Die Sharks beißen sich zum Derby-Sieg

28.7.2016, 07:04 Uhr
Die Sharks beißen sich zum Derby-Sieg

© Harald Hofmann

Für Leroy Stevens war es eine überraschend erfolgreiche Saison. Alleine schon, weil der 25-Jährige sie unverletzt beenden konnte. Zum ersten Mal in vier Jahren. In den meisten anderen Sportarten würde man es unermessliches Pech nennen, so oft auszufallen. Beim American Football hingegen kann das schon mal vorkommen. Stevens ist in den USA aufgewachsen, er hat mit dem Leder-Ei gekickt wie Erlanger Jungs mit einem Fußball. Als Sechsjähriger kam er nach Deutschland. Hier kannte bis vor Kurzem nur eine kleine Gemeinschaft Regeln und Teams des American Football, ehe die NFL, die National Football League, auch im deutschen Fernsehen ein breiteres Publikum erreichte.

Die Erlanger Football-Fans aber trifft man auf und neben dem grünen Rasen an der Kurt-Schumacher-Straße. Dort trägt das Bayernliga-Team der Spielvereinigung seine Heimspiele aus. Zum Saisonfinale steht das Derby gegen die Franken Timberwolves aus Fürth an. Zuvor hat die Jugend-Spielgemeinschaft der beiden Vereine noch das U 13-Endspiel um die Bayerische Meisterschaft verloren.

Wenn die Männer-Teams aufeinander treffen, ist es auf dem Platz mit der Freundschaft vorbei. In der Liga ging es für die Erlangen Sharks um nicht mehr viel, die Play-offs waren nur noch theoretisch erreichbar. Auch die Fürther hätten selbst bei einem Sieg darum zittern müssen. Es ging einzig um die Ehre, und natürlich um einen guten Saisonabschluss.

„Wir spielen seit 2009 immer wieder gegeneinander“, sagt Jens Löschke, der Chefcoach der Sharks. Zu Beginn geht es hin und her, die Angriffe der Offense bei Ballbesitz auf dem Feld und die Abwehrreihe der Defense, wenn der Gegner das Ei hat. Die übrigen Spieler stehen an der Seitenlinie, feuern an, jubeln und schimpfen. Mittendrin stapft Coach Löschke, Baseball-Cap auf dem Kopf, das Heft mit den rund 25 Spielzügen in der Hosentasche, auf und ab. Die Zuschauer sitzen auf kleinen Tribünen in der Sonne. Amerikanisch-englische Flüche und deutsche Taktik-Analysen vermischen sich im Stimmengewirr. Ein kleiner Junge läuft aufs Spielfeld, während sich am anderen Ende muskelbepackte Hünen aufeinander werfen. Manche Spielzüge sind gut zu erkennen, bei anderen sieht man kein einziges Mal das Leder-Ei.

Die Timerwolves versuchen es mit weiten Pässen, die allerdings noch nicht ankommen. Erlangen spult das altbekannte Laufspiel ab. Manche würden sagen, es ist die einfachere Taktik, wie lange Bälle beim Fußball. Löschke aber sagt: „Das ist unsere Identität. Es ist physischer Football.“ Erlangen spielt so seit Jahren. „Die anderen witzeln, wir hätten nur einen Spielzug. Aber wir haben Erfolg.“ Im zweiten Viertel sprintet Leroy Stevens über 25 Yards allen davon zum Touchdown. Die Erlanger holen auch den Extrapunkt und wenig später läuft Stevens erneut zum Touchdown mit Extrapunkt — 16:0. Eigentlich hatte er in der Defense spielen sollen, auch um sich nicht doch wieder zu verletzen. „In der Offense war ich nur als Joker eingeplant.“ Wie gut, dass der Coach ihn im Derby gezogen hat.

Noch vor der Halbzeitpause kommen die Gäste auf 8:16 heran, im dritten Viertel legen sie nochmals zu. Plötzlich funktioniert das Passspiel, während sich die Sharks einen Fehler nach dem anderen erlauben und zu viele Strafen kassieren. Als einmal ein Erlanger einen Schiedsrichter anmeckert, im American Football besonders hart zu ahnden, tobt der Coach am Spielfeldrand. „Ich habe mein Cool verloren“, sagt er hinterher. „Wir waren oft zu unkonzentriert.“ Nach dem dritten Viertel liegen die Erlanger mit 16:24 zurück. „Aber dann haben wir uns noch einmal zusammengerissen“, sagt Löschke. Stevens erläuft einen Touchdown, die Defense verteidigt in den letzten Minuten kurz vor der eigenen Endzone stark. Dann fallen sich die Sharks in die Arme.

Vor dieser Saison hatten sie einige Stammspieler verloren. „Für ein Drittel des Teams war es die erste Bayernliga-Runde überhaupt“, sagt der Trainer. „Es war eine Achterbahnfahrt, aber jetzt sind wir zufrieden.“ Zum ersten Mal seit 2011 haben die Sharks eine Saison mit einem Sieg beendet. „Wir haben stark gebissen am Ende“, sagt Stevens. Irgendwann würde er gerne in der Regionalliga spielen. Jetzt ist aber erst einmal Sommerpause. Auch die kann der Erlanger nun erstmals ohne dickes Knie genießen.

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