"Chicco" Vogt: "Bundesliga macht einfach süchtig"

10.5.2014, 13:30 Uhr

© Zink

Zeugwarte sind die gute Seele des Vereins, das ist oft so. Warum? Weil sie Kümmerer sind. Wenn, wie am Freitag am Valznerweiher, das Training der Profis des 1.FC Nürnberg ansteht, dann ist der Zeugwart schon zwei Stunden vorher dort. Und kümmert sich. Wie Nürnbergs gute Seele Günter Vogt alias "Chicco".

Er stellt die Fußballschuhe der Spieler in Reih und Glied, pumpt Fußbälle auf, legt Handtücher bereit. Und später? Kümmert er sich um die Wäsche - und um andere Seelen. "Chicco" Vogt ist am Valznerweiher für gute Laune zuständig, die sei bei ihm "Regel, nicht Ausnahme", heißt es beim Club.

Und doch muss auch Günter Vogt - seit 1. Mai 1993 beim 1. FC Nürnberg und damit neben Greenkeeper Konrad Vestner dienstältester Angestellter - momentan um seinen Frohsinn kämpfen. "Was die letzten Monate Woche für Woche passiert ist, das macht einen schon krank." Vogt leidet. Obwohl ein Abstieg für Vogt nicht neu wäre: Fünf an der Zahl (und übrigens 18 Trainer) hat er beim Club erlebt.

Warum es diesmal so wehtut? "Weil die Bundesliga süchtig macht", sagt der 62-Jährige. Die vollen Stadien, die Atmosphäre — da müsse man sich nichts vormachen, "das ist in der Zweiten Liga eben ein Klassenunterschied, wenn du zum Beispiel in Bochum statt in Dortmund spielst."

Weinen würde er diesmal nicht, das war einmal, "aber man stumpft eben ab". Das Endspiel am Samstag auf Schalke erlebt "Chicco" Vogt eh vor dem Fernseher mit Freunden, der Kollege fährt mit. Seine wichtigste Aufgabe hat er bis dahin erfüllt - Mut machen. Wenn er beim Massieren der Spieler reinschneit, Anekdoten zum Besten gibt, "um die Jungs mal auf andere Gedanken zu bringen". Dann wieder klopft er Schultern, sagt immer wieder seinen Satz: "Auf geht’s Männer."

Wenn es schiefgeht, weiß Vogt aus Erfahrung, "kann man nicht zur Tagesordnung übergehen, dann ist Friedhofsstimmung". Irgendwo setzt sich im Betreuer aber der Optimist durch. Zweite Liga, das wäre dann auch eine Chance für den Nachwuchs, "der brennt", findet Günter Vogt.

Nur aufgegeben hat "Chicco" seinen Club noch lange nicht. "Warum sollen wir nicht gewinnen?", fragt er. "Warum sollen wir nicht mal auf der anderen Seite stehen?" Ja, warum eigentlich nicht?

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