Club: Müde Nullnummer statt Befreiungsschlag

21.10.2012, 22:00 Uhr
Von einem Befreiungsschlag waren die Club-Spieler um Timo Gebhart gegen Augsburg weit entfernt.

© Zink Von einem Befreiungsschlag waren die Club-Spieler um Timo Gebhart gegen Augsburg weit entfernt.

Ein Fußballfest hatten die 40171 Zuschauer an diesem trüben Sonntagnachmittag gewiss kaum erwartet – eine Prise Bundesliga-Niveau hätte es aber schon sein dürfen. Der Ball jedenfalls schien bereits Mitte der ersten Halbzeit genug zu haben von den permanenten Misshandlungen. Nach einer Attacke von Javier Pinola war dem bemitleidenswerten Spielgerät die Luft ausgegangen, und es ließ sich geplättet auswechseln.

Dabei durfte man anfangs noch die zarte Hoffnung hegen, Nürnbergs Profis könnten ihre Verunsicherung in der Punktspielpause irgendwie aus den Köpfen bekommen haben.

Trainer Dieter Hecking setzte nach dem 0:3-Debakel von Freiburg im Mittelfeld wieder auf Mike Frantz und Timo Gebhart sowie in der Abwehr auf den wiedergenesenen Per Nilsson. Die umformierte Elf begann druckvoll und erspielte sich früh die erste Gelegenheit: Frantz flankte, Tomas Pekhart und Gebhart verpassten knapp (3.).

Bald aber waren auf dem Rasen die kollektive Nervosität und Verkrampfung spürbar. Das bayerische Derby litt unter einer Flut an technischen Unzulänglichkeiten, Fehlpässen und Fouls, wozu auch die biederen Fuggerstädter ihren Beitrag leisteten. Zumindest aber reichte es zu zwei Chancen durch Kevin Vogt, der aus sechs Metern über das Tor ballerte (5.), und Knowledge Musona, dessen Schuss Raphael Schäfer parierte (29.).

Weil die japanische Kreativkraft Hiroshi Kiyotake im zentralen Mittelfeld phasenweise völlig abtauchte, versuchten es die Kollegen beim Spielaufbau immer wieder mit uninspirierten hohen Bällen, die nur selten einen Abnehmer fanden. Allenfalls der keineswegs fehlerfreie, aber bemühte Gebhart ließ gelegentlich so etwas wie Tordrang erahnen.

 

 

Nach einem beherzten Solo kam der Ex-Stuttgarter im Strafraum zu Fall, Vogts Einsatz schien aber nur bedingt elfmeterwürdig (32.). Sechs Minuten später tankte sich Gebhart erneut durch, schoss jedoch am langen Pfosten vorbei. Vollstreckerqualitäten fehlten auch Hanno Balitsch, der nach Vorarbeit des schwachen Timothy Chandler FC-Keeper Mohamed Amsif mit einem Aufsetzer nur dezent erschreckte (45.+2).

Kapitän Schäfer blieb verletzt in der Kabine

In der Pause musste der Club einen weiteren Rückschlag verdauen: Kapitän Schäfer meldete sich mit Achillessehnenproblemen ab, was Stellvertreter Patrick Rakovksy die dritte Bewährungsprobe in der Bundesliga ermöglichte. Der 19-jährige Keeper sollte der zweiten Hälfte prompt seinen Stempel aufdrücken – mit einem Fehlgriff und einer Glanzparade.

Weil er in der 62. Minute nach einer Ecke die Kugel nicht festhalten konnte, eröffneten sich erst Torsten Oehrl und dann Tobias Werner reizvolle Einschusschancen. Timm Klose und Nilsson warfen sich gerade noch dazwischen. Fünf Minuten später rettete Rakovsky seiner Elf das Remis, als er einen Kopfball von Aristide Bancé aus kürzester Distanz reaktionsschnell entschärfte.

Die Franken konnten mit dem 0:0 also sogar zufrieden sein, zumal der aufmerksame Klose auch noch gegen Werner Schlimmeres verhinderte (69.). Vor dem Gästetor hatte in der zweiten Halbzeit lediglich Gebhart mit einer von Marcel de Jong geblockten Direktabnahme für Gefahr gesorgt (52.).

In Sachen Kampfgeist konnte man den Hausherren im Prinzip wenig vorwerfen. Der Wille, die Trendwende zu schaffen, war kaum abzusprechen, doch sollte das im Fußball auch als Grundtugend gelten. Dafür mangelt es momentan einfach an Selbstvertrauen, an Leichtigkeit und „einer gemeinsamen Spielidee“, wie es Schäfer treffend formulierte.

So stand am Ende statt des erhofften Befreiungsschlages eine armselige Nullnummer, die den 1.FCN in der Tabelle auf Rang 15 abrutschen ließ. „Es wird ein Weg der kleinen Schritte aus dem Tal“, prophezeite Hecking, der letzlich sogar froh war, nicht erneut verloren zu haben. Das gellende Pfeifkonzert von den Rängen ließ freilich erahnen, dass viele Fans das triste Remis eher als weiteren Rückschritt empfanden.

Nürnberg: Schäfer (46. Rakovsky) – Chandler, Nilsson, Klose, Pinola – Balitsch, Simons – Gebhart, Kiyotake (63. Esswein), Frantz (77. Polter) – Pekhart / Augsburg: Amsif – Verhaegh (90.+2 Ostrzolek), Langkamp, Klavan, de Jong – Vogt, Baier – Musona, Oehrl (86. Callsen-Bracker), Werner – Hain (58. Bancé) / SR: Stark (Ergolding) / Zuschauer: 40171 / Gelbe Karten: Pekhart, Pinola (4), Simons (2) – Bancé (2), Langkamp, Vogt (3).

Verwandte Themen


22 Kommentare