Club-Geflüster: Dem 1. FC Nürnberg fehlt eine Leitfigur

Nürnberg - Beim Spiel gegen den SV Sandhausen hat der NZ-Redakteur einen genauen Blick auf den FCN geworfen. Dem Club fehlt derzeit nicht nur eine Leitfigur, sondern auch die Effizienz vor dem Tor sowie Stabilität im Abwehrverbund. Aber immerhin einen Lichtblick gibt es im Team.

Wer wird vermisst? Guido Burgstaller in allen Ehren - aber ein echter Leader, einer, der auch mal die Ärmel hochkrempelt, dazwischenhaut und imstande ist, eine Niederlage wie das 1:3 gegen Sandhausen in seiner Entstehung zu erkennen und dann auch zu verhindern, ist er nicht.

Mitarbeiter der Woche: Thorsten Kirschbaum. Wer hätte das vor Wochen noch gedacht? Aber nach langer Eingewöhnungszeit hat sich der gebürtige Würzburger auf einem guten Niveau stabilisiert. Gegen Sandhausen verhinderte er mit einigen Paraden ein noch klareres Debakel. Zu verdanken dürfte die Leistungssteigerung auch dem neuen Torwarttrainer Michael Fuchs sein.

Nervensäge der Woche: Die Chancenverwertung. Hätte, hätte, Fahrradkette. Schon klar. Aber hätte der Club nur eine von etlichen Großchancen gegen Sandhausen verwertet, wäre sicher alles ganz anders gekommen.

Wenn das letzte Spiel ein Lied gewesen wäre, hieße es: "Spiel mir das Lied vom Chancentod"

Spruch der Woche: "Eine Frechheit von vorn bis hinten." Die Ehrlichkeit von Offensivspieler Kevin Möhwald in seiner Spielanalyse war so knallhart, wie man sich die Zweikampfführung in den vorangegangenen 90 Minuten gewünscht hätte.

Lügt die Tabelle? Eher nein. Platz elf spiegelt aktuell das Leistungsvermögen einer Mannschaft wider, die katastrophal in die Saison gestartet war und dann in sieben ungeschlagenen Partien an ihrem Limit spielte. Andererseits zeigt das Vorbeiziehen von Erzrivale SpVgg Greuther Fürth, den man schon mitten im Abstiegskampf stecken sah, einmal mehr, wie schnell sich sich das Blatt in der Zweiten Liga wenden kann.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Was soll besser werden? Was muss denn besser werden? Vor allem das Abwehrverhalten. Mit 28 Gegentoren hat der Club die zweitschlechteste Abwehr der Liga. Braunschweig, aktueller Tabellenzweiter, hat nur halb so viele Treffer hinnehmen müssen und mit 26 genauso viele geschossen wie der 1. FC Nürnberg.

Und sonst so? Die Aufstiegsplätze und selbst der Relegationsplatz sind in weite Ferne gerückt. Es wird Zeit, neben den kurzfristigen endlich auch mittelfristige Ziele anzupeilen und mit dem Aufbau einer Mannschaft zu beginnen, die in der kommenden Saison einen neuen Anlauf unternehmen kann.