Edu: Die letzte Fürther Patrone

17.9.2012, 07:00 Uhr
„Gut gearbeitet“: Sein Trainer lobte ihn, doch bei allem Fleiß, auch Edu konnte sich gegen starke Widersacher nur höchst selten in Schussposition bringen.

© Sportfoto Zink / JüRa „Gut gearbeitet“: Sein Trainer lobte ihn, doch bei allem Fleiß, auch Edu konnte sich gegen starke Widersacher nur höchst selten in Schussposition bringen.

„Erst bin ich zu den Fürthern“, erläuterte Asamoah, „und erst dann zu den Schalkern.“ Das sei eine Frage des Respekts.

Bekanntlich verbrachte der Ex-Nationalspieler den wesentlichen Teil seiner Fußballkarriere in Diensten der Gelsenkirchener Traditionsklubs. Sein Konterfei hängt dort in der „Ehrenkabine“, also in der Ruhmeshalle der Knappen. Erst seit der vergangenen Winterpause stürmt Asamoah für Fürth.

Als am Samstag im Ronhof die 77. Spielminute angebrochen war und Kleeblatt-Trainer Mike Büskens seinen prominenten Ersatzspieler mit der Egalisierung des zwischenzeitlichen 0:1- Rückstands beauftragt hatte, geschah etwas, das sich in der Bundesliga in dieser Form höchst selten, vielleicht sogar noch nie zugetragen hat.



Wie üblich beschränkte sich der Stadionsprecher bei der Ankündigung der Eingewechselten auf die Nennung des Vornamens: „Geeeraald...“ Normalerweise intonieren die Fachkundigen im eigenen Anhang danach lautstark, wie der Mann mit vollem Namen heißt. Diesmal brüllten fast alle im Stadion – auch die Schalker: „Asaamoaaah!“

Bei aller Verehrung, die Asamoah selbst „ein bisschen unangenehm“ war – die Beseitigung des Fürther Offensivproblems symbolisierte der Altstar auch diesmal nicht. Büskens plant seinen permanent fröhlichen langjährigen Weggefährten aus Schalker Tagen ohnehin nur noch als Joker, Hilfsausbilder und Stimmungsaufheller ein. Seit neuestem soll mit dem Brasilianer Eduardo Gonçalves de Oliveira, kurz: Edu, ein weiterer Ex-Schalker die nötigen Tore für den Klassenerhalt erzielen. Die Partie gegen seinen Arbeitgeber, von dem er nur ausgeliehen wurde, war sein erstes Punktspiel fürs Kleeblatt.



Wie er sich dabei gefühlt hat, war nicht zu erfahren. Nach dem Spiel beorderte Büskens erst mal sein ganzes Personal in die Kabine. Manche standen hinterher noch für Interviews zur Verfügung, Edu nicht. Sein Trainer zeigte sich einigermaßen zufrieden mit dem Debüt des 30-Jährigen. „Er hat gut gearbeitet gegen einen Top-Innenverteidiger wie Papadopoulos“, lobte Büskens. „Es lag auch an ihm, dass wir öfter im gegnerischen Sechzehner waren.“ Er meinte: öfter als in der Partie gegen den FC Bayern.

Teure Einkäufe nicht im Kader

Sehr viel mehr als Einsatz bis zur Erschöpfung, einen Torschuss und eine kluge Vorlage für den damit überforderten Fürstner, hatte Edu allerdings noch nicht zu bieten. Außerdem scheint der bullige, früher auch für Bochum und Mainz aktive Stürmer nicht der Schnellste zu sein.

So oder so, den Fürthern bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass in den kommenden Wochen wenigstens dieser Sommerzugang einschlägt. Edu ist so etwas wie die letzte Patrone des Aufsteigers – zumindest bis zur Winterpause. Am Samstag standen außer ihm nur Spieler in der Startelf, die bereits in der Aufstiegssaison das Trikot mit dem Kleeblatt auf der Brust getragen hatten.

Sogar bei seinen Einwechslungen vertraute Büskens ausnahmslos auf bekannte Kräfte. Relativ teure Einkäufe wie Zoltan Stieber (800.000 Euro) und Tobias Mikkelsen (500.000 Euro) tauchten diesmal nicht einmal im 18er-Kader der Fürther auf. Sie ließen sich unter anderem von Eigengewächs Ilir Azemi (20) den Rang ablaufen. Der Deutsch-Albaner deutete bei seinem Kurzeinsatz in der Schlussphase erneut an, dass er über die „Torgeilheit“ verfügen könnte, die Mittelfeldmann Stephan Fürstner von sich und seinen Kollegen verlangt.

„Wir kommen in der Bundesliga nicht mehr 15-mal in den gegnerischen Strafraum“, meint Torhüter Max Grün, „sondern nur noch drei-, viermal. Umso besser müssen die Fürther Stürmer sein.

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