Derby-Doping für den Neuanfang beim FCN

9.8.2014, 05:59 Uhr
Derby-Doping für den Neuanfang beim FCN

© Foto: Sportfoto Zink

Rein tabellarisch betrachtet birgt das 257. Kräftemessen zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth am Montag (20.15 Uhr) dank der sehr frühen Ansetzung durch die DFL eher geringe Brisanz. Die Saison ist ja noch jung an einem 2. Spieltag, und dem Verlierer, sollte es denn einen geben, bliebe noch mehr als genügend Zeit, um diese Scharte punktemäßig auszuwetzen. So weit die – allerdings nur bedingt derby-taugliche – Theorie. Denn beim Duell der mittelfränkischen Nachbarn geht es ja grundsätzlich immer um mindestens alles. Das hat, so scheint es, auch der neue Club-Trainer Valérien Ismaël bereits begriffen.

"Ich weiß", versicherte der frühere Bayern-Profi am Freitag, "dass dieses Spiel eine sehr große Bedeutung für die Region hat." Und auch, dass sein Arbeitgeber gegen Fürth zuletzt nicht gerade "gut ausgesehen" habe, weshalb die Sehnsucht des rot-schwarzen Anhangs nach einem Derby-Dreier über die Jahre massiv gewachsen sei. Nürnbergs letzter (Heim-)Sieg datiert vom 23. November 2008 (2:1), danach gab es zwei Remis im Ronhof (1:1, 0:0) sowie zwei für Club-Anhänger traumatische Auswärtssiege des Kleeblatts (jeweils 1:0 im DFB-Pokal und in der Bundesliga).

"Wir können unsere Fans mit einem Sieg glücklich machen", kennt Ismaël die Befindlichkeiten in Nürnberg. Vor allem aber könnte ein prestigeträchtiger Erfolg dem Rekordabsteiger bei seinem Neuanfang in der 2. Liga vieles erleichtern. "In unserer Situation könnte das positive Kräfte freisetzen für den weiteren Saisonverlauf", hofft Ismaël auf einen mentalen Energieschub für seine Elf. Derby-Doping sozusagen. Aber auch die Stimmung im Umfeld, das dem neu formierten Team samt Trainer bislang sehr wohlwollend, aber auch noch etwas skeptisch gegenübersteht, dürfte ein Coup beim Kleeblatt spürbar aufhellen.

An unbedingtem Siegeswillen wird es dem Club also kaum fehlen. "Die Spieler sind fokussiert und konzentriert", hat Ismaël in den Trainingseinheiten noch keine besondere Nervosität registriert. Das freilich könnte sich im Flutlicht des ausverkauften Ronhofs noch ändern. "Wir haben unseren Plan. Die Frage wird sein, ob die Mannschaft einen klaren Kopf behält und ihre Emotionen im Griff hat", sagt Ismaël, der ein "sehr intensives, kampfbetontes Spiel gegen einen hochmotivierten Gegner" erwartet, und zwar auf Augenhöhe: "In einem Derby gibt es keinen Favoriten."

Dass der jungen Elf mit Kapitän Jan Polak der wichtigste, weil erfahrenste Stabilisator fehlt, mag der Trainer nicht mehr öffentlich beklagen. "Wir haben einen Kader, der diesen Ausfall kompensieren kann", ist Ismaël überzeugt. Ondrej Petrak wird wohl von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld rücken, während U19-Europameister Niklas Stark den durch diese Rochade vakanten Platz in der Viererabwehrkette einnimmt. Weitere personellen Änderungen im Vergleich zum 1:0-Auftaktsieg gegen Erzgebirge Aue will sich Ismaël noch offenhalten, "es sind ja noch ein paar Tage".

Bis auf Danny Blum und Even Hovland stehen aktuell alle Profis zur Verfügung, auch der zuletzt wegen eines grippalen Infekts pausierende Timo Gebhart hat sich am Freitag zurückgemeldet und dürfte auf einen Einsatz brennen: Die beiden letzten fränkischen Vergleiche hatte der damals erst gesperrte und dann verletzte Offensivmann bei den Ultras in der Nürnberger Kurve verfolgt. Und wohl spätestens da viel über die historische Dimension dieses Derbys erfahren.

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