Derby: Polizei will Club- und Fürth-Fans strikt trennen

18.12.2014, 15:59 Uhr
Derby: Polizei will Club- und Fürth-Fans strikt trennen

© Stefan Hippel

Vor dem Derby im August dieses Jahres im Ronhof schaukelten sich die Emotionen hoch. Da wurden rund um das Nürnberger Stadion Plakate aufgehängt mit Name, Foto und Adresse des Anführers der Fürther "Horidos", also der Fürther Ultras - was man als Aufforderung verstehen konnte, bei diesem in nicht besonders friedlicher Mission vorbeizuschauen. Außerdem tauchte auf einer Fürther Lärmschutzwand plötzlich der unschöne Graffiti-Satz auf: "Euch zu jagen, ist unser Leben" mit einem in Fadenkreuz-Symbolik durchgestrichenen Kleeblatt.

Auf sich selbst konzentriert

In der Realität wurden die fast schon ritualisierten Fußball-Drohgebärden weit übertroffen. Sogenannte Club-Fans bildeten einen martialischen Marsch vom Hauptmarkt Richtung U-Bahn, im Fürther Stadion zündeten Nürnberg-Anhänger massenweise Pyrotechnik. Was am erschreckendsten war: Ein 23-jähriger Club-Anhänger warf aus einem Sonderzug der U-Bahn einen Feuerlöscher auf die entgegenkommende Bahn und verletzte die Fahrerin. Er sitzt nach wie vor wegen versuchten Mordes in U-Haft und wartet auf die Anklage.

Vielleicht hat dieser feige Anschlag, der eine neue Qualität hatte, seine Spuren bei den Fans hinterlassen. Denn wen man auch fragt, bislang scheint die Stimmung vor dem Derby vergleichsweise ruhig zu sein. Größere Provokationen sind ausgeblieben. Bislang, muss man immer hinzufügen.

"Ich habe den Eindruck, dass sich beide Fan-Lager auf sich selbst konzentrieren", sagt Daniel Kirchner, Sicherheitsbeauftragter beim FCN. Was kein Wunder wäre angesichts der nicht gerade berauschenden Leistungen beider Mannschaften in der bisherigen Saison. Kirchner ist optimistisch, dass die ruhige Stimmung bleibt: "Wir gehen davon aus, dass das die übrige Woche noch anhält."

Nichtsdestotrotz: Das Derby wird - wie immer - als Risikospiel eingestuft. Für die Polizei heißt das, dass sie auf strikte Fan-Trennung setzt. Aus Sicht der Polizei ist das in Nürnberg leichter zu bewerkstelligen als bei Spielen in Fürth. Dort waren beim letzten Derby sage und schreibe rund 900 Polizisten im Einsatz. "Die Anreise ist in Nürnberg einfacher", sagt Polizeisprecherin Elke Schönwald. Das Stadion liegt vergleichsweise isoliert und nicht, wie in der Nachbarstadt, mitten im Wohngebiet.

Die Fürther Ultras sollen am kommenden Samstag möglichst gemeinsam mit Sonderzügen der U-Bahn zur Nürnberger Messe fahren. Die Polizei führt sie von dort zu den Gästeblöcken im Frankenstadion. Nach Ende des Spiels geht es für sie auf demselben Weg zurück nach Fürth.

"Bei 34 Personen wurden präventiv polizeiliche Maßnahmen ergriffen", fährt Schönwald auf Anfrage fort. Es geht um Fans aus den Reihen der Nürnberger Ultras und der Banda di Amici, eine Gruppierung, die sich von den Ultras abgespalten hat. Die einschlägig bekannten Fans haben Meldeauflagen bekommen. Das heißt, dass sie zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein müssen. Damit will die Polizei verhindern, dass sie Krawall machen. Andere dürfen erst gar nicht im Stadion oder in der Nähe der Anreisestrecken auftauchen.

Noch nicht ausverkauft

Für die Sicherheit innerhalb der Stadien sind originär die Vereine zuständig. Die Ordner wurden angehalten, ganz genau hinzuschauen, damit keine Pyrotechnik hineingeschmuggelt wird. Das ist beim letzten Derby in Fürth ordentlich misslungen.

Noch ist das Frankenderby nicht ausverkauft. Der Vorverkauf lief dieses Mal vergleichsweise schleppend. Kirchner vom FCN rechnet jedoch damit, dass bis Samstag alle Karten weg sind. An die Fürther Fans gingen etwas mehr als 4000 Tickets. "Unsere Fans freuen sich aufs Derby. Es hat nach wie vor einen unglaublichen Reiz", sagt SpVgg-Sprecher Immanuel Kästlen. Er glaubt, "dass wir uns auf unsere Fans verlassen können". Soll heißen: Dass von ihnen keine Aggression ausgeht.

Auch Kirchner sieht bislang "keine Hinweise" darauf, dass das Derby aus dem Ruder laufen könnte. Der Verein sei in Sachen Sicherheit mittlerweile ganz anders aufgestellt als noch vor dem Pokalspiel 2011, sagt er. "Eine Gewähr hat man allerdings nie."

Auch damals spielten sich hässliche Szenen ab: Rund 200 zum Teil vermummte Fans aus den Reihen der Nürnberger Ultras stürmten im Frankenstadion nach dem Abpfiff das Spielfeld und rannten auf die Fürther Fans zu. Sie bewarfen diese mit Schneebällen. Zumindest schneien soll es nicht am Samstag.

Das Video wird präsentiert von Franken Fernsehen

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