Club-Talent Gärtner in Tirol ein Gewinner

30.6.2013, 20:00 Uhr
Club-Talent Gärtner in Tirol ein Gewinner

© Sportfoto Zink

„Wem hilfst du damit?“, herrschte der Routinier, der nach dem Abschied von Timmy Simons auffällig in die Chefrolle drängt, den jüngeren Kollegen genervt an.

Trainer Michael Wiesinger hatte den Disput aufmerksam beobachtet, sah aber keinen Grund zum Einschreiten. „Es gehört dazu, dass man Emotionen auch mal rauslässt. Gerade nach einer intensiven Trainingswoche sind solche Stresssituationen ganz normal“, findet der 40-Jährige. Entscheidend sei, dass gewisse Grenzen im persönlichen Umgang nicht überschritten werden dürfen, „das wissen unsere Spieler aber auch, da gab es noch nie Probleme“.

Überhaupt genießt das Kollektiv beim Club weiterhin absolute Priorität – ob im täglichen Miteinander oder bei der Umsetzung der taktischen Ausrichtung. „Da muss jeder mitmachen. Wenn einer ausschert, funktioniert es nicht“, mahnt Wiesinger. Zwar möchte er das Spiel nach vorne „um Nuancen“ verbessern und künftig „auch einen Tick höher verteidigen lassen“, also den Gegner noch früher attackieren. Die Basis des Nürnberger Fußballs soll aber die bewährte Kompaktheit bleiben. „Das ist unsere Stärke, die uns in den vergangenen Jahren in der Bundesliga gute Platzierungen eingebracht hat.“

Deshalb haben Wiesinger und sein Trainerkollege Armin Reutershahn in Längenfeld trotz der noch fehlenden Nationalspieler bereits akribisch am taktischen Feinschliff getüftelt. Immer wieder wurden Laufwege einstudiert, das richtige Verschieben automatisiert und das Spiel gegen den Ball perfektioniert. Sture Konditionsbolzerei stand hingegen eher selten auf dem Programm, stattdessen wurden läuferische Anforderungen geschickt mit fußballerischen Elementen kombiniert. „Ich selbst hatte als Profi nie Trainer, die nur laufen ließen“, erzählt Wiesinger, der das Pensum an den beim Laktattest ermittelten Daten ausrichtet. Und da glänzte die Mannschaft mit durchweg positiven Ergebnissen gerade bei der Grundlagenausdauer. „Die Fitness ist sehr zufriedenstellend“, sagt Wiesinger.

Viel Lob für das Eigengewächs

Stark untertrieben wäre diese Formulierung wohl im Falle von „U23“-Akteur Sebastian Gärtner. Der 20-jährige Mittelfeldspieler hat im Vergleich zu seinem ersten Schnupperkurs im Wintertrainingslager einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht und rannte im Ötztal – salopp gesagt – allen davon. „Es macht schon Eindruck, was er hier abgeliefert hat, auch fußballerisch“, lobt Wiesinger, der das Eigengewächs bereits im Amateurteam unter seinen Fittichen hatte. Gärtner könnte nach Niklas Stark das nächste Talent sein, das sich im Profikader etabliert. „Wer Leistung zeigt, wird belohnt“, sagt Wiesinger. Allerdings sei die Tür eben auch in die andere Richtung geöffnet. Das musste etwa der Ex-Herthaner Roussel Ngankam erfahren, der sich nach schwächeren Trainingsleistungen nun erst wieder über die „U23“ hochdienen muss.



Voll im Soll scheinen die Rückkehrer Timo Gebhart, Muhammed Ildiz sowie Adam Hlousek, der am Freitagabend im Testspiel gegen Raika Längenfeld (9:0) nach fast 15-monatiger Verletzungspause sein ersehntes Comeback gab. Die Langzeitpatienten haben das intensive Programm „voll durchgezogen und alles gut überstanden“, wie Wiesinger zufrieden bilanzierte. Die weitere Entwicklung des Trios dürfte ein Kriterium sein, ob der Club noch einmal über den Transfermarkt bummelt. Die außerplanmäßige Einnahme von rund sechs Millionen Euro, die Timm Kloses Wechsel nach Wolfsburg in die Kassen gespült hat, könnte laut Sportvorstand Martin Bader bei Bedarf in die Mannschaft investiert werden. „Wir werden unseren Kader aber nicht künstlich aufblähen, sondern nur etwas machen, wenn es wirklich sinnvoll ist“, betonte Bader.

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