier League auslieh, kannten ihn plötzlich auch viele Menschen jenseits der Türkei.

Besonders im heimischen „Stadium of Light“ begeisterte er die Massen. „In der Premier League“, sagt Celustka, „muss man jede Woche sein Maximum geben.“ Es kursieren spektakuläre Bilder: Celustka im Zweikampf mit Mesut Özil, Dimitar Berbatov oder Wayne Rooney, die Fachwelt staunte, ebenso sein Nationaltrainer, der ihm 2013 zu seinem Länderspiel-Debüt verhalf. Celustka überzeugte, beim 2:0 gegen Kanada erzielte er ein Tor. Der nächste Höhepunkt in einer an Höhepunkten bis dahin keineswegs armen Laufbahn. Aber es ging nicht so weiter.

Der Italiener Paolo Di Canio, sein damaliger Chef und Mentor in Sunderland, musste in der Winterpause seinen Posten räumen, Nachfolger Gustavo Poyet setzte auf andere. Celustka spricht von einer „schwierigen Zeit“, im Frühjahr kehrte er zu Trabzonspor zurück, doch auch dort gab es Probleme. Wieder ein Trainerwechsel, wieder viele Zugänge. Anfang August ließ er den bis 2016 gültigen Vertrag auflösen, danach war Celustka für ein paar Wochen arbeitslos. Bis ihn der Club holte. In die Zweite Liga. „Aber Nürnberg“, sagt Celustka, „ist nicht Sandhausen.“

Kein Karriereknick

Ein Karriereknick ist das für ihn nicht, vielmehr wollte er schon immer in Deutschland arbeiten. Zu Hause in Zlin im Osten Tschechiens haben sie im Fernsehen früher die Bundesliga verfolgt, deshalb möchte er da hin. „Ich bin sehr motiviert, Nürnberg wieder in die Erste Liga zu bringen“, sagt Celustka, an seiner Qualifikation sollte es nicht scheitern. Er kennt die Königsklasse, die Europa und Premier League, bringt viel Erfahrung mit.

Die Lehrjahre in seiner Karriere hat Celustka lange hinter sich, obwohl er erst 25 ist. Zu einem gestandenen Profi reifte er bei renommierten Clubs; von Slavia Prag, seinem Stammverein, ließ er sich 2010 an US Palermo verleihen, wo ihm der Durchbruch verwehrt bleiben sollte. Die Reise durch Europa hatte aber erst begonnen — und führte ihn Ende August nach Mittelfranken. Als rechter Verteidiger ist er fester Bestandteil der Mannschaft.

Sein Trainer erkennt Fortschritte. „Ondrej ist diszipliniert, zeigt immer vollen Einsatz“, sagt René Weiler, allerdings sei es „nicht verboten, auch mal ein Tor zu erzielen“.

An der Effizienz seiner Darbietungen muss er noch arbeiten, das weiß Celustka natürlich, „und das kann man auch noch verbessern, wenn man einen großen Teil seiner Karriere bereits hinter sich hat“, findet Weiler. Der größere liegt aber wohl noch vor ihm, in dessen Verlauf er sich neben dem Aufstieg unbedingt noch einen weiteren Traum erfüllen möchte: Eines Tages gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder anzutreten, Tomas Celustka ist linker Verteidiger beim tschechischen Zweitligisten FC Opava. „Dann“, sagt Ondrej Celustka, „wäre ich sehr glücklich.“

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