Die Schirmherrin war angetan von den Kick-Künsten

28.6.2011, 00:00 Uhr
Die Schirmherrin war angetan von den Kick-Künsten

© Wolfgang Zink

Und die Fußball-Bundesligaspielerin redete dabei auch gleich noch pro domo, schließlich ist sie selbst mit 1,62 Meter nicht übermäßig groß gewachsen, dafür wendig und technisch überaus beschlagen.

Acht Mädchenteams spielten dabei in der einstigen Quelle-Versandhalle auf zwei Courts die Frauen-Weltmeisterschaft nach, schlüpften gewissermaßen in die Rollen der Teilnehmer am Weltturnier. Und würden sich die Mannschaften bei der „echten“ WM nach den Resultaten des Nürnberger Turniers richten, gäbe es einige Überraschungen: So trafen in der Kickfabrik im Finale mit Frankreich gegen Kanada doch zwei Außenseiter aufeinander, wobei sich am Ende die Europäerinnen hauchdünn durchsetzten. Beim Abpfiff der regulären Spielzeit von zwölf Minuten stand es 1:1, nach dem Elfmeterschießen hatten „Les Bleues“ mit 5:4 die Nase vorn – und das, obwohl die „Retro chicks“ alias Kanada in der Vorrunde keinen einzigen Punkt abgegeben hatten. Die Ränge drei und vier belegten Schweden und WM-Gastgeber Deutschland.

Jeweils vier Vereinsteams (FC Altdorf, SpVgg 2000 Mögeldorf, DJK SV Pilsach, TV 48 Erlangen) und Freizeitmannschaften – die jedoch unübersehbar vielfach aus Spielerinnen verschiedener Vereine zusammengesetzt waren – hatten sich für das Hallenturnier unmittelbar vor dem Beginn der Weltmeisterschaft gemeldet, einige andere Mannschaften hatten kurzfristig abgesagt, was den Spielplan ein wenig durcheinander brachte.

„Es sind ein paar richtig gute Fußballerinnen dabei“, konstatierte an der Bande als aufmerksame Beobachterin Julia Simic, die in der Frauen-Bundesliga in ihre siebte Saison beim FC Bayern München geht. Bei verschiedenen Nürnberger und Fürther Vereinen ist die 22-Jährige fußballerisch groß geworden, ehe sie in die Landeshauptstadt wechselte.

Die jungen und noch unerfahrenen Erlangerinnen grämten sich angesichts ihrer durchweg deutlichen Niederlagen im Nachhinein keineswegs. Schlüpfte „U19“-Europameisterin Simic doch in ihre Fußballklamotten, um sie zu verstärken – wenn auch angesichts der notwendigen Zurückhaltung ohne zahlenmäßigen Erfolg. Und sie stand zwischen den einzelnen Partien all denen zur Verfügung, die sich mal zusammen mit einer gestandenen Bundesligaspielerinnen ablichten lassen wollten.

„Das Niveau ist im Großen und Ganzen echt in Ordnung“ attestierte die gebürtige Nürnbergerin Simic den Fußballerinnen, die durch die Bank jünger als sie selbst waren, obwohl das Turnier auch älteren Kickerinnen offen gestanden wäre. „Die Mädels sind mit großem Engagement bei der Sache, aber fair – man sieht kaum Fouls“, freute sich die die Schirmherrin. Und wenn dann doch mal eine der Akteurinnen grätschte, pfiff Hausherr Erwin Gietl, der auch als Schiedsrichter amtierte, energisch dazwischen.

Wie viel Spaß der 22-Jährigen das Turnier in ihrer Geburtsstadt machte, bewies allein schon die Tatsache, dass sie – anders als urpsrünglich geplant – die gesamte Turnierdauer über in der Halle weilte, die Spiele verfolgte und geduldig die Fragen der Medienvertreter zur Weltmeisterschaft beantwortete, die sie selbst nur knapp verpasst hatte. „Im Moment sind andere eben noch stärker als ich“, konstatierte sie da trocken.

Als clever erwiesen sich übrigens die Mögeldorfer Kickerinnen: In ihrer Partie gegen das Team aus Pilsach schossen sie direkt vom Anstoß weg das Führungstor, während die Gegnerinnen geistig offenbar noch nicht so recht auf dem Court standen.

Übersteiger, Hackentricks, elegante Körpertäuschungen, all das gab es in den imaginären WM-Spielen auf Hallenboden zu sehen, der technische Schwächen sofort und gnadenlos bestrafte. Und obwohl auch ein Verbandsschiedsrichter an der Bande stand, wurden die Verbandsvorschriften nicht so streng ausgelegt. Ohrschmuck war ebenso auf dem Feld zu sehen, wie nicht alle Spielerinnen Schienbeinschoner unter die Stutzen gesteckt hatten.
 

Verwandte Themen


Keine Kommentare