Club-Traum geplatzt: Pinola zieht es zu River Plate

23.6.2017, 20:29 Uhr
Club-Traum geplatzt: Pinola zieht es zu River Plate

© Sportfoto Zink

Wer als Fußballprofi die Wahl hat zwischen einem Engagement bei River Plate in Buenos Aires, einem argentinischen Spitzenklub, oder beim 1. FC Nürnberg, einem mittelmäßigen deutschen Zweitligisten, müsste eigentlich nicht lange überlegen. Javier Pinola hätte sich trotzdem für Nürnberg entschieden – nur hatte er gar nicht die Wahl, sein Herzenswunsch nach einer Rückkehr zu seinem ewigen fränkischen Heimatverein stieß auf keine Gegenliebe.

Angebote hatte Javier Pinola aber ausreichend, mit 34 Jahren gehört der im Mai 2015 beim 1. FC Nürnberg als nicht mehr zweitligatauglich ausgemusterte Verteidiger zu den begehrtesten Spielern Argentiniens. Die Boca Juniors Buenos Aires, gerade zum Landesmeister gekürt, Stadtrivale River Plate und der Racing Club aus dem Hauptstadt-Vorort Avellaneda, für den Pinola vor seinem Wechsel nach Nürnberg 2005 spielte, warben zuletzt heftig um seine Dienste.

River Plate für Copa Libertadores qualifiziert

Laut übereinstimmenden Medienberichten ist die Entscheidung gefallen – und wechselt Javier Pinola nach zwei Jahren bei Rosario Central, einem Klub aus der Heimatstadt Lionel Messis, zu River Plate; die Ablösesumme soll etwa 1,5 Millionen Dollar betragen. Ex-Nationalspieler Marcelo Gallardo, Trainer von River Plate, bestätigte gestern den Wechsel und nannte Pinola eine "gute Verstärkung". In Rosario besprühten Wirrköpfe die Wände der deutschen Schule, die Pinolas Kinder besuchen, mit hässlichen Parolen. "Pinola traidor", Verräter, oder "Auge um Auge" stand dort zu lesen. Wie Leidenschaft in einen beängstigenden Fanatismus umschlagen kann, hat Pinola wiederholt erleben müssen; auch aus Sorge um die Familie dachte er an eine Rückkehr nach Deutschland.

River Plate, mit 36 Titeln der Rekord-Meister Argentiniens, steht vor dem letzten Spieltag der zu Ende gehenden Saison auf Rang zwei und ist damit für die Copa Libertadores, die südamerikanische Champions League, qualifiziert. Rosario hat dieses Ziel klar verpasst – wegen einer völlig verpatzten Hinrunde, in der Pinola fehlte. Nach seinem Schienbeinbruch im Mai 2016 gab er nach neun Monaten Pause im März 2017 ein fulminantes Comeback, von seither 14 Spielen mit dem Innenverteidiger und Abwehrchef Pinola gewann Rosario acht und verlor nur drei – zuletzt gegen CA Banfield, allerdings ohne Pinola, der schon nach zehn Minuten vom Platz gestellt wurde.

Chancen auf Rückkehr nicht verbessert

Vor drei Wochen, beim 0:0 in Buenos Aires gegen River Plate, erhielt Pinola durchgängig Bestnoten, unter den Zuschauern im Estadio Monumental war auch Jorge Sampaoli. Argentiniens neuer Nationaltrainer sichtet das Personal für die verbleibenden vier WM-Qualifikationsspiele und für das globale Turnier 2018 in Russland. Javier Pinola gehört bereits seit Anfang 2016 wieder zum Kader der Seleccion, sein Comeback neun Jahre nach seinem Debüt im Sommer 2007 war eine beträchtliche Überraschung.

Dass Franken nun wohl bis zur Fußballer-Rente warten muss, wird Javier Pinola verschmerzen können. Eine Rückkehr zum 1. FC Nürnberg hätte die Aussichten auf einen mit der WM-Teilnahme gekrönten goldenen Karriere-Spätherbst eher nicht verbessert.

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