Deutsche Meisterschaft in Nürnberg macht Lust auf Fechten

13.3.2014, 15:01 Uhr
Deutsche Meisterschaft in Nürnberg macht Lust auf Fechten

© Weigert

Das mit dem Fechten ist immer so eine Sache. Manchmal verstehen selbst die Fechter nicht, wann und warum ein Treffer zählt. Für Zuschauer ist es noch schwieriger, einen Einblick in diesen Sport zu bekommen, vor allem, weil sie es in der Regel nur alle vier Jahre zu den Olympischen Sommerspielen versuchen. Dort gibt es verschiedene Wettbewerbe mit für Laien ziemlich gleich aussehenden Waffen.

Für Fechter allerdings sind die Unterschiede grundlegend. So grundlegend, dass bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg nur Säbelfechter zusammenkommen. Kein Florett und kein Degen wird in der Halle zu sehen sein. Und wenn Sie diesen Text gelesen haben, werden Sie es sogar nachprüfen können.

Florett und Degen sind reine Stoßwaffen. „Beim Florett zählen nur Treffer am Rumpf, beim Degen am gesamten Körper. Beim Säbel hingegen an Rumpf, Armen und Kopf“, sagt Alexandra Hell. Die 16-Jährige hat früher selbst Florett gefochten, zählt nun aber zu den größten Nachwuchstalenten im Säbelfechten und startet für den Fechterring bei der Deutschen Meisterschaft.

Ihre Waffe, der Säbel, ist deutlich schwerer als Florett oder Degen. Die Glocke, also der Schutz am Griff, ist größer und halbkugelförmig um die Hand gezogen. „Der Säbel als Stoß- und Hiebwaffe macht das Duell viel dynamischer“, sagt Hell.

Stichfestes Polizei-Material

Bevor es losgeht, müssen sich die Fechter aber ihre spezielle Schutzkleidung anziehen. Das kann ein paar Minuten dauern: Als Frau nimmt Hell zuerst einen Brustschutz aus Plastik, darüber kommt eine Unterziehweste, als Schutz für den Fechtarm. „Die zweite Weste und die Hose sind stichfest“, sagt Hell. Aus dem gleichen Material sind auch die kugelsicheren Jacken der Polizei.

„Als Letztes ziehe ich mir die E-Jacke drüber.“ Eine Berührung der Säbelklinge mit der gegnerischen E-Weste, E-Maske oder dem gegnerischen E-Handschuh schließt einen Stromkreis, der einen gültigen Treffer anzeigt.

Zum Schluss kommt noch die Maske. Nur an ihrem braunen Pferdeschwanz ist Hell noch zu erkennen. Ihre Augen gewöhnen sich schnell an die Sicht durch das feinmaschige Gitter.

Im Gefecht geht es dann nur um die Treffer, während bei Florett und Degen Punkte auf Zeit zählen. „Mit dem Säbel wird nicht lange taktiert, sondern direkt nach dem Start passiert etwas, die Angreifer rennen einfach los.“

Genau reglementiert

Man darf sich allerdings nicht zwei Fechter vorstellen, die tatsächlich aufeinander losrennen. Die Schrittfolgen auf der Bahn, der Planche, sind genau reglementiert. Gut vier Meter stehen die Duellanten in ihren weißen Schutzkleidungen voneinander entfernt. Durch einen schnellen Ausfallschritt startet einer den Angriff. Sein Gegner kann parieren und dabei einen Gegenangriff probieren. Wie bei so vielem im Fechten gibt es dafür französische Fachbegriffe.

Ein Beispiel: Bei Parade-Riposte wehrt Hell einen Angriff ab und schlägt sofort zurück. In Echtzeit ein schwer zu verfolgender Zug, denn er muss exakt ausgeführt sein, sonst zählt der Treffer nicht.

Bereits seit elf Jahren ist Hell Mitglied im Nürnberger Fechterring. „Ich werde oft gefragt, ob die Hiebe nicht wehtun“, sagt sie. „Aber die Schutzkleidung ist so gut, dass es nur manchmal blaue Flecken gibt.“

Dass ihr Sport für Zuschauer so kompliziert ist, kann sie verstehen. „Ich habe selbst lange gebraucht, um als Schiedsrichter Treffer geben zu können“, sagt Hell. Selbst auf höchstem Niveau gibt es oft Diskussionen. Und falls es dann doch etwas zu schnell geht: Immer wenn es piepst, ist ein Treffer gefallen. Im Zweifel für den, hinter dem ein rotes oder grünes Lichtlein blinkt.
 

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