Das A-Wort kursiert: Warum der Club wieder träumen darf

5.12.2015, 12:14 Uhr
Zwei, die maßgeblichen Anteil am neuen Nürnberger Selbstbewusstsein haben: Alessandro Schöpf (rechts) und Kevin Möhwald.

© Sportfoto Zink / DaMa Zwei, die maßgeblichen Anteil am neuen Nürnberger Selbstbewusstsein haben: Alessandro Schöpf (rechts) und Kevin Möhwald.

Oft sind es einzelne Momente, die Konturen einer ganzen Saison festlegen, die ihren Verlauf skizzieren. Vielleicht war die 34. Spielminute gegen Paderborn so ein Moment, vielleicht auch nicht. Fest steht: In der halben Stunde davor hat der 1. FC Nürnberg nicht unbedingt ein spielerisches Feuerwerk abgebrannt. Aber bei jenem Freistoß von Niclas Füllkrug, da passte einfach alles. Individuelle Klasse eben.

Der 1. FC Nürnberg darf jetzt wieder träumen. Er hat Spielertypen wie Guido Burgstaller, die sich notfalls durch drei Spieler tanken können, er hat Hoffnungsträger wie Patrick Erras, der bis auf wenige Ausnahmen auch gegen Paderborn überzeugte. Und er hat Niclas Füllkrug, der trifft, ohne zu glänzen. Das, was dem Club in den Monaten zuvor fehlte. Das, was ihn vor fast zwei Jahren erst in die zweite Fußball-Bundesliga zwang.

"Nürnberg war ein Gegner, der selbstbewusst ist und aus wenig viel macht."
Stefan Effenberg, Trainer SC Paderborn

Natürlich hätte dem 1. FC Nürnberg etwas mehr Ruhe im Spielaufbau gut getan. Die Fehlpassquote ist gerade wenn es gegen gefestigtere Gegner geht deutlich zu hoch: Mannschaftsübergreifend waren es gegen Paderborn 151 aus dem Spiel heraus. Gerade in der ersten Halbzeit agierte der Club brachial. Lange Bälle und schnelle Konter über Leibold und Burgstaller waren alles, was der FCN anzubieten hatte.

Was der FCN tat, hatte Hand und Fuß - viel war es aber nicht

Brachial, aber keinesfalls kopflos, denn: Ein Match-Plan steckte sehr wohl hinter den langen Bällen. Wenn es darauf ankam, gewann der 1. FC Nürnberg so gut wie jedes Kopfballduell. Derweil tänzelte Füllkrug permanent an der Abseitskante und tarierte so die Paderborner Defensive aus. Das, was der Club vorhatte, hatte durchaus Hand und Fuß. Viel war das allerdings in Halbzeit eins nicht.

Viel war aber auch am Nürnberger Strafraum nicht los und das hatte vor allem mit dem souveränen Auftritt der Defensive zu tun. Zwar ließ der Club zwölf Torschüsse zu, wirkliche Großchancen wusste die Viererkette um den erneut starken Routenier Miso Brecko aber zu verhindern. Auch Hanno Behrens als Abräumer davor (13 gewonnene Zweikämpfe) überzeugte. Die neue Defensiv-Stabilität in Nürnberg ist organisch über die gesamte Spielzeit gewachsen, keine Momentaufnahme - und das lässt hoffen.

Oder um es mit den etwas pragmatischeren Worten René Weilers zu sagen: "Wir sind in den letzten Wochen schon ein großes Stück besser geworden."

Wechsel auf 4-2-3-1: Der Club ist variabel

Der zweite Knackpunkt in der Partie: die 59. Spielminute. Da nämlich nahm Weiler Kunsttorschütze Niclas Füllkrug vom Feld und brachte Kevin Möhwald. Ein Kniff, der sich als richtig erweisen sollte. Denn damit änderte Nürnbergs Trainer auch die Grundordnung seiner Mannschaft auf ein zentrumsfixiertes 4-2-3-1. Das sorgte gerade in der Phase, in der das Spiel dahin zu plätschern drohte, für die nötige Stabilität. "Da haben wir das Spiel bestimmt und hätten auch höher führen können", sagte Weiler nach der Partie selbst. In der Folge erzielte einer der besten Nürnberger Tim Leibold das enorm wichtige 2:0 (17 gewonnene Zweikämpfe, 53 Ballbesitzphasen, zwei Torschüsse).

"Drei Siege machen Spaß", sagte Hanno Behrens nach dem Paderborn-Sieg. Stimmt schon, aber: Vier Siege machen noch mehr Spaß. Der Höhenflug beim 1. FC Nürnberg darf und soll weitergehen, findet auch Nürnbergs Trainer René Weiler: "Jetzt wollen wir alles unternehmen, dass die Tabelle auch am Ende des Jahres gut aussieht."

Kommenden Sonntag geht es im heimischen Grundig-Stadion gegen den SC Freiburg (13.30 Uhr, im Live-Ticker auf nordbayern.de). Man erinnere sich: Vor nicht einmal fünf Monaten kam der Club gegen die Breisgauer böse unter die Räder. Chaotisch, planlos, nicht konkurrenzfähig trat der FCN damals auf. Was sich seitdem nicht alles getan hat ...

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