Das Kleeblatt hat keinen Plan für die Problemzone

26.10.2017, 10:34 Uhr
Das Kleeblatt hat keinen Plan für die Problemzone

© Melanie Zink

Richard Magyar schlug die Hände vors Gesicht. Marco Caligiuri kniete resigniert am Boden. Jurgen Gjasula winkte ab. Es waren noch sieben Minuten zu spielen, doch die Reaktion der Profis der Spielvereinigung Greuther Fürth machte klar: Das 2:1 für den FC Ingolstadt war die Entscheidung. Tatsächlich konnte das in seine Einzelteile zerfallende Kleeblatt froh sein, dass die Schanzer nur auf 3:1 erhöhten.

Wieder verloren, wieder mit drei Gegentoren, wie zuletzt in der Liga gegen Berlin, Kaiserslautern, Nürnberg und Braunschweig. Und das, obwohl die Partie der 2. Runde des DFB-Pokals eines der gelungeneren Spiele der vergangenen Wochen gewesen war. Zumindest offensiv gelang Fürth etwas mehr als gegen Berlin. "Man kann sagen, schon wieder drei Gegentore bekommen, aber man kann es auch anders interpretieren", beharrte Trainer Damir Buric und sprach von einem "glücklichen Sieg" für Ingolstadt: "Die Mannschaft hat wenig zugelassen, in der defensiven Organisation waren wir sehr gut."

Das galt allerdings nicht für die Entstehung der Ingolstädter Tore. Kein einziger der Gegentreffer war Pech, sondern entsprang stattdessen dem teils dilettantischen Fürther Abwehrverhalten. Vor dem Foulelfmeter des FCI in der 48. Minute schlug Mario Maloca ein Luftloch, statt den Ball an der Strafraumgrenze zu klären, Magyar umklammerte Antonio Colak, obwohl hinter ihm noch zwei Fürther abgesichert hätten. Das 2:1 war eine Blaupause vieler Fürther Gegentreffer, das Kleeblatt ist bei schnellem Umschaltspiel des Gegners über die Außen höchst verwundbar.

"Er hat ein gutes Spiel gemacht"

Und beim 3:1 stand Torschütze Alfredo Morales komplett alleingelassen 20 Meter vor dem Tor. Jurgen Gjasula trabte weit entfernt neben ihm her. Aber da hatten die Fürther offenbar sowieso schon jede Hoffnung fahren gelassen. An Gjasula will Buric trotz aller Kritik festhalten. "Er hat ein gutes Spiel gemacht", sagte der Coach. In den entscheidenden Momenten des Spiels wurden allerdings auch gegen Ingolstadt vom defensiven Mittelfeld nicht die Räume geschlossen.

Zwar musste das Kleeblatt ersatzgeschwächt in das Pokalspiel gehen. Mit Ausnahme des kurzfristig erkrankten Torhüters Sascha Burchert und Patrick Sontheimer war darunter aber kein Spieler, der das Team in dieser Saison entscheidend besser gemacht hätte. Und in der Abwehr steht Buric sogar mehr Personal zur Verfügung als zum Saisonstart.

Körperlich nicht auf der Höhe

Trotzdem hat er es noch nicht geschafft, die Schwächen abzustellen. Die Probleme sind eher größer geworden. 2,3 Gegentore kassierte das Kleeblatt im Schnitt in der Liga bislang unter dem neuen Trainer, in den vier Spielen seines beurlaubten Vorgängers Janos Radoki waren es 1,75. Wie schon gegen Berlin schienen die Fürther in der Schlussphase gegen Ingolstadt zudem körperlich nicht mehr auf der Höhe zu sein.

Buric gab sich kämpferisch: "Wir werden uns wehren, wir müssen uns wehren." Ein Plan, wie man die Schwächen beheben könnte, ist bislang aber noch nicht erkennbar. Doch er wird dringend benötigt: In den kommenden Wochen trifft das Kleeblatt auf etliche direkte Konkurrenten im, eben doch, Abstiegskampf.

Kritische Worte hört man in Fürth seit der Beurlaubung des auch für die Führung unbequemen Radoki kaum noch. Die Spieler loben den Zusammenhalt, einige wollen nicht einmal das Wort "Abstiegskampf" in den Mund nehmen. Buric hob nach der für den Verein teuren Pokalniederlage die Moral des Teams hervor, das gegen einen "sehr guten Gegner" nicht aufgesteckt habe. Manager Yildirim verteidigte vor dem Union-Spiel den maßgeblich von ihm erstellten Kader.

So klingen Durchhalteparolen

Eine solche Außendarstellung Woche für Woche kann man sich höchstens leisten, wenn man Kritikpunkte zumindest intern knallhart anspricht – und die Ergebnisse irgendwann auf dem Platz zu sehen sind. Damir Buric hat sich als Fan von Einzelgesprächen geoutet. Bislang ist von deren Wirkung allerdings wenig zu sehen. Und so klingen die Äußerungen der Verantwortlichen wie Durchhalteparolen auf dem alten Zweitliga-Dampfer Spielvereinigung, der gerade dabei ist, mit voller Kraft gegen einen Eisberg zu krachen.

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