Die unvollendete FCN-Karriere des Alexander Esswein

6.1.2014, 07:00 Uhr
Bankangestellter: Alexander Esswein nahm in dieser Saison meistens auf der Ersatzbank Platz.

© Sportfoto Zink / DaMa Bankangestellter: Alexander Esswein nahm in dieser Saison meistens auf der Ersatzbank Platz.

Ein einziges Mal verfinstert sich die Miene von Gertjan Verbeek an diesem Samstagnachmittag, an dem sie Aufbruchstimmung verbreiten wollen. Nürnbergs Trainer hat gerade darüber gesprochen, dass man den Abstiegskampf offensiv angehen will, als er nach Alexander Esswein gefragt wird, einem Offensivspieler, der nun nicht mehr für den Club stürmt, sondern für den FC Augsburg. Ob er nicht glaubt, dass Esswein hätte helfen können in der Rückrunde, wurde Verbeek gefragt. „Dann hätte ich ihn behalten“, sagt Verbeek. Mehr sagt er nicht zu diesem Thema.

Essweins Wechsel nach Augsburg ist das etwas plötzliche Ende einer Beziehung, die anfangs so vielversprechend und glücklich gewirkt hatte. Da das Talent, das zwar schon in jungen Jahren Deutscher Meister geworden war mit dem VfL Wolfsburg, das aber zuletzt ausgeliehen war nach Dresden in die dritte Liga. Dort ein Verein, der diesem jungen Spieler die Möglichkeit gibt, sich in der Bundesliga zu beweisen.

Esswein nutzte die Gelegenheit: Als es darauf ankam, wenn es ein wenig kriselte im Club, war Verlass auf Alexander Esswein. 1:0 gegen Augsburg, Tor: Esswein. 2:0 gegen Hertha, das erste Tor: Esswein. 2:1 gegen Köln, das erste Tor: Esswein. 1:0 in Bremen, Tor: Esswein. Dem flinken Stürmer gelangen in den Schlüsselspielen der Saison 2011/12 spektakuläre Treffer.

Jetzt bleibt Essweins Karriere am Valznerweiher eine unvollendete. Angedeutet hat sich das schon länger. Trotz der entscheidenden Tore war ja schon Essweins erstes Jahr beim 1.FCN kein durchweg glückliches. „Unter dem Strich kommt zu wenig dabei heraus“, sagte Dieter Hecking im Winter 2011 über Essweins Bemühungen. Das Gefühl, dass da ein Hochbegabter etwas zu leichtfertig mit seinen Möglichkeiten umgeht, hatten später auch noch andere. „Ich kann nicht Jo-Jo-Fußball spielen in der Bundesliga. Er muss lernen, mit seinen Begabungen seriös umzugehen“, sagte Hecking — aber Esswein blieb ein Jo-Jo-Spieler. Glänzende Auftritte wechselten zu oft ab mit misslungenen, im Februar 2013 machte sich darüber auch Esswein Gedanken.

„Die schwerste Zeit meiner Karriere“, sagte Esswein damals, „das erste richtige Tief.“ Er hat sogar Rat bei einem Sportpsychologen gesucht, besser wurde es nicht. Im März gelang ihm noch einmal ein starker Auftritt, beim 2:1-Erfolg in Augsburg überragte Esswein. Aber auch in dieser Saison gab Esswein nur den Nebendarsteller — mitunter den tragischen.


Vielleicht, hat Raphael Schäfer kürzlich in einem Interview mit dem kicker sinniert, wäre ja in dieser so glücklosen Hinrunde alles anders gekommen, wenn Esswein im sechsten Saisonspiel gegen Dortmund getroffen hätte. Es lief die Nachspielzeit, es stand 1:1 und Esswein war alleine vor dem Tor. Aber er traf nicht. „Kann sein, dass unser Trainer heute anders heißen würde, wenn Alex damals getroffen hätte“, sagte Schäfer. Jetzt heißt der Trainer Verbeek und hat keine Verwendung mehr für den 23-jährigen Esswein.

„Ich möchte der Mannschaft helfen, damit wir unser Saisonziel erreichen“, sagte Esswein bei seiner Vorstellung in Augsburg. In Nürnberg haben sie ihm das nicht mehr zugetraut.

5 Kommentare