Cooler Kleeblatt-Coup: Hilbert kümmerte die Kulisse nicht

6.3.2018, 11:19 Uhr
Cooler Kleeblatt-Coup: Hilbert kümmerte die Kulisse nicht

© Sportfoto Zink / MeZi

Helmut Hacks Gesichtsfarbe mochte noch nicht so ganz zum Ergebnis passen. Auf dem Weg von der Haupttribüne zur Mannschaft beantwortete er schnell die Frage nach seinen ersten Gedanken nach Abpfiff. Es sei der Lohn, erzählte er, "für 1000 Entbehrungen, für 1000 Sorgen, für 100 schlaflose Nächte".

Und als er merkte, dass das jetzt pathetisch klingt, gab er schnell noch den Mahner: "Das ist ein Moment, den wir jetzt genießen. Aber wir wissen, damit sind wir noch nicht durch." Denn es hört nicht auf mit den wichtigen Spielen: zuhause gegen Kaiserslautern, dann in Aue und Mitte April müssen noch die Bochumer in den Ronhof – alles direkte Konkurrenten.

Hack will jetzt mehr

"Jetzt heißt es nachlegen", forderte Hack, "nachschieben, auf dieser Basis. Das ist alles nicht durch." Und zum Abschied noch so etwas wie Freude: "Aber das war ein ganz großer Schritt." Genau genommen war es ein Gleichschritt, denn der soeben bezwungene Club sowie der nächste Gegner Kaiserslautern haben seit der Winterpause genauso viele Punkte eingefahren wie das Kleeblatt: zwölf.

Unterstellt man also dem vormaligen Spitzenreiter Nürnberg, dass seine Spieler sich vom Blick auf den Tabellenstand haben blenden lassen, so sollten sich nun die Fürther in acht nehmen. Der FCK ist ein Schlusslicht mit mächtigem Rückenwind. Der 4:3-Sieg der Pfälzer gegen Union Berlin und das 2:0 des Vorletzten Darmstadt gegen Dresden am Freitag vor dem Frankenderby ließ den Puls der Fürther noch einmal hochschnellen – offenbar mit rein belebender Wirkung. Auch bei einem, der schon 33 Jahre alt ist, deutscher Meister wurde, Champions League gespielt hat, aber trotz seiner Ausbildung bei der Spielvereinigung noch nie bei einem Frankenderby dabei war: Roberto Hilbert.

Er sagte cool: "Druck spürt man immer ein bisschen. Aber wie man sieht, kann man damit umgehen." Auch wenn einen eine Szene des Derbys das Gegenteil vermuten lässt. Der überragende Khaled Narey dribbelte sich in der 64. Minute über die linke Seite durch die Club-Abwehr und legte Hilbert den Ball mustergültig in den Lauf – die Zeit stand kurz still im Morlock-Stadion, Hilbert näherte sich dem Ball und . . .

"... aber mit meiner Technik muss ich den machen" 

"Ich will da auch keine Ausreden finden. Ich schieße den gefühlt 20 Meter übers Tor", entschuldigte er sich, "ein bisschen verspringt er auch, aber mit meiner Technik muss ich den machen." Das Derby wäre schon nach einer Stunde entschieden gewesen. Bemerkenswert aber war Hilberts taktische Leistung. Nachdem er noch in der Vorwoche so gut wie nichts zum Offensivspiel beitragen konnte, tauchte er diesmal im Fünf-Minuten-Takt im gegnerischen Strafraum auf - als Rechtsverteidiger einer Fünferkette - und lief sogar fast einen Kilometer mehr als sein elf Jahre jüngeres Pendant auf links, Maximilian Wittek.

Spätestens nach seiner Großchance kam so etwas wie Derbystimmung im fast ausverkauften Stadion auf – die meisten pfiffen die Fürther aus. Doch das ließ Hilbert, der vier Jahre Spieler von Besiktas Istanbul war, kalt: "Bei allem Respekt vor den Nürnberger und unseren Fans, aber ich habe schon in größeren Stadien gespielt. Deswegen beeindruckt mich sowas nicht." 

 

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