Derbytag in Fürth: Viel Lärm um Nichts

25.11.2012, 12:25 Uhr
Derbytag in Fürth: Viel Lärm um Nichts

© Sportfoto Zink

Wolf Nanke ist stinksauer. Der 69-jährige Fanbetreuer der Spielvereinigung steht am Samstag um kurz vor 12 an der Fürther Ludwigsbrücke und schimpft. "Ich weiß nicht, warum wir zusammen mit dem Club ein Konzept aufstellen, wenn die hier alles über den Haufen werfen! Wir hatten ein Treffen nach dem anderen, und jetzt das!"

Mit "die" meint Nanke die Polizei. Die Beamten haben sich an der Ludwigsbrücke versammelt und einen Trupp von mehreren hundert Clubfans auf der Kreuzung umringt. Jetzt stehen sie da, und nichts geht voran. Drüben am Rathaus stünden die Fürther Fans, es sei zu gefährlich. Nanke wird laut, die Beamten ebenso, und ihrer Aufforderung, jetzt endlich die Stufen neben der Brücke runterzugehen, um aus dem Weg zu sein, kommt der Fürther Veteran nur zögerlich nach. Und schimpft weiter.

Am Schimpfen sind auch zahlreiche Passanten, die man am Morgen bei viel Sonnenschein in der Innenstadt trifft. Das Sicherheitsaufgebot ist enorm, überall sind Einsatzwagen, an fast jeder Straßenecke stehen Polizisten, freundlich zumeist, aber nicht selten nervös. Etliche Straßen sind komplett gesperrt. Viele müssen Umwege in Kauf nehmen, eine Frau beispielsweise muss mit dem Kind zum Arzt und kommt nicht weiter.

Zugegeben: Leicht ist die Aufgabe nicht, die die Polizei zu bewältigen hat. 2500 Fürther Fans (laut Nanke) am Rathaus, mehrere größere Gruppen Clubfans (insgesamt auch mehr als 2000) unterwegs von der U-Bahn-Station Stadthalle Richtung Laubenweg. Dazu immer wieder die sogenannten Kleingruppen, die nun doch in der Fürther Innenstadt unterwegs sind - Normalos und Szene-Leute, Fürther und Cluberer.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass man es deutlich einfacher hätte haben können. Das Chaos im Vorfeld des Spiels, ausgelöst durch den gescheiterten Versuch der Stadt Fürth, den Clubfans das Betreten der Innenstadt zu verbieten und so nebenbei die Grundrechte auszuhebeln, hat kurz vor dem Spiel unnötig für Ärger gesorgt. Der ursprünliche Plan war hinfällig, zumindest theoretisch könnte es jetzt gleich an mehreren Orten zur Sache gehen - tut es aber nicht. 

Stattdessen scheint die Sonne, die Stimmung ist friedlich. Auch beim Marsch der Cluberer durch die Kleeblattstadt, der nun gegen den Willen der Stadt doch stattfindet. Besser gesagt sind es mehrere, die sich schließlich an der Ludwigsbrücke vereinen und den Rest des Weges gemeinsam gehen. Begleitet von viel Polizei, die so einen Großteil der Clubfans im Blick hat - man hätte es vorher wissen können, dass es eigentlich nur so gehen kann.

Derbytag in Fürth: Viel Lärm um Nichts

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Die Sprechchöre sind unflätig, klar, aber Aggression sieht anders aus. Entsprechend zufrieden ist die Polizei mit dem Verlauf des Derbytags. Das Konzept der strikten Fantrennung "hat sich bewährt", heißt es am Samstagabend. Ein direktes Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fans habe verhindert werden können. Ein paar wenige Fans, neun an der Zahl, seien festgenommen worden, allesamt wegen kleinerer Delikte. Zwei Fürther hätten sich untereinander geprügelt. Ein paar Böller, die ziemlich laut waren, ein paar Rennereien gab es auch. Das war's.

Am Ende bleibt festzuhalten: Die Sicherheitskräfte haben am Samstag einen guten Job gemacht. Aber im Vorfeld war das alles andere als überzeugend, was Polizei und Stadt Fürth als Sicherheitskonzept präsentierten. Dass es friedlich blieb, das ist vor allem der Vernunft der Fans zu verdanken. Die Clubfans hatten - wie zuvor im Szene-Blog "Ya Basta!" angekündigt, kein Interesse daran, Stunk zu machen. Die Fürther auch nicht so richtig. Vielleicht sind  Fußballfans halt doch nicht so schlimm, wie man immer tut. 

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