Edgar Prib: Vom Balljungen zum Bundesligaprofi

15.5.2012, 19:22 Uhr
Edgar Prib: Vom Balljungen zum Bundesligaprofi

© Sportfoto Zink

So ist eine Geschichte überliefert, die durchaus wahr sein könnte. Mit den Nachbarjungs kickte der Mittelfeldspieler regelmäßig und soll, vom eigenen Ehrgeiz und den Blicken der Kids angestachelt, schon mal eine Wette vorgeschlagen haben: Es ging darum, vom Bolzplatz aus sein Grundstück zu treffen. Prib versuchte sich, verfehlte den hauseigenen Rasen nur knapp, traf dafür aber sein Auto und hinterließ eine beträchtliche Beule. Wie gesagt, eine Anekdote, die aber durchaus wahr sein könnte.

Prib vereint alle Tugenden eines Straßenfußballers alter Schule in sich. Fußball ist sein Leben, sein Beruf ist mehr Berufung als sonst was. Prib lebt die Lust am Spiel, irgendwo und irgendwie tänzelt er immer mit einem Ball herum. „Eddy ist ein geiler Kicker“, hat es sein Trainer Mike Büskens in der Meistersaison mal auf den Punkt gebracht.

Durchaus bemerkenswert ist auch Pribs Vereinstreue. Mit sechs Jahren trat der Spross russischer Auswanderer erstmals bei der Spielvereinigung gegen einen Ball. Seitdem trägt er das Trikot mit dem dreiblättrigen Kleeblatt auf der Brust. Als Balljunge war er seinen Idolen nahe, später stand er im Fanblock. Dort, wo sie ihren Eddy ganz besonders schätzen. Auch, weil er sich immer zum Verein, dessen Herkunft und Zielen bekennt.

So war es natürlich eine ganz besondere Geschichte, als ausgerechnet er Ende des letzten Jahres zum entscheidenden 1:0 im Pokal-Achtelfinale beim Erzrivalen 1.FC Nürnberg traf. Noch dazu war es sein erstes Kopfballtor im Profigeschäft. Sekunden, nachdem der Ball im Netz zappelte, rannte Prib auf die mit einem kleinen Fähnchen des Erzrivalen verzierte Eckfahne zu und ließ ihr einen wenig zärtlichen Kungfu-Tritt zuteil werden. So etwas sagt mehr als tausend Worte.

Es war zweifellos einer der emotionalen Höhepunkte für den 22-Jährigen, der binnen weniger Tage alle Facetten des Geschäfts durchleben durfte. Kurz zuvor war Prib bundesweit als der „Pfostendepp“ verspottet worden, weil er beim Spiel in Frankfurt den Torwart bereits ausgespielt hatte, völlig freistehend aber den Ball nicht im Tor unterbrachte.

Millionen lachten mit auf dem Internet-Portal „Youtube“, TV-Spötter Stefan Raab machte den unglaublichen Pfostentreffer dann wirklich in fast allen deutschen Haushalten bekannt. „Jetzt bin ich eine Legende“, befand der Kunstschütze selbst und ging trotz des verpassten Sieges in Frankfurt augenzwinkernd mit der Situation um.

Es war wie das Sinnbild einer ganzen Saison: Mal blühte Prib in der Position hinter den Spitzen auf, mal musste er auf der Außenbahn aushelfen und fiel nicht besonders auf. Zu wenig für ein großes Talent, das bereits bei Borussia Dortmund auf dem Zettel stand, aber durchaus menschlich. „Ich muss mich weiterentwickeln“, meint Prib im Rückblick gewohnt selbstkritisch: „Ich werde versuchen, das Niveau konstant hoch zu halten.“

In der Beletage könnte sein Stern voll aufgehen, und die hollywoodreife Geschichte lebt er ohnehin jeden Tag: Vom Fürther Balljungen zum Profi in der Bundesliga – der Traum des Eddy Prib.

3 Kommentare