Der Fall "Gaucho-Dance": So geht ein Shitstorm, ein Shitstorm der geht so...

16.7.2014, 11:32 Uhr
Der "Gaucho-Dance" der Nationalspieler bei ihrer Siegesfeier sorgt für Diskussionen um Respekt und Toleranz.

© dpa Der "Gaucho-Dance" der Nationalspieler bei ihrer Siegesfeier sorgt für Diskussionen um Respekt und Toleranz.

10.00 Uhr: Der "Siegerflieger" mit den frischgebackenen Weltmeistern wird von Hunderttausenden auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor erwartet. Die Jungs um Kapitän Philipp Lahm lassen sich und das "Ding" feiern - verdient, denn sie haben mit ihrem Weltmeister-Titel Geschichte geschrieben. Mir als Nicht-Fußball-Fan treiben die Szenen keine rührseligen Tränen in die Augen. Kameras halten gespannt auf ein Flugzeug, das einparkt - Sportler die in einen Bus einsteigen... alles Szenen, die ich überflüssig und sogar etwas komisch finde. Eine Feier, die mit DJ Ötzi und Helene Fischer auch auf Mallorca hätte stattfinden können und deren Sinn sich mir entzieht. Auch all das "Wir sind Weltmeister" ist mir fremd, denn nicht ich und du haben die WM gewonnen, sondern 23 erstklassige Sportler, die nun den Höhepunkt ihrer Karrieren erreicht haben.

Dann der vermeintliche Fauxpas, über den nun jeder eine Meinung hat: Der "Gaucho-Dance", wie er von der ARD schnell genannt wurde, regt die ganze Nation auf. Regt er aber wirklich auf oder war es nur ein weiteres gefundenes Thema zum WM-Rummel, über das es sich zu Schreiben lohnt. Selbst mir als Fußball-Laien sind die Zeilen "So gehen die ..., die .. die gehen so..." als Freuden-Gesänge bekannt und noch nie hat sich jemand daran gestört. Unerklärlich ist es mir also, wie man einen "bekannten Gag"  zu einem Skandal von internationalen Ausmaßen aufblähen kann. TAZ, Spiegel und FAZ schreiben von Respektlosigkeit, Verhöhnung und Spott gegenüber dem Final-Gegner Argentinien und nicht nur auf allen sozialen Netzwerken wird nun heftig debattiert.

Die Akteure Mario Götze, Miroslav Klose, Toni Kroos, André Schürrle, Shkodran Mustafi und Roman Weidenfeller wollten sich wohl etwas einfallen lassen, anstatt nur planlos mit einem Grinsen vor hunderttausend Fans auf einer Bühne zu stehen. Dass sie mit ihrer (zugegeben) nicht ganz originellen Idee gleich ihr Image der weltoffenen und toleranten Nation verspielen, wie die FAZ schrieb, wäre den Burschen wohl nie eingefallen. Man darf nicht vergessen, Nationalspieler sind keine Diplomaten oder Politiker - es sind junge Männer, die sich einfach authentisch über einen jüngst erlangten Erfolg freuen, ohne sich groß mit PR-Beratung und Image-Pflege zu beschäftigen. Man war nach den harten Wochen in Brasilien voller Konzentration und Druck einfach mal ausgelassen.

Die Euphorie um den Weltmeister-Titel teile ich zwar nicht, kann sie aber sehr gut verstehen. Den Shitstorm um den "Gaucho-Dance" finde ich aber einfach nur lächerlich und wichtigtuerisch.


Wie sehen Sie die Aufregung um den "Gaucho-Dance"? Unter dem Artikel "Gaucho-Gate": Deutschland diskutiert über WM-Tanz können Sie Ihre Meinung dazu kundtun.